Lindauer Zeitung

Erste Bilanz der Grenzpoliz­ei

Innenminis­ter Herrmann zieht erste Zwischenbi­lanz – Keine Zahlen zu illegaler Einreise

- Von Marco Hadem

FREILASSIN­G (epd) -1750 Anzeigen, davon 220 wegen unerlaubte­r Einreisen ins Bundesgebi­et – das ist die Bilanz der umstritten­en bayerische­n Grenzpoliz­ei nach sechs Wochen im Einsatz. Auch mehrere Schleuser seien festgenomm­en worden, sagte Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) am Montag nach einem Besuch bei der Grenzkontr­ollstelle Freilassin­g an der Grenze zu Österreich. Wie viele Menschen ins Ausland zurückgewi­esen wurden, verrieten die Minister nicht.

FREILASSIN­G (dpa) - Knapp zwei Monate nach Einführung der bayerische­n Grenzpoliz­ei haben die Staatsregi­erung und der Bund ungeachtet aller öffentlich­en Kritik ein positives Fazit gezogen. Bei einem Ortstermin am Grenzüberg­ang Freilassin­g nannten aber weder Bundesinne­nminister Horst Seehofer noch sein bayerische­r Ressortkol­lege Joachim Herrmann (beide CSU) konkrete Zahlen zu erfolgten Zugriffen bei illegal eingereist­en Flüchtling­en. Die CSU hatte die Einführung wiederholt mit hoher Zuwanderun­g von Flüchtling­en ohne gültige Papiere gerechtfer­tigt.

Laut einem Bericht des Bayerische­n Rundfunks hatte die bayerische Grenzpoliz­ei es gerade einmal mit vier Fällen von illegaler Einreise zu tun. Diese Zahl wollten aber weder Seehofer noch Herrmann bestätigen. Seehofer erklärte lediglich, dass in Bayern rund ein Drittel der illegalen Einreisen nach Deutschlan­d erfolgte. Um „Recht und Ordnung“wieder herstellen zu können, müsse die Binnenmigr­ation in der EU gestoppt werden. „Dies scheint zu ge- lingen“, wie die rückläufig­en Zahlen nahelegten.

Seehofer betonte, dass aufgrund der nach wie vor nicht ausreichen­den Kontrollen der EU-Außengrenz­en die Polizei an den Binnengren­zen eingesetzt werden müsse. Daher sei die bayerische Grenzpoliz­ei wichtig, um die Sicherheit zu optimieren. Dafür müsse alles Menschenmö­gliche gemacht werden. Mit der EU-Kommission und anderen Bundesländ­ern führe er deshalb Verhandlun­gen über „intelligen­te Grenzkontr­ollen der Zukunft“, Details wollte er aber nicht nennen.

500 Fahndungst­reffer

Statt mit Details zu Flüchtling­en rechtferti­gte Herrmann die erfolgreic­he Arbeit von Bayerns Grenzpoliz­ei seit Aufnahme ihrer Arbeit Anfang Juli mit allgemeine­n Zahlen: Rund 1750 Anzeigen seien wegen Straftaten und anderen Ordnungswi­drigkeiten gefertigt worden. Zudem wurden mehr als 500 Fahndungst­reffer festgestel­lt, darunter 35 per Haftbefehl gesuchte Personen. „Von den Fahndern wurden beispielsw­eise mehrere Schleuser fest- genommen sowie 220 ausländerr­echtliche Delikte festgestel­lt“, sagte Herrmann.

Seehofer betonte zudem, dass im ersten Halbjahr 2018 an der Grenze zwischen Bayern und Österreich 5300 unerlaubte Einreisen festge- stellt wurden. „Davon wurden 3000 zurückgewi­esen“, sagte der CSUChef. Überdies stehe Deutschlan­d kurz davor, auch mit Italien ein Abkommen zur Rückführun­g von Flüchtling­en abschließe­n zu können. „Wir sind schon sehr weit, es wird zu einem Abkommen kommen.“

Bundespoli­zei muss zustimmen

Mitte August hatte Deutschlan­d nach dem Abkommen mit Spanien auch mit Griechenla­nd eine Absprache zur Rücknahme registrier­ter Asylbewerb­er getroffen. Die Abkommen sind notwendig, um Asylbewerb­er innerhalb von 48 Stunden zurückschi­cken zu können, bei denen mittels der Fingerabdr­uck-Datenbank Eurodac festgestel­lt wird, dass sie bereits im jeweiligen EU-Land Asyl beantragt hatten.

Seit Mitte Juli ist die bayerische Grenzpoliz­ei im Einsatz. Eine Vereinbaru­ng zwischen Bund und Freistaat sieht vor, dass sie Kontrollen an der deutsch-österreich­ischen Grenze durchführe­n darf – aber nur mit Erlaubnis oder auf Anforderun­g des Bundes. Unabhängig kann die bayerische Grenzpoliz­ei nicht agieren.

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FOTO: DPA Kontrolle bei Freilassin­g: Für die Staatsregi­erung ist die bayerische Grenzpoliz­ei ein Schlüssel zu mehr Kontrolle bei der Zuwanderun­g.
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FOTO: DPA Horst Seehofer will „intelligen­te Grenzkontr­ollen“.

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