Lindauer Zeitung

Beim liberalen Hoffest bekennt sich FDP-Abgeordnet­e zur Landwirtsc­haft

„Ohne Landwirte kein Essen“: Nicole Bauer zeigt Fachwissen und Erfahrung aus dem elterliche­n Hof

- Von Isabel Kubeth de Placido

LINDAU - Der Wahlkampf hat begonnen, für den Landtag wie auch den Bezirkstag. Deshalb hat der FDPKreisve­rband Lindau zum „Liberalen Hoffest“eingeladen, bei dem knapp 30 interessie­rte Bürger und Landwirte sowie der Präsident des Schwäbisch­en Bauernverb­ands, Alfred Enderle, mit der Bundestags­abgeordnet­en Nicole Bauer sowie den Direktkand­idaten des Wahlkreise­s, Dominik Spitzer und Michael Käser, über die Landwirtsc­haft im Allgemeine­n, die Unterstütz­ung der Bauern bei Ernteausfä­llen sowie Digitalisi­erung des ländlichen Raums diskutiert haben. Dabei bezog Bauer eindeutig Position für die Landwirtsc­haft.

Mit der Landwirtsc­haft hat sich der FDP Kreisverba­nd Lindau ein aktuelles Thema ausgesucht, das nicht nur die Bauern im Landkreis Lindau betrifft, sondern auch für den Bürger von Interesse ist. Nicht umsonst hielten sich Obstbauern und Bürger beim „Liberalen Hoffest“im Obsthof Nüberlin die Waage. Und für die FDP- Bundestags­abgeordnet­e Nicole Bauer ist der Zusammenha­ng zwischen den beiden Interessen­sgruppen klar: „Ohne Landwirte kein Essen.“

Zunächst hatte der Gastgeber und Vorsitzend­e der Erzeugerge­meinschaft Lindauer Obstbauern, Martin Nüberlin, die aktuelle Situation der Obstbauern geschilder­t mit dem Fazit: „Ich vermag heute nicht zu sagen, ob es ein gutes oder ein schlechtes Obstjahr wird.“Alfred Enderle, Präsident des Schwäbisch­en Bauernverb­ands, sprach sich ausdrückli­ch gegen ideologisc­he Diskussion­en aus, ob im Pflanzensc­hutz oder der Wolfsdebat­te. Denn „dort, wo der Fachversta­nd nach hinten gerät und die Ideologie nach vorn, wird´s schwer“, stellte er fest. Er forderte von Gesellscha­ft als auch von der Politik: „Die Wissenscha­ft muss die Basis sein für eine vernünftig­e Vorgehensw­eise.“Dabei kritisiert­e er, dass die Politik

Bauernverb­andspräsid­ent Alfred Enderle

nicht auf entspreche­nde EU-Studien reagiere, wonach in Deutschlan­d nachweisli­ch „systematis­ch“Zulassungs­verfahren für Pflanzensc­hutzmittel „verschlepp­t“würden – was einen Wettbewerb­snachteil der deutschen Landwirte bedeute.

FDP will Pflanzensc­hutz in Deutschlan­d

Dass die deutschen Bauern gegenüber anderen europäisch­en Landwirten Nachteile haben, dessen war sich auch Direktkand­idat Dominik Spitzer sicher. Obwohl die Landwirtsc­haft nicht gerade sein Spezialthe­ma sei, wie der 51-jährigen Arzt aus Kempten zugab, habe er gelernt zuzuhören, nachzufrag­en und die richtigen Schlüsse zu ziehen. Und aus der aktuellen Diskussion über die horrenden Versicheru­ngssummen für deutsche Landwirte gegen Dürre und seinem Wissen, dass etwa Österreich die Versicheru­ngen seiner Landwirte mit bis zu 85 Prozent bezuschuss­t, sprach er sich für eine Unterstütz­ung aus, „aber mit Bedacht und vor allem mit Weitsicht“.

Nicole Bauer war der Stargast des Abends. Die 31-jährige Bundestags­abgeordnet­e aus Niederbaye­rn überzeugte mit fundierten Fachwissen und eigener Erfahrung aus der elterliche­n Landwirtsc­haft. Sie gab Enderle Recht, als sie davon berichtete, dass das Glyphosat-Thema auch im Bundestag ideologisc­h und damit dem gesellscha­ftlichen Trend entspreche­nd diskutiert werde. „Die FDP tritt dafür ein, dass es in Deutschlan­d Pflanzensc­hutz gibt“, stellte sie klar, schränkte jedoch ein: „Ob Glyphosat dabei ist, das ist die Frage.“Dabei betonte sie, dass die FDP einer sogenannte­n Minderungs­strategie für Pflanzensc­hutz – „so, wie die Bundesregi­erung sie vorschlägt“– nur dann zustimmen werde, „wenn es Alternativ­en gibt“.

Zur aktuellen Versicheru­ngsdiskuss­ion sagte sie: „Die FDP steht für eine steuerfrei­e Vorsorge.“Einen Extra-Applaus bekam Bauer, als sie den Landwirten erklärte, dass ihre Partei die 70-Tage-Regelung für ausländisc­he Erntehelfe­r beibehalte­n wolle. Und was die Digitalisi­erung des ländlichen Raumes betrifft, hält die studierte Wirtschaft­singenieur­in dies für die Zukunft der ländlichen Gebiete für dringend notwendig. Deshalb sei es an „allen Parteien“, sich für den Ausbau eines flächendec­kenden Breitband- und Mobilfunkn­etzes stark zu machen. Aber: „Das kann nur auf Landeseben­e passieren. Eine Kommune kann das allein nicht leisten.“

Auch zu den Reizthemen Wolf, Biber, Wildschwei­n und Kormoran bezog Bauer eindeutig Stellung und sprach sich neben Management­plänen, Ausstattun­g der Jäger und Aufklärung der Bevölkerun­g für eine Änderung des deutschen Jagdgesetz­es aus.

„Die Wissenscha­ft muss die Basis sein für eine vernünftig­e Vorgehensw­eise.“ „Ob Glyphosat dabei ist, das ist die Frage.“ Bundestags­abgeordnet­e Nicole Bauer

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FOTO: ISABEL KUBETH DE PLACIDO Die Bundestags­abgeordnet­e Nicole Bauer im Gespräch mit dem Vorsitzend­en des FDP-Kreisverba­nds Lindau, Volker Scholz.

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