Karlheinz Vetter wirft den Taktstock hin
Musikschulleiter und Dirigent des Musikvereins Kressbronn wechselt nach Tettnang – Bürgermeister Daniel Enzensperger bedauert den Schritt
KRESSBRONN (bb) - Seit Wochen wird gemunkelt, zwischenzeitlich steht fest: Musikschulleiter Karlheinz Vetter wechselt zum 1. April an die Musikschule in Tettnang. „Nach 18 Jahren ist mir der Weggang nicht leicht gefallen“, sagt Karlheinz Vetter, der gleichzeitig auch sein Amt als Dirigent des Musikvereins abgibt. Die Gemeinde sei von diesem Schritt überrascht worden und bedauere die Entscheidung, sagt Bürgermeister Daniel Enzensperger.
Wer Karlheinz Vetter kennt, weiß, dass Musikschule und Musikverein absolute Herzensangelegenheiten für ihn waren. 18 Jahre lang hat er erfolgreich die Einrichtung geleitet, dafür gesorgt, dass die Schule mit ihren vielen verschiedenen Angeboten der Zeit voraus war und hat sich immer
wieder dafür stark gemacht, dass die Gebühren in einem Bereich blieben, dass sich den Unterricht jede Familie leisten konnte. „Das war eine richtig tolle, schöne Zeit“, sagt er rückblickend. Deshalb habe seine Entscheidung auch gar nichts mit den Kollegen zu tun: „Es lag nicht am Musikverein, nicht an der Jugendkapelle und auch nicht an meinen tollen Kollegen in der Musikschule“, betont er – und der Schwermut ist ihm deutlich anzumerken.
Auch, wenn sich weder Karlheinz Vetter noch der Bürgermeister näher zu den Gründen äußern wollen, so waren die Schwierigkeiten zwischen beiden spätestens seit der Entscheidung des Gemeinderats im vergangenen Jahr, die Musikschulgebühren deutlich anzuheben, auch öffentlich wahrzunehmen – denn damit zählt die Kressbronner Musikeinrichtung zu einer der teuersten des Bodenseekreises. „Die Zusammenarbeit ist in den vergangenen Jahren einfach immer schwieriger geworden.“
Bürgermeister Daniel Enzensperger bedauert in einer Pressemitteilung die – für ihn – überraschende Entscheidung: „Wir sind über die persönliche Entscheidung von Karlheinz Vetter nicht glücklich. In der Vergangenheit konnten bei unterschiedlichen Ansichten zumeist Lösungen oder Kompromisse gefunden
werden. Für seine musikalischen Leistungen und sein Engagement sprechen wir ihm großen Dank und große Anerkennung aus.“
Karlheinz Vetter habe über 18 Jahre lang die Jugendmusikschule wie auch den Musikverein Kressbronn maßgeblich geprägt „und sich zusammen
mit seiner Familie in unzähligen Stunden für die Belange der Musik in Kressbronn sehr erfolgreich eingesetzt. Besonders der Umbau und die Erweiterung des Hauses der Musik in Gattnau tragen seine Handschrift“, so der Kressbronner Bürgermeister.
Zwar sei die Entscheidung für den Musikverein aufgrund der Vorkommnisse nicht völlig überraschend gewesen, doch „wir finden den Weggang natürlich total schade“, sagt der Vorsitzende Matthias Binzler. Nicht nur, dass Karlheinz Vetter den Musikverein in besonderer Weise sowie mit Leib und Seele geprägt habe, auch zahlreiche tiefe Freundschaften und Beziehungen hätten sich durch die jahrelange und enge Zusammenarbeit ergeben. So sei es „ein ergreifend emotionaler Moment“gewesen, als der Dirigent seine Entscheidung den Musikern mitgeteilt habe. „Wenn man normalerweise eine Arbeitsstelle verlässt, dann verlässt man eine Handvoll Leute. Bei mir sind das mehr als Hundert, das ist ein ganzer Ort – das fällt einem nicht leicht“, so Karlheinz Vetter.
Noch im Herbst wollen sich Gemeinde und Musikverein mit der der Neubesetzung der Stelle befassen. Gemeinde und Musikverein wollen laut Bürgermeister auch künftig an einer engen Kooperation festhalten. Aus diesem Grund solle die Doppelfunktion von Musikschulleitung und Dirigat im Musikverein beibehalten werden, da sich dieses Modell seit Jahrzehnten bewährt habe.