Totalverlust statt acht Prozent Zinsen
Zehn Allgäuer ließen sich zu riskanten Anlagen überreden – Jetzt fühlen sie sich betrogen und klagen vor Gericht
OBERALLGÄU - Zu hochriskanten Geldanlagen haben sich zehn Allgäuer überreden lassen. Ihre gesamten Anlagen in Höhe von mehreren 100 000 Euro seien jetzt höchstwahrscheinlich verloren, schildert ein Oberallgäuer Hotelier, der nach eigenen Angaben zu den Geschädigten gehört. „Die meisten der betroffenen Anleger haben sich entschlossen, Strafanzeige zu erstatten“, heißt es von der Deutschen Finanz Recherche, die den Fall aufdeckte.
Der 49-Jährige Hotelier hatte im Sommer 2013 eine Informationsveranstaltung über eine angeblich lukrative Geldanlage in Kempten besucht. Der überzeugend auftretende und rhetorisch gewandte Redner aus dem Unterallgäu habe im Namen eines Karlsruher Geldanlage-Unternehmens gesprochen und dessen Produkte angeboten. Der 49-jährige Hotelier ließ sich überzeugen, wie auch mehrere andere Allgäuer. Es kam zu weiteren Gesprächen mit dem Finanzberater. Der bot den an einer Geldanlage interessierten Kunden auch Beteiligungen an einem Unternehmen im Energiebereich an.
„Die Konditionen waren überaus verlockend“, schildert der Hotelier. Für Einlagen ab 20 000 Euro sollte es acht Prozent Zinsen geben, für niedrigere Beträge immerhin fünf Prozent.
„Hochriskante Beteiligungen“
Einige Anleger kündigten sogar vorzeitig Lebenversicherungsverträge oder Bausparverträge, um liquide zu sein und möglichst viel Geld vermeintlich lukrativ anzulegen. „Ich habe nach einer Geldanlage für meine minderjährigen Kinder gesucht und 20 000 Euro angelegt“, berichtet der Oberallgäuer. Viel härter habe es aber beispielsweise eine Unterallgäuerin getroffen, die ihre gesamten Rücklagen fürs Alter investierte.
Nach Vertragsabschluss erhielt der Hotelier tatsächlich immer wieder Zahlungen. Er sei davon ausgegangen, dass es sich um Zinsen handelt, berichtet der Mann. Als nichts mehr kam, wurde er misstrauisch, forschte nach und schaltete Helmut Kapferer von der Deutschen Finanz Recherche GmbH in Freiburg ein. Der ging der Sache nach und fand bald heraus, dass die „hochriskanten Unternehmenbeteiligungen“aufgrund fehlgeschlagener Investitionen als „weitgehend wertlos anzusehen sein dürften“. Zu Deutsch: Alles sieht danach aus, dass die Anleger von ihrem Geld keinen Cent mehr sehen werden. Zehn Geschädigte aus dem Allgäu schlossen sich zusammen und schalteten einen Rechtsanwalt ein. Nur gemeinsam sei man stark, meint der Hotelier. „Schließlich müssen wir als unerfahrene Anleger unsere Rechte gegen eine streitgewohnte Phalanx durchsetzen“.
Der Finanzberater ist nach Angaben eines Geschädigten längst nicht mehr bei dem Karlsruher Unternehmen angestellt und die Firma lehnt jede Haftung ab. Schließlich habe ihr früherer Mitarbeiter Produkte eines anderen Anbieters verkauft. Dennoch klage man jetzt gegen den Karlsruher Anbieter, sagt Finanz Recherche-Geschäftsführer Kapferer. In fünf Fällen sei das bereits erfolgt. Nach seinen Worten könnte die gesamte Schadenssumme auch noch deutlich höher sein und sich zu einem Millionenbetrag addieren.
Beratungs- und Anwaltskosten
Beratungs- und Anwaltskosten eingerechnet, beziffert der Oberallgäuer Hotelier seinen Schaden auf inzwischen mindestens 25 000 Euro. Ein Fall ist inzwischen schon vor Gericht in Freiburg verhandelt worden. Ein Urteil sei aber noch nicht gefallen. Weitere Prozesse sind anhängig.