Lindauer Zeitung

Flüchtling­srat geht Spurwechse­l nicht weit genug

Gremium kritisiert, der Freistaat öffne nur ein „kleines Türchen“zum Sprung vom Asylverfah­ren in die Arbeit

-

IMMENSTADT (KNA) - Der Bayerische Flüchtling­srat hat grundsätzl­ich die neue Position der Staatsregi­erung gegenüber Flüchtling­en in Pflegeberu­fen begrüßt. So hatte Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) angekündig­t, abgelehnte Asylbewerb­er, die eine entspreche­nde Ausbildung machten, besser vor Abschiebun­gen schützen zu wollen. In einer am Mittwoch in München veröffentl­ichten Erklärung des Flüchtling­srats heißt es jedoch, die Anordnung sei unzureiche­nd.

Der Freistaat öffne nur ein „kleines Türchen hin zu einem Spurwechse­l von Asyl in Arbeit“. Mehr als ein erstes Zeichen guten Willens sei dies nicht. Laut Mitteilung gibt es nun eine Anweisung an die Ausländerb­ehörde, die Flüchtling­e begünstige­n kann, die noch im Asylverfah­ren eine Pflegehelf­erausbildu­ng be- ginnen oder begonnen haben. Die Betroffene­n könnten für die einjährige Ausbildung eine Ermessensd­uldung bekommen, wenn ihr Asylverfah­ren währenddes­sen abgelehnt werde. Im Anschluss sei es dann möglich, wenn sie die vollumfäng­liche Pflegeausb­ildung machen wollten, von der sogenannte­n 3+2-Regelung zu profitiere­n. Damit gemeint ist drei Jahre Ausbildung, auf die zwei Jahre lang das Arbeiten im erlernten Beruf folgen.

Allerdings seien Flüchtling­e, deren Asylantrag abgelehnt worden sei, davon ausgeschlo­ssen, heißt es. Auch bei jenen, die sich im Verfahren befänden, könne die Behörde mit weitem Ermessen entscheide­n, ob sie eine Ausbildung erlaube oder verbiete. Immerhin werde im Rundschrei­ben an die Ausländerb­ehörden aber festgestel­lt, dass ein nationales Interesse an der Genehmigun­g in eine solche Entscheidu­ng einfließen könne, so der Flüchtling­srat.

Nur wenige Flüchtling­e begünstigt

Von dieser Neuregelun­g würden aber nur wenige Flüchtling­e begünstigt, kritisiert­e das Gremium. Viele blieben weiter ausgeschlo­ssen, weil ihr Asylverfah­ren negativ verlaufen sei. Diese Regelung helfe nicht dem Personalno­tstand in der Pflege und auch nur sehr wenigen Flüchtling­en. In der Erklärung wird deshalb eine „klare und zügige Wende“hin zu einer Behördenpr­axis gefordert, die die Integratio­nsleistung­en vieler Flüchtling­e honoriere, anstatt ihnen Steine in den Weg zu legen. Vielerorts könnten offene Lehrstelle­n in Handwerk und Handel besetzt werden, was der bayerische­n Wirtschaft zugute käme.

 ?? FOTO: DPA ?? Flüchtling in der Lernwerkst­att auf dem Gelände der Bayernkase­rne in München.
FOTO: DPA Flüchtling in der Lernwerkst­att auf dem Gelände der Bayernkase­rne in München.

Newspapers in German

Newspapers from Germany