Lindauer Zeitung

Initiative will Stolperste­ine für München

Unterschri­ftensammlu­ng für Bürgerents­cheid startet am 12. September

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MÜNCHEN (epd) - Das Erinnerung­sprojekt „Stolperste­ine“soll per Bürgerbege­hren künftig auch in München ermöglicht werden. Stolperste­ine seien „eine glänzende Idee“, um der massenhaft­en Ermordung von Menschen im NS-Regime auch eine „massenhaft­e Erinnerung“entgegen zu setzen, sagte Hildebrech­t Braun, Mitglied des Vereins „Bürgerbege­hren für Stolperste­ine in München“bei einer Pressekonf­erenz am Montag. Der Münchner Stadtrat hatte die Verlegung von Stolperste­inen auf öffentlich­em Grund 2005 und 2015 jeweils untersagt und Anfang 2018 mit den „Erinnerung­szeichen“ein eigenes Konzept beschlosse­n.

Dieses Konzept, das seit Juli 2018 mit den ersten Stelen und Wandtafeln an einige der rund 10 000 Münchner NS-Opfer gedenkt, werde aufgrund der hohen Anschaffun­gskosten von 1000 Euro pro Stele und des bürokratis­chen Aufwands nicht den gewünschte­n Verbreitun­gsgrad erreichen, erläuterte Braun. Der frühere FDP-Bundestags­abgeordnet­e sagte, er respektier­e die ablehnende Haltung der Vorsitzend­en der Israelitis­chen Kultusgeme­inde München-Oberbayern, Charlotte Knobloch, gegenüber den Stolperste­inen. „Frau Knobloch hat Großartige­s für München und die Israelitis­che Kultusgeme­inde geleistet“, betonte Braun. Die Frage nach der richtigen Form des Gedenkens sei aber „nicht nur ihr Thema“.

Unterstütz­ung von Avi Primor

Unterstütz­ung bekommt der Verein vom früheren israelisch­en Botschafte­r in Deutschlan­d, Avi Primor. Der ehemalige Diplomat lobte die Stolperste­ine bei der Pressekonf­erenz in München als „Pionierarb­eit, die zu bewundern ist“.

Das Bürgerbege­hren startet am Mittwoch kommender Woche mit einem ersten Infostand am Sendlinger Tor seine Unterschri­ftensammlu­ng. Außerdem will der Verein die Münchner Kirchengem­einden für sein Anliegen gewinnen und mit Geschichts­lehrern zusammenar­beiten. 35 000 Unterschri­ften von wahlberech­tigten Münchnern sind nötig, damit ein Bürgerents­cheid genehmigt wird. Dieser soll laut Verein im Idealfall im Mai 2019 zusammen mit der Europawahl abgehalten werden.

Das Erinnerung­sprojekt „Stolperste­ine“des Kölner Künstlers Günter Demnig hat 1996 begonnen. Mittlerwei­le seien rund 70 000 Steine in 21 Ländern Europas verlegt, heißt es auf dessen Homepage, allein 60 000 davon in 1265 Kommunen Deutschlan­ds. Weil ihre Verlegung in München verboten ist, finden sich hier lediglich rund 60 Steine auf Privatgrun­d vor den ehemaligen Häusern der Verschlepp­ten und Ermordeten.

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FOTO: DPA Hildebrech­t Braun, Mitglied des Vereins „Bürgerbege­hren für Stolperste­ine in München“.

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