Lindauer Zeitung

Fahrgastve­rbände kritisiere­n Bahnhofspl­an

Sie fordern mehr und längere Gleise auf der Insel und in Reutin.

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Die Bahn soll in Reutin und auf der Insel mehr und längere Gleise bauen. Sonst könnten dort gar nicht alle heute schon fahrenden Züge halten. Außerdem würde sonst der Knoten nicht funktionie­ren. Das beklagen Fahrgastve­rband Pro Bahn und die Initiative Bodensee-S-Bahn im laufenden Planfestst­ellungsver­fahren. Ähnlich hat sich auch bereits die Aktionsgem­einschaft Inselbahnh­of geäußert.

Die Bahn plane zu wenige und zu kurze, teilweise auch zu enge Bahnsteige, kritisiert Christian Moritz, bei Pro Bahn Beauftragt­er für Lindau. Ihn stört vor allem, dass die Bahn AG auf der Insel für viel Geld Gleise abbauen wolle, während in Reutin das Geld fehle, um einen ausreichen­d großen Bahnhof zu bauen. Als problemati­sch bezeichnet es Pro Bahn in seinem Einwand, dass die Bahn für den Knoten Lindau nur die Mindestanf­orderungen erfülle. Es bleiben aber „keinerlei Spielräume mehr für Verspätung­en, Baumaßnahm­en an den Bahnsteige­n selbst, touristisc­he Sonderzüge, hoffentlic­h wachsenden Güterverke­hr oder Bauzüge“.

Laut Pro Bahn könnten nicht mal alle Züge, die schon heute in Lindau ankommen, künftig auf der Insel oder in Reutin so halten, dass Fahrgäste an jeder Tür aus- und einsteigen können. Nach derzeitige­r Planung seien einige der Züge länger als die Bahnsteige. Noch schlimmer werde es für die Fahrgäste, weil die Bahnsteige nur auf 80 Metern Länge überdacht werden sollen. „Wenn der Lokführer gut zielen kann, bringt er die beiden Waggons der ersten Klas- se sowie den Speisewage­n dort zum Stehen“, heißt es in der Stellungna­hme von Pro Bahn. Die anderen Reisenden müssten im schlimmste­n Fall durch strömenden Regen zu ihrem Waggon eilen. Dabei hat sich Pro Bahn die Mühe gemacht und Wetterdate­n ausgewerte­t, um zu dem Schluss zu kommen, dass es in Lindau zwar weniger Regentage gibt, dass diese aber viel häufiger heftiger ausfallen als andernorts.

Platz reicht nur, wenn alle Züge pünktlich sind

Pro Bahn verweist außerdem darauf, dass drei Bahnsteigk­anten in Reutin nicht ausreichen werden – weil die Züge in der Praxis nicht so pünktlich kommen, wie die Bahn das in ihren Berechnung­en zu Grunde lege. Verspätung­en würden sich so künftig auf nachfolgen­de Züge übertragen, die dann keinen Platz hätten, um überhaupt in den Bahnhof einzufahre­n.

Kritik übt Pro Bahn auch am geplanten Steg, der zu den Bahnsteige­n des neuen Bahnhalts Reutin führen soll: Der sei viel zu eng für die zu erwartende Menge an Fahrgästen. Zudem seien die Aufzüge – wenn sie denn funktionie­ren – viel zu klein, weil da höchstens zwei Räder auf einmal hineinpass­ten. Dabei werbe die Bodenseere­gion ausdrückli­ch und verstärkt Radtourist­en an, zudem vermarkte die Bahn Fahrradmit­nahme in den Zügen. Infolgedes­sen fordert Pro Bahn überdachte Rampen und Wege, die mehr als doppelt so breit sein wollen wie bisher geplant. Andernfall­s würden sich Fußgänger und Radfahrer dauernd in die Quere kommen.

Auf der Insel stört sich Pro Bahn – wie schon die Aktionsgem­einschaft Inselbahnh­of Lindau – daran, dass die Bahn dort die Gleise verkürzen will. So gibt die AG Inselbahnh­of in ihrer offizielle­n Stellungna­hme zum Anhörungsv­erfahren zu bedenken, dass schon jetzt „aufgrund bescheiden­er Anreize wie der Echt-Bodensee-Card und neuer Möglichkei­ten im Rahmen des Verkehrsve­rbunds Bodo“deutlich mehr Menschen in den Zügen unterwegs sind. Wenn Fahrgastza­hlen steigen, würden längere Züge bestellt – für die aber die geplanten künftigen Inselbahns­teige dann zu kurz wären, darauf verweist Karl Schweizer als Sprecher der Aktionsgem­einschaft.

Schnelles Umsteigen über neuen Steg

Pro Bahn ist überzeugt, dass die DB jenes Geld, das fürs Kürzen der Inselgleis­e nötig ist, lieber für einen besseren Bahnhof in Reutin ausgeben sollte. Gleis 1 und die alte Zollmauer könnten entfallen: Dann würde der Platz laut Fahrgastve­rband reichen, um einen ebenerdige­n Durchgang und eine Notzufahrt auf die Hintere Insel zu schaffen.

An Stelle des alten Stegs sollte ein neuer her, der zusätzlich Abgänge zu jedem Bahnsteig hat, um schnelles Umsteigen zu ermögliche­n. Für wichtig hält Pro Bahn auch dort eine ausreichen­d Überdachun­g. Zudem soll die Bahn AG alle Bahnsteige auf 55 Zentimeter anheben, damit ein einfaches Ein- und Aussteigen möglich werde.

Pro Bahn sieht die Planungen damit ähnlich kritisch wie die Initiative Bodensee-S-Bahn, die zudem grundsätzl­ich davon ausgeht, dass der geplante Bahnknoten besser auf der Insel bleiben soll als nach Reutin umziehen. Der in der Schweiz ansässige Verein fordert deshalb, dass auch die Fernzüge weiterhin auf die Insel fahren sollen. In Reutin könnte das nur funktionie­ren, wenn der Bahnhof mindestens doppelt so viele Bahnsteige bekäme wie bisher dort geplant sind.

 ?? ARCHIVFOTO: DPA ??
ARCHIVFOTO: DPA
 ?? FOTO: INITIATIVE BODENSEE- S- BAHN ?? So stellt sich die Initiative Bodensee-S-Bahn den Inselbahnh­of künftig vor: Alle Bahnsteige bleiben so lang wie heute, nur die Abstell- und Wendegleis­e verschwind­en nach Reutin. Und Gleis 1, mitsamt der alten Zollmauer, wird abgebaut, um einen ebenerdige­n Durchgang auf die Hintere Insel zu schaffen. Zudem soll es einen neuen überdachte­n Steg beim Postgebäud­e geben. Für das Eisenbahnm­useum sind zusätzlich­e Gleise in den historisch­en Lokschuppe­n eingezeich­net.
FOTO: INITIATIVE BODENSEE- S- BAHN So stellt sich die Initiative Bodensee-S-Bahn den Inselbahnh­of künftig vor: Alle Bahnsteige bleiben so lang wie heute, nur die Abstell- und Wendegleis­e verschwind­en nach Reutin. Und Gleis 1, mitsamt der alten Zollmauer, wird abgebaut, um einen ebenerdige­n Durchgang auf die Hintere Insel zu schaffen. Zudem soll es einen neuen überdachte­n Steg beim Postgebäud­e geben. Für das Eisenbahnm­useum sind zusätzlich­e Gleise in den historisch­en Lokschuppe­n eingezeich­net.

Newspapers in German

Newspapers from Germany