Beim liberalen Hoffest bekennt sich FDP-Abgeordnete zur Landwirtschaft
„Ohne Landwirte kein Essen“: Nicole Bauer zeigt Fachwissen und Erfahrung aus dem elterlichen Hof
LINDAU - Der Wahlkampf hat begonnen, für den Landtag wie auch den Bezirkstag. Deshalb hat der FDPKreisverband Lindau zum „Liberalen Hoffest“eingeladen, bei dem knapp 30 interessierte Bürger und Landwirte sowie der Präsident des Schwäbischen Bauernverbands, Alfred Enderle, mit der Bundestagsabgeordneten Nicole Bauer sowie den Direktkandidaten des Wahlkreises, Dominik Spitzer und Michael Käser, über die Landwirtschaft im Allgemeinen, die Unterstützung der Bauern bei Ernteausfällen sowie Digitalisierung des ländlichen Raums diskutiert haben. Dabei bezog Bauer eindeutig Position für die Landwirtschaft.
Mit der Landwirtschaft hat sich der FDP Kreisverband Lindau ein aktuelles Thema ausgesucht, das nicht nur die Bauern im Landkreis Lindau betrifft, sondern auch für den Bürger von Interesse ist. Nicht umsonst hielten sich Obstbauern und Bürger beim „Liberalen Hoffest“im Obsthof Nüberlin die Waage. Und für die FDP- Bundestagsabgeordnete Nicole Bauer ist der Zusammenhang zwischen den beiden Interessensgruppen klar: „Ohne Landwirte kein Essen.“
Zunächst hatte der Gastgeber und Vorsitzende der Erzeugergemeinschaft Lindauer Obstbauern, Martin Nüberlin, die aktuelle Situation der Obstbauern geschildert mit dem Fazit: „Ich vermag heute nicht zu sagen, ob es ein gutes oder ein schlechtes Obstjahr wird.“Alfred Enderle, Präsident des Schwäbischen Bauernverbands, sprach sich ausdrücklich gegen ideologische Diskussionen aus, ob im Pflanzenschutz oder der Wolfsdebatte. Denn „dort, wo der Fachverstand nach hinten gerät und die Ideologie nach vorn, wird´s schwer“, stellte er fest. Er forderte von Gesellschaft als auch von der Politik: „Die Wissenschaft muss die Basis sein für eine vernünftige Vorgehensweise.“Dabei kritisierte er, dass die Politik
Bauernverbandspräsident Alfred Enderle
nicht auf entsprechende EU-Studien reagiere, wonach in Deutschland nachweislich „systematisch“Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel „verschleppt“würden – was einen Wettbewerbsnachteil der deutschen Landwirte bedeute.
FDP will Pflanzenschutz in Deutschland
Dass die deutschen Bauern gegenüber anderen europäischen Landwirten Nachteile haben, dessen war sich auch Direktkandidat Dominik Spitzer sicher. Obwohl die Landwirtschaft nicht gerade sein Spezialthema sei, wie der 51-jährigen Arzt aus Kempten zugab, habe er gelernt zuzuhören, nachzufragen und die richtigen Schlüsse zu ziehen. Und aus der aktuellen Diskussion über die horrenden Versicherungssummen für deutsche Landwirte gegen Dürre und seinem Wissen, dass etwa Österreich die Versicherungen seiner Landwirte mit bis zu 85 Prozent bezuschusst, sprach er sich für eine Unterstützung aus, „aber mit Bedacht und vor allem mit Weitsicht“.
Nicole Bauer war der Stargast des Abends. Die 31-jährige Bundestagsabgeordnete aus Niederbayern überzeugte mit fundierten Fachwissen und eigener Erfahrung aus der elterlichen Landwirtschaft. Sie gab Enderle Recht, als sie davon berichtete, dass das Glyphosat-Thema auch im Bundestag ideologisch und damit dem gesellschaftlichen Trend entsprechend diskutiert werde. „Die FDP tritt dafür ein, dass es in Deutschland Pflanzenschutz gibt“, stellte sie klar, schränkte jedoch ein: „Ob Glyphosat dabei ist, das ist die Frage.“Dabei betonte sie, dass die FDP einer sogenannten Minderungsstrategie für Pflanzenschutz – „so, wie die Bundesregierung sie vorschlägt“– nur dann zustimmen werde, „wenn es Alternativen gibt“.
Zur aktuellen Versicherungsdiskussion sagte sie: „Die FDP steht für eine steuerfreie Vorsorge.“Einen Extra-Applaus bekam Bauer, als sie den Landwirten erklärte, dass ihre Partei die 70-Tage-Regelung für ausländische Erntehelfer beibehalten wolle. Und was die Digitalisierung des ländlichen Raumes betrifft, hält die studierte Wirtschaftsingenieurin dies für die Zukunft der ländlichen Gebiete für dringend notwendig. Deshalb sei es an „allen Parteien“, sich für den Ausbau eines flächendeckenden Breitband- und Mobilfunknetzes stark zu machen. Aber: „Das kann nur auf Landesebene passieren. Eine Kommune kann das allein nicht leisten.“
Auch zu den Reizthemen Wolf, Biber, Wildschwein und Kormoran bezog Bauer eindeutig Stellung und sprach sich neben Managementplänen, Ausstattung der Jäger und Aufklärung der Bevölkerung für eine Änderung des deutschen Jagdgesetzes aus.
„Die Wissenschaft muss die Basis sein für eine vernünftige Vorgehensweise.“ „Ob Glyphosat dabei ist, das ist die Frage.“ Bundestagsabgeordnete Nicole Bauer