Vom Morsezeichen zum Emoji
Das Technoseum in Mannheim zeigt die rasante Entwicklung moderner Kommunikationsmittel
MANNHEIM (epd - Von Telemasten und Morsegeräten zu Computer und Smartphones – die Entwicklung der Medien ist in den vergangenen zwei Jahrhunderten geradezu explodiert. Was im 19. Jahrhundert mit der ersten Übermittlung von Daten via Draht oder Wellen begann, ist inzwischen zur dauerhaften Online-Erreichbarkeit perfektioniert worden. Die technische Geschichte der Kommunikationsmittel steht nun im Fokus einer Dauerausstellung im Mannheimer Technoseum.
„Das Thema Mediengeschichte ist sehr umfangreich und wir besitzen derart viele Objekte dazu, dass wir Schwerpunkte für die Ausstellung wählen mussten“, sagt Kuratorin Anke Keller. Ausgewählt wurden deshalb unter anderem Objekte, die an verschiedene, teils vergessene Berufe der Medienbranche erinnern: Etwa das Klettergeschirr eines Telegrafenmitarbeiters oder ein Telefonvermittlungsschrank, an dem das „Fräulein vom Amt“einst seinen Dienst verrichtete.
Insgesamt rund 700 Objekte umfasst die Dauerausstellung unter dem Titel „Vom Morsezeichen zum Emoji“, darunter sind zahlreiche Radios, Kameras, Fernseher, Computer und Aufnahmegeräte. Viele Museumsobjekte stammen aus den Beständen des Südwestrundfunks (SWR) und des Deutschen Rundfunkarchivs (DRA). Die Ausstellung beginnt mit einem historischen Nachrichtenmast, der den Start der „Medienexplosion“im 19. Jahrhundert versinnbildlichen soll.
Präsentiert wird auch ein Magnetophon von AEG von 1936, das als weltweit ältestes noch erhaltenes Tonbandgerät gilt. Auch zu sehen ist der „Rote Knopf“, den der frühere Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) 1967 bei der Deutschen Funkausstellung in Berlin drückte und damit den Startschuss fürs Farbfernsehen gab.
Eine Radiomechaniker-Werkstatt aus der Nachkriegszeit und FernsehReportage-Equipment aus den 1960er-Jahren dokumentieren die vielfältigen Arbeitswelten im Medienbereich.
Das älteste Ausstellungsobjekt ist ein Schiebekasten aus dem Jahr 1845, das jüngste Objekt ein Smartphone Samsung Galaxy S9 aus diesem Jahr. Das wahrscheinlich kurioseste Stück ist ein selbst gebauter Sperrfilter aus dem Jahr 1975 zum Empfang von Westfernsehen aus der ehemaligen DDR.
In der Dauerausstellung kommt erstmals auch die sogenannte Augmented Reality (Erweiterte Realität) zum Einsatz. Damit können Besucher über ihre Smartphones virtuelle Einblicke in die Exponate bekommen und Dinge sehen, die in der Ausstellung selbst nicht zu beobachten sind: etwa, wie ein Telegrafenarbeiter einen Telegrafenmasten erklimmt. Hierzu kann man sich im WLAN-Netz des Museums eine kostenfreie App herunterladen, die man auf dem eigenen Smartphone oder einem Tabletcomputer des Museums ausprobieren kann.
Mit diesem Pilotprojekt soll geprüft werden, „welche Möglichkeiten diese Form der Präsentation zum Thema Technik und Arbeit bietet“, sagt Museumsdirektor Hartwig Lüdtke. Das Mitbringen von Smartphones ist deshalb ausdrücklich erwünscht. An mehreren Mitmach-Stationen sollen die Museumsgäste selbst aktiv werden, wie beispielweise beim Programmieren von chinesischen Winkekatzen. Zugleich kann man herausfinden, wie in einer digital vernetzten Stadt Abfalleimer automatisch die Müllabfuhr benachrichtigen, wenn sie geleert werden müssen.
„Wir besitzen derart viele Objekte, dass wir Schwerpunkte für die Ausstellung wählen mussten.“Anke Keller, Kuratorin