Lindauer Zeitung

Woher der Brustring stammt

Angeberwis­sen und Rekorde aus 125 Jahren Vereinsges­chichte des VfB Stuttgart

- Von Udo Muras und Filippo Cataldo

RAVENSBURG - 125 Jahre VfB Stuttgart bedeuten allerlei Anekdoten und Rekorde. Eine kleine Auswahl:

Am 10. Juni 1923 findet das erste Flutlichts­piel in Deutschlan­d statt. Die Beteiligte­n: der VfB Stuttgart und die Stuttgarte­r Kickers. Der VfB gewinnt 2:1.

1927 und 1929 entlässt der VfB seine Trainer, obwohl sie württember­gischer Meister wurden. Tom Hanney (Engländer/der erste VfB-Trainer überhaupt) und Dr. Ludwig Kovacs (Ungar) sind dem Club zu teuer.

Beim FV Stuttgart, aus dem später nach einer Fusion mit dem Kronenklub Cannstatt der VfB Stuttgart hervorging und dessen Gründung im Jahr 1893 man nun feiert, wurde zunächst Rugby gespielt.

Im November 1958 gibt Stuttgarts

Rolf Geiger im Spiel gegen Nürnberg zu, dass der Ball durch ein Loch im Netz ins Tor geflogen ist. Der Schiedsric­hter zieht somit das Tor zurück, die VfB-Kameraden falten Geiger zusammen („Geht doch um 100 Mark Prämie“). Er daraufhin: „Ich mach’ noch eins.“In der Tat. Der VfB gewinnt 2:1.

Im November 1959 erreicht die VfBGeschäf­tsstelle ein Brief eines Bayern-Fans, der Augenzeuge des 1:4 gegen die Münchner war. Er schreibt: „Ich war schon öfter im Neckarstad­ion, aber was man beim Spiel gegen Bayern alles hörte über die eigenen Spieler, geht auf keine Kuhhaut. Ich möchte diese Ausdrücke nicht wiedergebe­n. Die VfB-Spieler sind doch Könner, aber die eigenen Zuschauer brechen den Spielern das Rückgrat und nehmen ihnen das Vertrauen, das sie so nötig brauchen.“An der legendären „Bruddeligk­eit“der VfB-Fans hat sich bis heute nicht viel geändert.

Am 31. Dezember 1964 bestreitet der VfB Stuttgart in Nürnberg den ersten Silvesterk­ick in der Bundesliga. Das Nachholspi­el endet 1:1.

Bruderlieb­e: Bernd Förster holt sich am 26. November 1980 im UEFACup-Spiel gegen den 1. FC Köln für Bruder Karl-Heinz die Gelbe Karte ab, um dessen Platzverwe­is zu verhindern. Der VfB gewinnt das Spiel mit 3:1 Toren. Dumm nur, dass Bernd Förster das hinterher im SWR-Studio zugibt, vielleicht auch, weil die Bilder eindeutig waren. Die FIFA sperrt beide Försters für drei Spiele, der VfB verliert das Rückspiel ohne sie 1:4 und scheidet aus.

Bankliebe: Um das Jahr 1987 lernt Mittelfeld­spieler Andreas Müller, später unter anderem Manager des FC Schalke und der TSG Hoffenheim, seine Frau kennen – auf der Ersatzbank. Sie sitzt im Neckarstad­ion direkt dahinter.

Der VfB spielt bereits seit 1925 in weißen Trikots mit rotem Brustring. Die Idee dazu soll von einigen Jugendspie­lern gekommen sein.

VfB-Maskottche­n „Fritzle“ist nach Fritz Walter benannt. Bei „Fritzles“erstem Spiel, einem 3:0 gegen den 1. FC Nürnberg, erzielte Namenspate Fritz

Walter einen Doppelpack. Der Stürmer, Torschütze­nkönig von 1992, ist nicht verwandt oder verschwäge­rt mit dem 1954er-Helden Fritz Walter.

Gilbert Gress, begnadeter Techniker, bekennende­r Beatle und von 1966 bis 1971 der erste Franzose beim VfB, muss montags nie arbeiten. Eine entspreche­nde Klausel hat sich der Spielmache­r in seinen Vertrag schreiben lassen, um regelmäßig seine Eltern in Straßburg besuchen zu können.

In der Aufstiegss­aison 1976/77 ist das Geld so knapp, dass Trainer Jürgen Sundermann bei Auswärtssp­ielen

oft selbst die Lunchpaket­e für die Spieler zubereitet und Brote schmiert. Sundermann­s Frau Monika assistiert­e Ende der 1970er-Jahre Hans Rosenthal bei „Dalli Dalli“.

Günther Schäfer, heute Teammanage­r, kassiert in seinen 16 Jahren als Spieler beim VfB 76 Gelbe Karten – Rekord!

Eike Immel, Slobodan Dubajic, Michael Frontzeck, Maurizio Gaudino und Fritz Walter machen in der längsten Bundesliga­saison 1991/92 alle 38 Spiele. Die Bundesliga war in jenem Jahr wegen der deutschen Einheit für eine Saison von 18 auf 20 Clubs aufgestock­t worden.

Stürmer Ottmar Hitzfeld erzielt am letzten Spieltag der Saison 1976/1977 beim 8:0 des VfB Stuttgart gegen Jahn Regensburg in der Zweiten Liga sechs Tore. Bis heute Rekord im deutschen Profifußba­ll.

Folgende Bundesliga­rekorde hält der VfB Stuttgart:

Längste Serie ohne Gegentor (24. Mai – 4. Oktober 2003), neun Spiele respektive 884 Minuten. Torwart damals: Timo Hildebrand.

Jürgen Klinsmann glücken die meisten Auswärtsto­re eines Spielers: gleich fünf beim 7:0 in Düsseldorf am 15. März 1986.

Michael Nushöhr verwandelt die meisten Elfmeter in einem Spiel: dreimal trifft er beim 7:0 gegen Hannover (8. Februar 1986) vom Punkt.

Trainer Willi Entenmann gewinnt in der Rückrunde 1985/86 als Bundesliga­trainernov­ize seine ersten sechs Spiele. Das schaffte später nicht mal Pep Guardiola.

Kein Club sammelt mehr Platzverwe­ise in der Bundesliga (133): zu 72 Roten kommen 61 Gelb-Rote Karten.

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