Pfarrer Walden übergibt den Staffelstab
Zahlreiche Gläubige verabschieden sich von ihrem alten Pfarrer und begrüßen den neuen
WEISSENSBERG - Pfarrer Franz Walden geht und Pfarrer Anton Latawiec kommt. Beim feierlichen Gottesdienst am Sonntag hat sich der „alte“Pfarrer von seiner Kirchengemeinde verabschiedet und während der Messe den Staffelstab seinem Nachfolger übergeben. Dabei zog Walden Bilanz seiner dreijährigen Wirkungszeit in Weißensberg und äußerte sich kritisch über aktuelle politische Ereignisse. Bürgermeister Jörg Aghte würdigte den scheidenden Pfarrer als einen Menschen, der es verstand, die Jugend für die Kirche zu begeistern.
„Heute ist ein besonderer Tag für mich“, sagte Pfarrer Franz Walden, als er die vielen Gläubigen zum Gottesdienst in der Weißensberger Kirche begrüßte. Und zwar nicht nur, weil er an diesem Morgen zum ersten Mal seit Langem wieder Strümpfe hatte anziehen müssen, wie er schmunzelnd sagte, sondern, weil ihm bewusst geworden sei, „es ist das letzte Mal hier in diesem Haus, dass ich die Weißensberger begrüße“. Auch sei die Übergabe des „Staffelstabes“an Pfarrer Anton Latawiec während des Gottesdienstes durchaus eine Besonderheit.
Der weiße Ordner wird übergeben
Es war zwar kein Staffelstab, den Pfarrer Walden seinem Nachfolger nach der Lesung aus Deuteronomium, dem fünften Buch Mose, sowie dem Matthäusevangelium des Neuen Testaments übergeben sollte, dafür aber ein weißer Ordner. Aus diesem Ordner hatte der Pfarrer zuvor anhand tagebuchähnlicher Aufzeichnungen jene Themen in Erinnerung gerufen, die ihm während seiner dreijährigen Zeit in Weißensberg eine Herzensangelegenheit waren. So gab er selbstkritisch zu, mit „angezogener Handbremse“gewirkt zu haben, freute sich jedoch, dass es ihm trotzdem gelungen sei, Zündfunken entfacht zu haben. Etwa für den „Kreuzweg der Jugend“, ein Projekt, das er bereits vor seiner Weißensberger Zeit gestartet und seitdem weiterentwickelt habe. Wenn nur eines von seinem Wirken bleiben sollte, so hoffe er, dass es dieses Projekt sei, bei dem es darum gehe, die Jugend im Glauben wachsen zu lassen. Auf jeden Fall aber werde es den Kreuzzug auch im nächsten Jahr geben, kündigte Walden an.
Darüber hinaus sprach er auch die Schwierigkeiten innerhalb der Pfarreiengemeinschaft an, die ihn bereits bei seinem Antritt vor Herausforderungen gestellt hätten und die zu lösen ihm nicht gelungen sei. Nachdem die vier Gemeinden Bösenreutin, Niederstaufen, Sigmarszell und Weißensberg zur Pfarreiengemeinschaft Weißensberg zusammengelegt wurden brächen nun immerhin die verhärteten Strukturen langsam auf. Aber: „Weißensberg steht noch am Anfang, eine Gemeinschaft zu werden“, sagte er.
Bevor Walden die Mappe an seinen Nachfolger übergab und Pfarrer Anton Latawiec daraus die Geschichte eines Mädchens erzählte, dem das Tragen seines behinderten Bruders keine Last war, übte Walden Kritik an den Geschehnissen in Chemnitz. „Jeder Mensch hat eine großartige Würde, jeder hat Respekt, Achtung und Würde verdient“, betonte er und meinte: „Vielleicht hat Christsein in unseren Tagen eine besondere Bedeutung.“Dann verabschiedete sich Walden mit den Worten: „Der Glaube ist ein wertvolles Geschenk. Ich wünsche mir, dass der Glaube durch mich ein bisschen wachsen konnte. Das ist das Wichtigste für mich.“
Noch in der Kirche und nicht erst beim anschließenden Stehempfang in der Festhalle, verabschiedete Jörg Aghte Pfarrer Walden und begrüßte Pfarrer Latawiec. Der Sigmarszeller Bürgermeister würdigte Walden als einen Menschen mit Charakter, Prinzipien und festen Positionen. Insbesondere durch seine Jugendarbeit sei ihm etwas gelungen, was gerade in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich sei – die Jugend für den Glauben und die Kirche zu begeistern. „Sie haben einen Draht zu Kindern und Jugendlichen gefunden, indem Sie ihnen mit Respekt und Verständnis begegnet sind“, sagte er und machte Waldens „Streben nach Gerechtigkeit“dafür mitverantwortlich, bei dem es ihm um die Gleichheit der Menschen ginge. Zudem war Aghte von Waldens Talent überzeugt, junge Menschen auf einem guten Weg zu begleiten. Von Latawiec war er sich sicher, dass er „ein guter Mann fürs Miteinander“und ein guter Seelsorger sei. Auch der Vorsitzende des Weißensberger Pfarrgemeinderates, Thomas Mootz, verabschiedete sich herzlich vom scheidenden Pfarrer, von dem auch er sagte, „man muss lange einen Pfarrer suchen, der 60, 70 Jugendliche zu einem Kreuzzug motivieren kann“. Zu Latawiec sagte Mootz: „Wir freuen uns auf Sie. Bei uns ist noch jede Menge Arbeit zu machen.“