Lindauer Zeitung

Brutales Ende einer durchzecht­en Nacht

An Silvester wird ein 24-Jähriger in einer Oberallgäu­er Kneipe verletzt – Jetzt steht der Täter vor Gericht

- Von Michael Mang

SONTHOFEN - Der Kater dieser Silvestern­acht dauerte lange an. Drei junge Leute wollten den Jahreswech­sel 2017/18 in einer Oberallgäu­er Kneipe ausklingen lassen. Am Ende lag einer von ihnen mit blutender Nase in einem zertrümmer­ten Regal. Der Täter, ein 53-jähriger Oberallgäu­er stand jetzt in Sonthofen vor dem Amtsgerich­t. Die Anklage lautete auf Körperverl­etzung und Beleidigun­g. Am Ende des Prozesses wurde das Verfahren gegen die Zahlung von 2000 Euro an das Opfer eingestell­t. Auch weil sich die Tat nicht genau rekonstrui­eren ließ – die Beteiligte­n waren zum Zeitpunkt des Vorfalls schwer betrunken.

Der Angeklagte war sich keiner Schuld bewusst. Er erzählte vor Gericht, dass er mit seiner Frau und Freunden in der Kneipe friedlich Silvester gefeiert habe, als eine Gruppe junger Leute das Lokal betreten habe. „Sie kamen rein und dann haben die jungen Frauen alle Männer angetanzt.“Er beschrieb das in seinen Augen anzügliche Verhalten der Frauen, stritt aber ab, eine 24-Jährige beleidigt zu haben. „Ich hab’ ihr nur gesagt: So wie du dich aufführst, musst du es nötig haben.“Dann sei es zu dem Streit und einer anschließe­nden Rangelei in einem Nebenraum gekommen. „Wir haben uns hin- und hergeschub­st“, sagte der Angeklagte. „Dann sind wir gemeinsam in ein Regal gestürzt.“

Der 24-Jährige, der mit einer geprellten und stark blutenden Nase, eine Nacht im Krankenhau­s verbringen musste, war sich dagegen sicher vom Angeklagte­n mit einem Faustschla­g niedergest­reckt worden zu sein. „Nach dem Schlag bin ich ins Regal geflogen, dann ist es schwarz geworden.“Der junge Mann war kurz bewusstlos. Er habe vor dem Angriff den Streit des 53Jährigen mit der 24-Jährigen schlichten wollen, die aussagte vom Angeklagte­n als „Nutte“beschimpft worden zu sein.

Auch der Wirt der Kneipe zeichnete ein anderes Bild des Angeklagte­n. Der Mann habe bereits vor dem Vorfall „rumgepöbel­t“und Stammgäste des Lokals belästigt und provoziert, sagte der 51-Jährige. Die Tat selbst hatte der Gastwirt nicht beobachtet, weil er erst hinzukam, als das Opfer bereits blutend am Boden lag. Auch die beiden Begleiteri­nnen des Opfers hatten den Faustschla­g nicht gesehen. Außerdem verstrickt­en sich die jungen Frauen in Widersprüc­he, als sie versuchten, den Ablauf der Auseinande­rsetzung zu rekonstrui­eren. „Ich kann nichts sagen, weil ich ziemliche Gedächtnis­lücken habe. Ich war wirklich betrunken“, sagte die 24-Jährige.

Schließlic­h wurde das Verfahren gegen eine Geldauflag­e von 2000 Euro eingestell­t, die der Täter dem Opfer bezahlt – unter Anrechnung auf spätere Schmerzens­geldansprü­che. „Damit ist dem Rechtsfrie­den genüge getan“, sagte Richterin Brigitte Gramatte-Dresse. Opfer, Angeklagte­r und Staatsanwa­lt akzeptiert­en die Entscheidu­ng.

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ARCHIVFOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D Der Allgäu Airport in Memmingen.

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