Mehr Güterzüge unterwegs
Route durch den Landkreis dient als Umleitung für gesperrte Arlberg-Strecke
KREIS LINDAU (ins) - Eine ungewöhnlich hohe Anzahl an Güterzügen beobachten dieser Tage die Anwohner der Bahnstrecke im Kreis Lindau. Zwischen Immenstadt und Lindau verkehren üblicherweise nur Personenzüge. Zur Zeit fahren nach Schätzung einer Hergatzerin täglich mindestens zehn lange Güterzüge mit 15 bis 30 Containern an ihrem Haus vorbei. Die Deutsche Bahn gibt zu der zusätzlichen Belastung nur knappe Auskunft: Wegen Bauarbeiten in Vorarlberg würden derzeit „einzelne Güterzüge“umgeleitet, erklärt ein Unternehmenssprecher auf Anfrage mit.
Tatsächlich handelt es sich nicht um einzelne Züge, sondern um den gesamten Schienen-Güterverkehr, der sonst über den Arlberg läuft. Die Arlbergstrecke ist seit 17. August wegen verschiedener Sanierungsarbeiten zwischen Öztal in Tirol und Bludenz gesperrt, sagt ein Sprecher der Österreichischen Bundesbahnen. Während die Zuggäste auf Busse umsteigen können, benötigen die Waren eine Ausweichstrecke: Bis zu zwölf Güterzüge täglich leiten die ÖBB auf das Allgäuer Netz um. Die gute Nachricht: Voraussichtlich ab dem Spätnachmittag des 3. September sind die Schienen über den Arlberg laut ÖBB wieder befahrbar. Der Landkreis Lindau dürfte dann also vom Güterverkehr wieder befreit sein.
„Züge jeglicher Herkunft dürfen zu jeder Zeit fahren“
Die Sperrzeit nutzt das Verkehrsunternehmen für verschiedene Erhaltungsmaßnahmen. Arbeiter verlegen unter anderem 11 000 Meter Gleise und acht Weichen, überprüfen und warten Tunnels, Brücken sowie Funkanlagen. Sie spülen Entwässerungskanäle durch, erneuern Durchlässe, sanieren Widerlager von Stützmauern und entfernen herabgefallenes Material aus Schutzzäunen. Auch Mäh- und Fällarbeiten entlang der Trasse werden derzeit erledigt.
Eine Information an Anwohner oder betroffene Gemeinden im Westallgäu über die zusätzliche Verkehrsbelastung entlang ihrer Schienen – wie sie etwa bei Baustellen an Zugtrassen rausgehen – hält die Deutsche Bahn laut einem Pressesprecher nicht für notwendig. Denn: „Schienen sind wie Straßen anzusehen, sie sind die Lebensadern Europas. Züge jeglicher Gattung und Herkunft dürfen im deutschen Schienennetz zu jeder Zeit fahren.“
Umstände im Schienenverkehr haben in den vergangenen Tagen Zuggäste hinnehmen müssen, die zwischen Kempten und Lindau unterwegs waren: Hier fuhren zwischen Samstag und einschließlich Dienstag keine Alex-Züge, die Kunden mussten in Busse umsteigen. Grund waren Störungen an Lokomotiven, erklärt Jörg Puchmüller, Pressesprecher der Länderbahn, auf Anfrage unserer Zeitung.
Sommerhitze macht den Alex-Loks zu schaffen
Für die Bedienung der genannten Strecken benötigt die Länderbahn vier bis sechs Lokomotiven. Wegen der hohen Temperaturen hätten sich an zwei Loks die Fehler gehäuft, sodass sie nicht zur Verfügung standen. Zudem hätten Firmen, die mit Instandhaltungsarbeiten beauftragt waren, Termine nicht eingehalten.
Darum mussten laut Alex-Sprecher Puchmüller über die vier Tage insgesamt 57 Verbindungen ersetzt werden. „Das Buskonzept hat im Großen und Ganzen funktioniert – mit gewissen Anlaufschwierigkeiten“, bilanziert der Unternehmenssprecher.