Überflüssige Unruhe
Mit Blick auf den Alltagsnutzen wäre eine zusätzliche österreichische Staatsbürgerschaft für deutsch und ladinisch sprechende Südtiroler reine Symbolpolitik. Das Motto dabei: Euer ehemaliges Mutterland hat euch nicht vergessen, die Wunde von 1918 wird offengehalten. Speziell der in Wien mitregierenden FPÖ liegt viel daran. Sie bedient damit vor allem ihr heimatliches burschenschaftliches Klientel. Für diese Kreise ist Südtirol traditionell Tagespolitik. Was aber die Menschen zwischen Brenner und Salurner Klause wirklich von einem Doppelpass haben, lässt die FPÖ offen – vermutlich, weil es keine vernünftige Antwort gibt.
Insofern scheint Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher von der konservativen Volkspartei nicht ganz falsch zu liegen. Er erwartet, dass das Pass-Projekt nur überflüssige Unruhe in seine Provinz bringt.
In der Tat: Völkisch angehauchte Südtirol-Fanatiker könnten einen weiteren Nationalitätenstreit anzetteln. Womöglich stünde letzten Endes der in Jahrzehnten erkämpfte, großzügige Autonomie-Status des wirtschaftlich florierenden Landstrichs auf dem Spiel. Und für was? Für Symbolpolitik und ein überflüssiges Dokument.