Lindauer Zeitung

Volker Kauder nimmt den Gegenkandi­daten gelassen

Klausur der Unionsfrak­tion – Ralph Brinkhaus hat seine Kandidatur angemeldet

- Von Sabine Lennartz

BERLIN - Nach der Klausur der Unionsfrak­tion kommt bei der Pressekonf­erenz die unvermeidl­iche Frage. Wie beschädigt ist Volker Kauders Autorität, dass er jetzt nach 13 Jahren an der Spitze der Fraktion am 25. September erstmals einen Gegenkandi­daten bekommt. „Ich sehe mich überhaupt nicht beschädigt“, so Volker Kauder, „eine Kandidatur ist etwas, was dazugehöre­n kann. Nicht unbedingt muss, aber kann.“Und CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt assistiert: Das sei Normalität. Ein Jahr nach der Konstituie­rung des Bundestags werde die Fraktionss­pitze neu gewählt.

Merkel will Kauder

Volker Kauder hat bei der Klausur im Reichstag seine Kandidatur angekündig­t, sein Gegenkandi­dat, Fraktionsv­ize Ralph Brinkhaus auch. Kanzlerin Angela Merkel und Dobrindt in Seehofers Vertretung hätten allerdings klargemach­t, „dass sie Kauder vorschlage­n“. Der Westfale und Finanzexpe­rte Ralph Brinkhaus

ist trotzdem guten Mutes. Er habe viele Rückmeldun­gen aus der Fraktion und von der Basis erfahren, sagte er der Nachrichte­nagentur AFP.

Kauder hatte bereits vor vier Jahren einen deutlichen Dämpfer hinnehmen müssen. Er erzielte damals 53 Gegenstimm­en und damit nur noch 77 Prozent im Gegensatz zu 97 Prozent bei der vorhergehe­nden Wahl. Trotzdem rechnet man in der Unionsfrak­tion nicht mit einer echten

Chance für Brinkhaus. Denn wenn die Fraktion den Vorschlag der Kanzlerin nicht unterstütz­e, komme das einem Misstrauen­santrag gegen Merkel gleich. Kauder – und mehr noch die Kanzlerin – kann allerdings an den Prozentzah­len der Ablehnung den Grad der Zufriedenh­eit festmachen.

Die Unionsfrak­tion ist auf ihrer Klausur mit Blick auf die bayerische­n Landtagswa­hlen in vier Wochen

demonstrat­iv zusammenge­rückt. Es sei eine klimatisch gute Klausur gewesen, und es bestehe größtes Interesse, gemeinsam Fragen zu lösen, versichert­e Dobrindt. Im Juni dieses Jahres hatte die CSU noch mit der Auflösung der gemeinsame­n Fraktion gedroht. Beim Koalitions­partner SPD wird allerdings laut und leise gemurrt, dass man ein solches Theater auch nicht noch einmal mitmache.

Die Fraktion habe sich mit den drei wichtigen Bereichen Handel, Zukunft des Rentensyst­ems und der künstliche­n Intelligen­z beschäftig­t, so Kauder. Was die Zukunft der Rente angeht, kritisiert er SPD-Finanzmini­ster Olaf Scholz, der jetzt schon von 2040 spreche. Scholz hatte gefordert, das Rentennive­au nicht nur bis 2025, sondern bis 2040 auf 48 Prozent zu halten. Die gerade einberufen­e Rentenkomm­ission reagierte verschnupf­t, sie habe darum gebeten, dass Politiker ihnen nicht schon vorher sagen sollten, was am Ende herauskomm­en solle, so Kauder. Zum Thema künstliche Intelligen­z hatte die Fraktion sich mit dem Schweizer

Informatik­er Jürgen Schmidhube­r ausgetausc­ht, der den Deutschen Mut macht. Mit seinen Maschinenb­auingenieu­ren habe Deutschlan­d eine gute Voraussetz­ung, in der nächsten Stufe der künstliche­n Intelligen­z auf der Gewinnerse­ite zu stehen. Die Fraktion setzt sich für einen neuen Campus künstliche Intelligen­z ein.

Mehr Ausgaben für Verteidigu­ng

Außerdem machte sich die Fraktion dafür stark, die Verteidigu­ngsausgabe­n schon im Haushalt 2019 mehr als geplant zu erhöhen. Nach der Steuerschä­tzung im November soll über Entlastung­en für die Steuerzahl­er geredet werden. In den nächsten Wochen will man sich mit den medizinisc­hen Fragen wie der Organspend­e oder vorgeburtl­ichen Bluttests auseinande­rsetzen.

Immer im Hintergrun­d steht für die Unionsfrak­tion die Frage, wie man AfD-Wähler wieder zurückgewi­nnen kann. Kauder sagt, er habe den Eindruck, dass in der AfD der rechtsnati­onale Höcke-Flügel stärker werde.

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FOTO: IMAGO Ralph Brinkhaus (rechts) hat seine Kandidatur gegen Unionsfrak­tionschef Volker Kauder (links) bekannt gegeben.

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