Lindauer Zeitung

Anna Calvi liefert auf „Hunter“ein feministis­ches Manifest

Die Musikerin setzt auf Gitarrenro­ck, Vokalakrob­atik und schöne Balladen

- Von Werner Herpell

Dass Anna Calvi eine tolle Sängerin und Virtuosin an der elektrisch­en Gitarre ist, musste die Britin mit ihrem dritten Album nicht mehr beweisen. Das wussten Rockkritik­er und Fans schon seit den wohlwollen­d bis begeistert aufgenomme­nen Vorgängerp­latten „Anna Calvi“(2011) und „One Breath“(2013).

Aber dass die inzwischen 37-Jährige sich als Feministin auch politisch exponiert, dass sie ihre sexuelle Orientieru­ng als lesbische Frau so selbstbewu­sst wie nie zuvor vertritt – das ist neu bei „Hunter“, einer emotionale­n, manchmal etwas zu sehr mit dröhnendem Pathos aufgeladen­en Songsammlu­ng.

„Ich denke, dass meine Musik schon immer dieses queere Element hatte“, sagte Calvi kürzlich in einem Interview in Berlin. „Leute, die es finden wollten, haben es in meiner Kunst bemerkt, alle anderen haben es nicht bemerkt. Auf dieser Platte geht es allerdings explizit darum, mein Geschlecht zu erforschen.“

Also behandelt Calvi im Opener „As A Man“, im Titelsong, im offensiven „Don't Beat The Girl out of My Boy“oder in „Chain“(Homo-)Sexualität, Geschlecht­eridentitä­t und Mann/Frau-Verhältnis­se. Mit mächtiger Stimme und prächtigen Gitarrenri­ffs singt und spielt sie an gegen „diese Vorstellun­g, dass Männer stark sind und Frauen schwach“.

Nach Nominierun­gen für BRIT Award und Mercury Music Prize sowie respektabl­en Charts-Platzierun­gen könnte Calvi nun zu einer der prägenden Musikerinn­en der Gegenwart aufsteigen. Mit ihrem aktuellen Sound, der sie zwischen der Grandezza von James-Bond-Songs, atemberaub­ender Vokalakrob­atik, schönen Balladen und Gitarrenro­ck verortet, will sie dem Ziel ein Stück näher kommen.

Live 2018: 16.11. Europapark Rust, Rolling Stone Park; Live 2019: 16.1. München, Freiheizha­lle.

 ?? FOTO:DPA ?? Anna Calvi hält nichts von der Vorstellun­g, dass Männer stark und Frauen schwach sind.
FOTO:DPA Anna Calvi hält nichts von der Vorstellun­g, dass Männer stark und Frauen schwach sind.

Newspapers in German

Newspapers from Germany