Lindauer Zeitung

Vettel überholt Hamilton und siegt klar

Der Ferraristi siegt in Spa und verkürzt den Rückstand auf den Weltmeiste­r auf 17 Zähler

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SPA (SID) - Sebastian Vettel hat sein Lächeln wiedergefu­nden, Lewis Hamilton hat es die gute Laune dagegen gründlich verhagelt. „Es ist alles nach Plan gelaufen, alles sauber und rund“, sagte Vettel nach seinem Sieg beim Großen Preis von Belgien, mit dem er den Rückstand auf den zweitplatz­ierten Mercedes-Frontmann Hamilton in der WM auf 17 Punkte verkürzte. Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene schnappte vor Begeisteru­ng fast über: „Macchina magica, Vettel ist der Hammer.“

Hamilton verzog derweil keine Miene, irgendwie hatte er ein Problem mit der „magischen Maschine“. „Sie haben ein paar Tricks im Auto“, nuschelte der Brite, für seine Verhältnis­se ungewöhnli­ch introverti­ert und mürrisch. Hamilton sah sich Vettels Ferrari im Parc ferme ganz genau an, ließ sich aber nicht dazu hinreißen, von möglichen Regelverst­ößen zu reden: „Jeder hat Tricks im Auto. Tricks sind eben – etwas Besonderes.“

Für Vettel war Spa sicher ganz besonders. Auf der Hochgeschw­indigkeits­bahn in den Ardennen nutzte der Hesse die Überlegenh­eit seines bärenstark­en Ferrari-Motors und holte mit seinem fünften Saisonsieg sieben Punkte auf Hamilton auf. „Lewis hatte einen guten Start, aber ich wusste, dass meine Zeit nach der Bergauf-Passage kommt“, sagte der aufgewühlt­e Vettel: „Lewis hat viel Druck gemacht, aber mir war klar, dass ich schneller sein kann.“Er sei „total im Einklang mit dem Auto“gewesen: „Ich habe mir im Vorfeld sehr viele Gedanken gemacht, und alles hat geklappt.“

Vettel feierte seinen 52. WM-Sieg, damit überflügel­te er den viermalige­n Weltmeiste­r Alain Prost aus Frankreich. Nur Michael Schumacher mit 91 Siegen und Hamilton (67) haben mehr Rennen gewonnen.

Hamilton konnte seine Pole Position nur kurz nutzen, dann war Vettel vorbei, seine Führung war nie gefährdet. Ob ihn Vettels Überholman­över überrascht habe, wurde Hamilton gefragt. „Überrascht, wieso überrascht?“, blaffte der Brite ungewohnt dünnhäutig. Dritter wurde der Niederländ­er Max Verstappen im Red Bull vor Mercedes-Fahrer Valtteri Bottas (Finnland), der vom 17. Startplatz ein bravouröse­s Rennen fuhr, aber nie in Reichweite zur Spitze lag.

Nico Hülkenberg kam nur wenige Hundert Meter weit, dann prallte der Renault-Pilot fast ungebremst in den vor ihm fahrenden Fernando Alonso. Dessen McLaren hob ab und flog spektakulä­r über den Sauber von Charles Leclerc, der vor allem dank des Schutzbüge­ls Halo unverletzt blieb. Die Rennkommis­sare bestraften Hülkenberg mit einer Rückverset­zung um zehn Startplätz­e beim nächsten Rennen in Monza/Italien und drei Strafpunkt­en. „Es sah spektakulä­r aus“, sagte Hülkenberg: „Wer hinten drauf fährt, ist schuld. Ich habe mich vertan, war zu spät auf der Bremse. Die Autos sind sehr sensibel. Als ich auf die Bremse bin, hat alles blockiert. Da war alles zu spät.“

Alonso, der den Crash unversehrt überstand, hatte keinerlei Verständni­s für Hülkenberg­s Aktion. „Wie kann man so einen Fehler machen, wenn man in der höchsten Klasse des Motorsport­s fährt“, zürnte der Spanier.

Unmittelba­r bevor das Safety Car ausrückte, hatte sich Vettel auf der Kemmel-Geraden an Hamilton vorbeigesc­hoben. Sein Teamkolleg­e Kimi Räikkönen rollte derweil nach einer Berührung mit Red-Bull-Fahrer Daniel Ricciardo mit einem Reifenscha­den hinten rechts auf der Felge zurück zur Box. Zwar versuchte es der Finne noch einmal mit frischen Reifen, doch in der zehnten von 44 Runden stellte er seinen Ferrari ab, nachdem sich das DRS nicht mehr schließen ließ.

Auch Monza liegt Ferrari

Vettel blieb unbeeindru­ckt und drehte an der Spitze souverän seine Runden. Hamilton gab sich aber nicht geschlagen, immer wieder fuhr der Brite Sektoren-Bestzeiten. „Lewis macht Druck, vielleicht müssen wir auf Plan B gehen“, funkte die Ferrari-Box in Vettels Cockpit. Die Vorentsche­idung fiel bei Halbzeit. Zuerst holte sich Hamilton neue Reifen, eine Runde später kam Vettel mit 21 Sekunden Vorsprung in die Box – und behielt seine Führung.

Gut für Vettel: Monza am nächsten Wochenende ist ebenfalls eine Ferrari-Strecke, auch beim Heimspiel ist der stärkere Motor im Vorteil.

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FOTO: DPA Genugtuung: Für Sebastian Vettel lief „alles nach Plan“.

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