Brutales Ende einer durchzechten Nacht
An Silvester wird ein 24-Jähriger in einer Oberallgäuer Kneipe verletzt – Jetzt steht der Täter vor Gericht
SONTHOFEN - Der Kater dieser Silvesternacht dauerte lange an. Drei junge Leute wollten den Jahreswechsel 2017/18 in einer Oberallgäuer Kneipe ausklingen lassen. Am Ende lag einer von ihnen mit blutender Nase in einem zertrümmerten Regal. Der Täter, ein 53-jähriger Oberallgäuer stand jetzt in Sonthofen vor dem Amtsgericht. Die Anklage lautete auf Körperverletzung und Beleidigung. Am Ende des Prozesses wurde das Verfahren gegen die Zahlung von 2000 Euro an das Opfer eingestellt. Auch weil sich die Tat nicht genau rekonstruieren ließ – die Beteiligten waren zum Zeitpunkt des Vorfalls schwer betrunken.
Der Angeklagte war sich keiner Schuld bewusst. Er erzählte vor Gericht, dass er mit seiner Frau und Freunden in der Kneipe friedlich Silvester gefeiert habe, als eine Gruppe junger Leute das Lokal betreten habe. „Sie kamen rein und dann haben die jungen Frauen alle Männer angetanzt.“Er beschrieb das in seinen Augen anzügliche Verhalten der Frauen, stritt aber ab, eine 24-Jährige beleidigt zu haben. „Ich hab’ ihr nur gesagt: So wie du dich aufführst, musst du es nötig haben.“Dann sei es zu dem Streit und einer anschließenden Rangelei in einem Nebenraum gekommen. „Wir haben uns hin- und hergeschubst“, sagte der Angeklagte. „Dann sind wir gemeinsam in ein Regal gestürzt.“
Der 24-Jährige, der mit einer geprellten und stark blutenden Nase, eine Nacht im Krankenhaus verbringen musste, war sich dagegen sicher vom Angeklagten mit einem Faustschlag niedergestreckt worden zu sein. „Nach dem Schlag bin ich ins Regal geflogen, dann ist es schwarz geworden.“Der junge Mann war kurz bewusstlos. Er habe vor dem Angriff den Streit des 53Jährigen mit der 24-Jährigen schlichten wollen, die aussagte vom Angeklagten als „Nutte“beschimpft worden zu sein.
Auch der Wirt der Kneipe zeichnete ein anderes Bild des Angeklagten. Der Mann habe bereits vor dem Vorfall „rumgepöbelt“und Stammgäste des Lokals belästigt und provoziert, sagte der 51-Jährige. Die Tat selbst hatte der Gastwirt nicht beobachtet, weil er erst hinzukam, als das Opfer bereits blutend am Boden lag. Auch die beiden Begleiterinnen des Opfers hatten den Faustschlag nicht gesehen. Außerdem verstrickten sich die jungen Frauen in Widersprüche, als sie versuchten, den Ablauf der Auseinandersetzung zu rekonstruieren. „Ich kann nichts sagen, weil ich ziemliche Gedächtnislücken habe. Ich war wirklich betrunken“, sagte die 24-Jährige.
Schließlich wurde das Verfahren gegen eine Geldauflage von 2000 Euro eingestellt, die der Täter dem Opfer bezahlt – unter Anrechnung auf spätere Schmerzensgeldansprüche. „Damit ist dem Rechtsfrieden genüge getan“, sagte Richterin Brigitte Gramatte-Dresse. Opfer, Angeklagter und Staatsanwalt akzeptierten die Entscheidung.