Im Süden nichts Neues
Bayern München siegt zum Auftakt 3:1 gegen Hoffenheim – aber Sorgen um Coman
MÜNCHEN - War da was? Hatte Julian Nagelsmann vor dem Eröffnungsspiel der 56. Saison der Fußball-Bundesliga nicht versichert, seine von ihm angeleiteten Hoffenheimer würden nicht „alles versuchen“wollen, die Herrschaft des FC Bayern München zu beenden? Hatte er nicht sogar „ich strebe immer nach dem Maximalen. Und das Maximale ist der Titel“gesagt?
Doch, doch, das hatte er. Aber der erste Tabellenführer der neuen Saison war nach dem Eröffnungsspiel der gleiche wie am 34. Spieltag der abgelaufenen. Durch das hochverdiente, aber letztlich auch dank Mithilfe des Videobeweises turbulente und amüsante 3:1 (1:0) gegen die TSG Hoffenheim hat der FC Bayern sein siebtes Eröffnungsspiel hintereinander gewonnen und ist somit mit einem Erfolg in die Saison gestartet, die wohl auch nach Ansicht Julian Nagelsmanns mit dem siebten Titelgewinn hintereinander der Münchner enden wird.
Hoffenheim kann auch hacken
Man kann Nagelsmann aber wahrlich nicht vorwerfen, seine Hoffenheimer nicht weiterentwickelt zu haben über den Sommer. Jedenfalls präsentierten die Kraichgauer, sonst eher auch dem gepflegt rollenden Ball zugeneigt, in München ihre rauere Seite. Bisweilen wirkten sie, wenn sie robust die Münchner Offensivspieler angriffen, gar wie Holzhacker. Besonders oft das Opfer: Kingsley Coman. Mit dem Franzosen, der in München eigentlich als Linksaußen der Zukunft und als natürlicher Nachfolger Franck Ribérys angesehen wird, am Freitag aber einigermaßen überraschend Arjen Robben auf der rechten Seite vertrat, hatten die Hoffenheimer von Anfang an ihre Probleme.
Immer wieder vernaschte Coman die Hintermannschaft. Kurz vor Ende der ersten Halbzeit grätschte Schulz den trickreichen Flügelflitzer von hinten um. Coman fiel – und stand nicht mehr auf. Wegen eines Risses des Syndesmosebands oberhalb des linken Sprunggelenks hatte Coman die Schlussphase der letzten Saison und die WM in Russland verpasst, nun verließ er von zwei Betreuern gestützt den Rasen, ohne den linken Fuß auftreten zu können.
Als Coman den Platz verließ, führten die Münchner längst hochverdient mit 1:0. In der 23. Minute hatte der Bösinger Joshua Kimmich einen Eckball direkt auf den Kopf Thomas Müllers gezirkelt. Der ewig fährtensuchende Angreifer war hochgesprungen und hatte dem Ball so viel Schwung mitgegeben, dass der am nächsten stehende Adam Szalai sich schutzsuchend wegdrehte und der Ball an Oliver Baumann vorbei ins Tor flog.
Es war Müllers 105. Tor in der Bundesliga. Und zum dritten Mal nach 2010 und 2014 durfte er sich über den ersten erzielten Treffer der Bundesligasaison freuen. Damit ist Müller nun alleiniger Rekordhalter – vor Timo Konietzka, dem 1963 in Dortmunder Diensten das allererste Tor der Ligageschichte gelang und der auch 1965/66 in der Meistersaison seines TSV 1860 München den ersten Treffer der Spielzeit erzielte.
Von den Hoffenheimern war bis hierhin bis auf Fouls nichts zu sehen gewesen. Die Bayern bewiesen, dass sie auch unter ihrem neuen Trainer Niko Kovac, der letztlich im sechsten Versuch seinen ersten Sieg über Nagelsmann und Hoffenheim einfuhr, dominant auftreten können.
Robben gab sich in der zweiten Halbzeit alle Mühe, bald wieder Stammspieler zu sein. Doch in der 57. Minute glich erst einmal Hoffenheim aus: Adam Szalai vernaschte Boateng, traf zum recht schmeichelhaften 1:1. Die Bayern rannten nun zunehmend verzweifelt aufs zweite Tor. In der 85. Minute jubelten sie dann auch – zusammen mit Arjen Robben. Der hatte einen von Robert Lewandowskis zu lässig geschossenen und noch dazu zweifelhaften Elfmeter – Ribéry war allzu leicht gefallen – im Nachschuss verwandelt. Weil Robben zu früh in den Strafraum gelaufen war, wurde der Elfmeter wiederholt. Diesmal traf Lewandowski. Wenige Minuten später netzte auch Thomas Müller – allerdings per Hand, wie der Videobeweis ergab. Kurz vor Ende der regulären Spielzeit bekam dann aber Robben doch noch seinen Torjubel.