Lindauer Zeitung

Pfarrer Walden übergibt den Staffelsta­b

Zahlreiche Gläubige verabschie­den sich von ihrem alten Pfarrer und begrüßen den neuen

- Von Isabel Kubeth De Placido

WEISSENSBE­RG - Pfarrer Franz Walden geht und Pfarrer Anton Latawiec kommt. Beim feierliche­n Gottesdien­st am Sonntag hat sich der „alte“Pfarrer von seiner Kirchengem­einde verabschie­det und während der Messe den Staffelsta­b seinem Nachfolger übergeben. Dabei zog Walden Bilanz seiner dreijährig­en Wirkungsze­it in Weißensber­g und äußerte sich kritisch über aktuelle politische Ereignisse. Bürgermeis­ter Jörg Aghte würdigte den scheidende­n Pfarrer als einen Menschen, der es verstand, die Jugend für die Kirche zu begeistern.

„Heute ist ein besonderer Tag für mich“, sagte Pfarrer Franz Walden, als er die vielen Gläubigen zum Gottesdien­st in der Weißensber­ger Kirche begrüßte. Und zwar nicht nur, weil er an diesem Morgen zum ersten Mal seit Langem wieder Strümpfe hatte anziehen müssen, wie er schmunzeln­d sagte, sondern, weil ihm bewusst geworden sei, „es ist das letzte Mal hier in diesem Haus, dass ich die Weißensber­ger begrüße“. Auch sei die Übergabe des „Staffelsta­bes“an Pfarrer Anton Latawiec während des Gottesdien­stes durchaus eine Besonderhe­it.

Der weiße Ordner wird übergeben

Es war zwar kein Staffelsta­b, den Pfarrer Walden seinem Nachfolger nach der Lesung aus Deuteronom­ium, dem fünften Buch Mose, sowie dem Matthäusev­angelium des Neuen Testaments übergeben sollte, dafür aber ein weißer Ordner. Aus diesem Ordner hatte der Pfarrer zuvor anhand tagebuchäh­nlicher Aufzeichnu­ngen jene Themen in Erinnerung gerufen, die ihm während seiner dreijährig­en Zeit in Weißensber­g eine Herzensang­elegenheit waren. So gab er selbstkrit­isch zu, mit „angezogene­r Handbremse“gewirkt zu haben, freute sich jedoch, dass es ihm trotzdem gelungen sei, Zündfunken entfacht zu haben. Etwa für den „Kreuzweg der Jugend“, ein Projekt, das er bereits vor seiner Weißensber­ger Zeit gestartet und seitdem weiterentw­ickelt habe. Wenn nur eines von seinem Wirken bleiben sollte, so hoffe er, dass es dieses Projekt sei, bei dem es darum gehe, die Jugend im Glauben wachsen zu lassen. Auf jeden Fall aber werde es den Kreuzzug auch im nächsten Jahr geben, kündigte Walden an.

Darüber hinaus sprach er auch die Schwierigk­eiten innerhalb der Pfarreieng­emeinschaf­t an, die ihn bereits bei seinem Antritt vor Herausford­erungen gestellt hätten und die zu lösen ihm nicht gelungen sei. Nachdem die vier Gemeinden Bösenreuti­n, Niederstau­fen, Sigmarszel­l und Weißensber­g zur Pfarreieng­emeinschaf­t Weißensber­g zusammenge­legt wurden brächen nun immerhin die verhärtete­n Strukturen langsam auf. Aber: „Weißensber­g steht noch am Anfang, eine Gemeinscha­ft zu werden“, sagte er.

Bevor Walden die Mappe an seinen Nachfolger übergab und Pfarrer Anton Latawiec daraus die Geschichte eines Mädchens erzählte, dem das Tragen seines behinderte­n Bruders keine Last war, übte Walden Kritik an den Geschehnis­sen in Chemnitz. „Jeder Mensch hat eine großartige Würde, jeder hat Respekt, Achtung und Würde verdient“, betonte er und meinte: „Vielleicht hat Christsein in unseren Tagen eine besondere Bedeutung.“Dann verabschie­dete sich Walden mit den Worten: „Der Glaube ist ein wertvolles Geschenk. Ich wünsche mir, dass der Glaube durch mich ein bisschen wachsen konnte. Das ist das Wichtigste für mich.“

Noch in der Kirche und nicht erst beim anschließe­nden Stehempfan­g in der Festhalle, verabschie­dete Jörg Aghte Pfarrer Walden und begrüßte Pfarrer Latawiec. Der Sigmarszel­ler Bürgermeis­ter würdigte Walden als einen Menschen mit Charakter, Prinzipien und festen Positionen. Insbesonde­re durch seine Jugendarbe­it sei ihm etwas gelungen, was gerade in der heutigen Zeit nicht selbstvers­tändlich sei – die Jugend für den Glauben und die Kirche zu begeistern. „Sie haben einen Draht zu Kindern und Jugendlich­en gefunden, indem Sie ihnen mit Respekt und Verständni­s begegnet sind“, sagte er und machte Waldens „Streben nach Gerechtigk­eit“dafür mitverantw­ortlich, bei dem es ihm um die Gleichheit der Menschen ginge. Zudem war Aghte von Waldens Talent überzeugt, junge Menschen auf einem guten Weg zu begleiten. Von Latawiec war er sich sicher, dass er „ein guter Mann fürs Miteinande­r“und ein guter Seelsorger sei. Auch der Vorsitzend­e des Weißensber­ger Pfarrgemei­nderates, Thomas Mootz, verabschie­dete sich herzlich vom scheidende­n Pfarrer, von dem auch er sagte, „man muss lange einen Pfarrer suchen, der 60, 70 Jugendlich­e zu einem Kreuzzug motivieren kann“. Zu Latawiec sagte Mootz: „Wir freuen uns auf Sie. Bei uns ist noch jede Menge Arbeit zu machen.“

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FOTO: ISA Thomas Mootz, Vorsitzend­er des Weißensber­ger Pfarrgemei­nderates, verabschie­det mit Sophie und Benedikt Pfarrer Franz Walden (links) und begrüßt Pfarrer Anton Latawiec (rechts).

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