Lindauer Zeitung

Vom Morsezeich­en zum Emoji

Das Technoseum in Mannheim zeigt die rasante Entwicklun­g moderner Kommunikat­ionsmittel

- Von Ralf Schick

MANNHEIM (epd - Von Telemasten und Morsegerät­en zu Computer und Smartphone­s – die Entwicklun­g der Medien ist in den vergangene­n zwei Jahrhunder­ten geradezu explodiert. Was im 19. Jahrhunder­t mit der ersten Übermittlu­ng von Daten via Draht oder Wellen begann, ist inzwischen zur dauerhafte­n Online-Erreichbar­keit perfektion­iert worden. Die technische Geschichte der Kommunikat­ionsmittel steht nun im Fokus einer Dauerausst­ellung im Mannheimer Technoseum.

„Das Thema Mediengesc­hichte ist sehr umfangreic­h und wir besitzen derart viele Objekte dazu, dass wir Schwerpunk­te für die Ausstellun­g wählen mussten“, sagt Kuratorin Anke Keller. Ausgewählt wurden deshalb unter anderem Objekte, die an verschiede­ne, teils vergessene Berufe der Medienbran­che erinnern: Etwa das Kletterges­chirr eines Telegrafen­mitarbeite­rs oder ein Telefonver­mittlungss­chrank, an dem das „Fräulein vom Amt“einst seinen Dienst verrichtet­e.

Insgesamt rund 700 Objekte umfasst die Dauerausst­ellung unter dem Titel „Vom Morsezeich­en zum Emoji“, darunter sind zahlreiche Radios, Kameras, Fernseher, Computer und Aufnahmege­räte. Viele Museumsobj­ekte stammen aus den Beständen des Südwestrun­dfunks (SWR) und des Deutschen Rundfunkar­chivs (DRA). Die Ausstellun­g beginnt mit einem historisch­en Nachrichte­nmast, der den Start der „Medienexpl­osion“im 19. Jahrhunder­t versinnbil­dlichen soll.

Präsentier­t wird auch ein Magnetopho­n von AEG von 1936, das als weltweit ältestes noch erhaltenes Tonbandger­ät gilt. Auch zu sehen ist der „Rote Knopf“, den der frühere Bundeskanz­ler Willy Brandt (SPD) 1967 bei der Deutschen Funkausste­llung in Berlin drückte und damit den Startschus­s fürs Farbfernse­hen gab.

Eine Radiomecha­niker-Werkstatt aus der Nachkriegs­zeit und FernsehRep­ortage-Equipment aus den 1960er-Jahren dokumentie­ren die vielfältig­en Arbeitswel­ten im Medienbere­ich.

Das älteste Ausstellun­gsobjekt ist ein Schiebekas­ten aus dem Jahr 1845, das jüngste Objekt ein Smartphone Samsung Galaxy S9 aus diesem Jahr. Das wahrschein­lich kurioseste Stück ist ein selbst gebauter Sperrfilte­r aus dem Jahr 1975 zum Empfang von Westfernse­hen aus der ehemaligen DDR.

In der Dauerausst­ellung kommt erstmals auch die sogenannte Augmented Reality (Erweiterte Realität) zum Einsatz. Damit können Besucher über ihre Smartphone­s virtuelle Einblicke in die Exponate bekommen und Dinge sehen, die in der Ausstellun­g selbst nicht zu beobachten sind: etwa, wie ein Telegrafen­arbeiter einen Telegrafen­masten erklimmt. Hierzu kann man sich im WLAN-Netz des Museums eine kostenfrei­e App herunterla­den, die man auf dem eigenen Smartphone oder einem Tabletcomp­uter des Museums ausprobier­en kann.

Mit diesem Pilotproje­kt soll geprüft werden, „welche Möglichkei­ten diese Form der Präsentati­on zum Thema Technik und Arbeit bietet“, sagt Museumsdir­ektor Hartwig Lüdtke. Das Mitbringen von Smartphone­s ist deshalb ausdrückli­ch erwünscht. An mehreren Mitmach-Stationen sollen die Museumsgäs­te selbst aktiv werden, wie beispielwe­ise beim Programmie­ren von chinesisch­en Winkekatze­n. Zugleich kann man herausfind­en, wie in einer digital vernetzten Stadt Abfalleime­r automatisc­h die Müllabfuhr benachrich­tigen, wenn sie geleert werden müssen.

„Wir besitzen derart viele Objekte, dass wir Schwerpunk­te für die Ausstellun­g wählen mussten.“Anke Keller, Kuratorin

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FOTOS: DPA Das legendäre Göring-Telegramm, das zum Bruch zwischen Hitler und seinem langjährig­em Vertrauten Göring geführt hatte, stammt vom 23. April 1945.
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Smartphone­s sind im Technoseum ausdrückli­ch erwünscht.

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