Digitalisierung schafft neuen Lehrberuf
Martin Balk wird bei der Firma Gienger zum Kaufmann im E-Commerce ausgebildet
MEMMINGEN - Wer Schuhe, Lebensmittel oder Bücher kaufen will, muss dafür längst nicht mehr in einen Laden gehen, sondern kann Waren auch über das Internet bestellen. Der Online-Handel wird für Unternehmen immer wichtiger. Auch die Memminger Firma Gienger nutzt einen Online-Shop, um ihre Fachartikel wie Waschtischbatterien, Eckventile, Heizungen oder Sanitärbedarf online zu vertreiben. Dafür braucht es Personal, das sich im digitalen Vertrieb und Handel auskennt. Dieses Jahr gibt es daher erstmalig den IHK-Ausbildungsberuf Kaufmann für E-Commerce.
Insgesamt sind in der Stadt Memmingen und dem Landkreis Unterallgäu zum 3. September mehr als 1000 Schüler in einen der von der IHK organisierten Ausbildungsberufe gestartet. Die neue Lehre im ECommerce wählten schwabenweit 25 junge Menschen – einer davon ist Martin Balk bei der Firma Gienger in Memmingen. Das Unternehmen ist Großhändler für Haustechnik und bietet von Sanitärbedarf über Heizungen bis hin zu Lüftungen alles an, was Fachhandwerker für die technische Ausstattung eines Hauses brauchen. „Innovativ und im Aufschwung“Balks neuer Arbeitsplatz ist in der EDV-Abteilung angesiedelt, denn der Computer ist für seine Ausbildung das A und O. Aufgeregt war er an seinem ersten Arbeitstag nicht, denn der 21Jährige kennt die Firma und die Kollegen bereits gut. Er hat dort schon seine dreijährige Lehre zum Kaufmann für Groß- und Außenhandel gemacht. Die neue Ausbildung im E-Commerce hat den technikbegeisterten Mann besonders gereizt: „Das ist ein zukunftsorientierter und innovativer Beruf, der in den nächsten Jahren im Aufschwung sein wird.“Dafür mache er gern noch einmal eine zweite Ausbildung.
Der langjährige EDV-Leiter Andreas Gelhar wird dem Lehrling zur Seite stehen. „Wir schmeißen jetzt quasi meine 20 Jahre Erfahrung und sein frisch gelerntes Wissen in einen Topf“, sagt Gelhar. Denn ein moderner Online-Handel mit Shop für die Kunden sei nun mal die Zukunft. Die Handwerker sollen dank eines digitalisierten Warenangebots ihren Kunden bereits auf dem Smartphone Preis und Optik des einzubauenden Teils zeigen können. Mehr als vier Millionen Artikel sind schon im Online-Shop von Gienger zu finden.
Die Industrie- und Handelskammer hat für das neue Berufsbild die größte Vorarbeit geleistet und die Ausbildung strukturiert. Vor eineinhalb bis zwei Jahren sei das neue Berufsbild aufgekommen, sagt Josefine Steiger, Leiterin der Abteilung Ausbildung bei der IHK Schwaben. Damit die Ausbildung 2018 endlich starten konnte, war viel Werbung nötig. „Betriebe hatten wir genug, aber die Bewerber mussten erst von diesem neuen Beruf erfahren und sich dafür begeistern. Das lief anfangs sehr zögerlich“, sagt Josefine Steiger. Das Ziel für kommendes Jahr sei es, mindestens doppelt so viele Lehrlinge auszubilden.
Balk arbeitet sich nun erst einmal in sein neues Arbeitsumfeld ein. Zunächst unterstützt er seine Teamkollegen in der EDV-Abteilung und ist zur Stelle, wenn die Firmenmitarbeiter Probleme mit ihrem Computer haben oder der Bildschirm kaputt ist. Künftig wird sein Fokus aber auch auf den Social Media-Kanälen des Unternehmens liegen. „Die jungen Leute nutzen Facebook, Instagram und Twitter – deshalb muss dort auch unsere Firma vertreten sein“, sagt Gelhar. Martin Balk ist begeistert von seinen neuen Aufgaben: „Diesen Beruf gab es noch nicht. Ich bin gespannt, was alles auf mich zukommt.“