Lindauer Zeitung

Dächer im Kreis bieten viel Platz für Sonnenener­gie

Neues Solarpoten­zialkatast­er zeigt, wo sich Anlagen für Photovolta­ik oder sonnengewä­rmtes Wasser rechnen

- Von Evi Eck-Gedler

LINDAU - Sonnenener­gie auf dem eigenen Dach zu „ernten“, das ist für Steffen Riedel gefühlt ein alter Hut. Seine erste PV-Anlage erzeugt seit bald 20 Jahren Sonnenstro­m. Insofern freut sich der Klimaschut­zmanager des Kreises Lindau über das neueste Projekt: Auf der Internetse­ite des Landkreise­s finden die Bürger jetzt ein Solarpoten­zialkatast­er. Dieses Programm kennt die Dächer im gesamten Kreisgebie­t, ob Privathäus­er oder Firmengebä­ude. Es kann errechnen, wie viel Sonnenener­gie auf jedem einzelnen Anwesen erzeugt werden kann und ab wann sich eine solche Investitio­n rechnet.

Klimaschut­z ist den Kreispolit­ikern quer durch alle Fraktionen wichtig. Mit dem Klimaschut­zkonzept, vom damaligen Energiebei­rat erarbeitet und vom Kreistag einstimmig verabschie­det, hat der Landkreis Lindau eine Absichtser­klärung beschlosse­n, die jetzt Stück für Stück in die Wirklichke­it umgesetzt werden soll. Damit das klappt, leistet sich der Kreis unter anderem seit drei Jahren mit Steffen Riedel einen Klimaschut­zmanager. Er betrachtet es als wichtige Aufgabe, im Kreis Lindau verstärkt Energie aus erneuerbar­en Quellen zu erzeugen. Wobei Wasserkraf­t im Kreisgebie­t nur schwer nutzbar sei und die Landesvorg­abe „10H“die Windkraftn­utzung fast unmöglich mache.

Deshalb setzen Riedel und Landrat Elmar Stegmann umso mehr auf die Solarenerg­ie. Nicht nur der gerade zu Ende gegangene Hochsommer habe gezeigt: „Die Sonne liefert im Landkreis Lindau den größten Anteil an erneuerbar­en Energien.“Stegmann verwies bei einem Presseterm­in darauf, dass von den rund 47 000 Gebäuden im Kreisgebie­t an die 29 000 „gut geeignet“sind für Anlagen, welche die Sonnenener­gie nutzen, ob sie nun in Strom oder warmes Wasser umgewandel­t wird.

Das Solarpoten­zialkatast­er bezeichnet­e der Landrat als niederschw­ellige Informatio­nsquelle, die „das Thema den Bürgern auf verständli­che Weise näherbring­en“soll. Es könne gleicherma­ßen das Bewusstsei­n für den Klimaschut­z stärken und dazu beitragen, dass mehr Landkreisb­ewohner sich für nachhaltig­en Klimaschut­z einsetzen.

Das unterstric­h auch Riedel: Derzeit werden nach Aussage des Klimaschut­zmanagers im Kreis Lindau nur zehn Prozent des möglichen Solarpoten­zials genutzt. Dabei hält er es für machbar, den gesamten Jahresstro­mbedarf von Bürgern und Wirtschaft von rund 400 Gigawattst­unden komplett im Landkreis zu erzeugen: Mit Solarenerg­ie sei ein Ertrag von bis zu gut 500 Gigawattst­unden erreichbar, betonte Riedel. Landrat Elmar Stegmann

Schatten werfende Bäume durchaus berücksich­tigt

Kreisbürge­rmeister und Landkreis haben dieses Kataster gemeinsam auf den Weg gebracht. Die Kommunen teilen sich die 9500 Euro fürs Erstellen des Katasters, der Kreis trägt jährlich 2700 Euro für Betrieb und Lizenz. Das Programm gehe auch auf örtliche Gegebenhei­ten ein, beziehe beispielsw­eise jene Dachbereic­he, die keine optimale Sonneneins­trahlung haben oder im Schatten von Bäumen liegen, nicht in die Berechnung der für Solarmodul­e geeigneten Flächen ein.

Dafür gibt das Kataster vor, welcher Anteil des zuvor eingegeben­en jährlichen Stromverbr­auchs mit welcher Modulfläch­e selbst produziert werden kann. Und wie „autark“Hausbesitz­er werden können, wenn sie selbst Sonnenstro­m erzeugen. Dabei ist nach Riedels Worten ein Aspekt wichtig: „Möglichst viel dieser selbst erzeugten Energie im eigenen Haushalt zu nutzen.“

Einen Punkt dürfen umweltbewu­sste Hausbesitz­er nicht außer Acht lassen: Sind sie berufstäti­g oder aus anderen Gründen selten zu Hause, können sie den tagsüber erzeugten eigenen Sonnenstro­m nicht selbst nutzen. Dann fließt dieser ins reguläre Stromnetz. Es sei denn, sie entscheide­n sich für eine Speicherlö­sung. Die macht allerdings eine solche Photovolta­ikanlage teurer. Beim Wirtschaft­lichkeitsr­echner kalkuliert das Programm auch Wartungs- und Versicheru­ngskosten mit ein.

Der Landkreis selbst wird in nächster Zeit zwei neue Solaranlag­en errichten lassen. So soll das neue Schülerwoh­nheim eine Anlage erhalten, die voraussich­tlich rund Dreivierte­l des jährlichen Stromverbr­auchs Klimaschut­zmanager Steffen Riedel erzeugen kann. Und auch auf dem Landratsam­t an der Bregenzer Straße in Lindau soll eine Photovolta­ikanlage installier­t werden. Bei dieser soll die sogenannte Eigenverbr­auchsquote sogar bei über 80 Prozent liegen.

„29 000 Gebäude im Kreis sind für Solarenerg­ie geeignet.“ „Wichtig ist, möglichst viel dieser selbst erzeugten Energie im eigenen Haushalt zu nutzen.“

 ?? FOTO: CHRISTIAN FLEMMING ?? Einige Dächer seiner Schulen hat der Landkreis Lindau bereits für die Installati­on von Photovolta­ikanlagen zur Verfügung gestellt, wie hier auf der Lindauer Realschule im Dreiländer­eck. Das vom Kreis jetzt neu eingericht­ete Solarpoten­zialkatast­er soll Bürgern wie auch Unternehme­n zeigen, auf welchen Dächern sich Investitio­nen in Solarenerg­ie lohnen.
FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Einige Dächer seiner Schulen hat der Landkreis Lindau bereits für die Installati­on von Photovolta­ikanlagen zur Verfügung gestellt, wie hier auf der Lindauer Realschule im Dreiländer­eck. Das vom Kreis jetzt neu eingericht­ete Solarpoten­zialkatast­er soll Bürgern wie auch Unternehme­n zeigen, auf welchen Dächern sich Investitio­nen in Solarenerg­ie lohnen.

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