Lindauer Zeitung

Unruhen im Südirak richten sich gegen Iran

Einflussre­icher Geistliche­r al-Sadr befeuert Protest

- Von Michael Wrase

LIMASSOL - Es sind Bilder, die in Teheran die Alarmglock­en schrillen lassen: Ausgerechn­et im Irak, dem engsten Verbündete­n der Islamische­n Republik im Nahen Osten, beteiligen sich Tausende von schiitisch­en Irakern an anti-iranischen Ausschreit­ungen. Bis Anfang letzter Woche hatten sich die Demonstran­ten auf das Skandieren von Slogans wie „Iran, Iran go, go“beschränkt­en. Offenbar um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, wurde am Donnerstag das iranische Konsulat in Basra in Brand gesetzt. Auch die Büros von elf pro-iranischen Parteien und Milizen in der südirakisc­hen Millionens­tadt, denen Korruption und Misswirtsc­haft angelastet wird, gingen in Flammen auf. Selbst auf das Gebäude des als Iran-freundlich eingestuft­en Senders „Iraqiya“ist ein Brandansch­lag verübt worden.

Immer wieder Stromausfä­lle

Für Basra wurde daraufhin eine Ausgangssp­erre, einen Tag später dann im gesamten Land ein striktes Demonstrat­ionsverbot verhängt. Inzwischen ist wieder etwas Ruhe eingekehrt. Auslöser für die seit Monaten anhaltende­n Demonstrat­ionen sind die katastroph­alen Lebensumst­ände im Südirak, wo rund 80 Prozent des irakischen Öls gefördert werden. Immer wieder kommt es zu Stromausfä­llen, weil der Iran seine zugesagten Stromliefe­rungen nach angebliche­n Zahlungsve­rzögerunge­n der Bagdader Regierung eingestell­t hat.

Angestache­lt werden die Demonstran­ten von dem schiitisch­en Geistliche­n Moktada al-Sadr, der es schon zum wiederholt­en Male für seine Pflicht hält, sich „an die Seite des Volkes“zu stellen. Seine Forderunge­n wie der Kampf gegen die Korruption und der Abzug aller ausländisc­hen Soldaten – Iraner und Amerikaner – sind populär. Bei den Parlaments­wahlen hatte Sadrs Liste „Sairun“(„Wir marschiere­n“) die meisten Stimmen gewonnen, knapp gefolgt vom pro-iranischen Al-FatihBlock von Hadi al-Amiri. Abgeschlag­ener Dritter wurde die „Siegesalli­anz“des als pro-westlich geltenden Ministerpr­äsidenten Haider al-Abadi. Eine neue Regierung konnte bislang keiner der Blöcke formen.

Für den Angriff auf das iranische Konsulat in Basra machte das iranische Außenminis­terium inzwischen „destruktiv­e Kräfte“verantwort­lich, welche die freundscha­ftlichen Beziehunge­n zwischen dem Iran und dem Irak „untergrabe­n wollten“. Gemeint war vermutlich Saudi-Arabien, das in seinen Staatsmedi­en den Unruhen in Basra allergrößt­e Aufmerksam­keit widmet.

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FOTO: AFP Das iranische Konsulat in Basra ist in Flammen aufgegange­n.

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