Sein Herz schenkt man freiwillig
Organspende, die nächste Runde? Gesundheitsminister Jens Spahn stößt eine neue Diskussion an. Sein Vorschlag: Wer nicht widerspricht, ist automatisch Organspender. Das ist eine klare Regelung, die viele unserer Nachbarländer bereits haben. Für diese Lösung spricht die Zahl von über 10 000 Menschen, die dringend auf eine Spende warten. Jeden Tag sterben geschätzt drei Menschen in Deutschland, weil Organspenden fehlen.
Jens Spahn will deshalb die Widerspruchslösung. Er möchte dazu aber nicht selbst einen Gesetzentwurf vorlegen, sondern den Bundestag entscheiden lassen. Was er nicht sagt: Der Bundestag hat längst entschieden. Nach langen Diskussionen hat er sich 2012 für die Entscheidungslösung und gegen die Widerspruchslösung ausgesprochen. Jeder Bürger muss aktiv sagen, ob er Organspender sein will.
Nun kann man sicherlich nach sechs Jahren eine Diskussion neu anstoßen, zumal wenn so viele Spender fehlen. Doch Organspenden sind kein Thema wie der Solidaritätszuschlag. Es geht um einen tiefen Eingriff in den menschlichen Körper und die Psyche. Manche können sich nicht entscheiden, ihren Körper nach ihrem Tod zur Verfügung zu stellen. Andere wollen erst gar nicht darüber nachdenken. Organspendeskandale haben außerdem dazu beigetragen, Misstrauen und Ängste zu schüren.
Vor allem aber stellt sich die grundsätzliche Frage, ob man alle Menschen als Organspender deklarieren kann, außer sie widersprechen? Macht man damit Subjekte nicht zu Objekten?
Die große Geste, ein Organ zu spenden, vielleicht sogar sein Herz, ist eine besondere Form des Schenkens. Sie sollte freiwillig und bewusst geschehen. Aus Solidarität oder Nächstenliebe zu Schwerkranken. Es gehe nicht darum, alle Menschen zu Organspendern zu machen, sondern darum, dass Menschen sich ihre eigenen Überlegungen machen. Das sagte damals der SPD-Abgeordnete Frank-Walter Steinmeier, der seiner Frau eine Niere gespendet hatte. Daran hat sich nichts geändert.