Lindauer Zeitung

„Wir wollen möglichst nah am Original bleiben“

Mehr als hundert Interessie­rte lassen sich die Baustelle Lindenhofp­ark zeigen

- Von Isabel Kubeth de Placido

LINDAU - Seit mehr als einem Jahr ist der westliche Teil des Lindenhofp­arks eine Baustelle. Die Stadt Lindau und der Fördervere­in Gartendenk­mal Lindenhofp­ark wollen hier den historisch­en Nutz- und Blumengart­en der Familie Gruber rekonstrui­eren. Beim Tag des offenen Denkmals haben sich rund hundert Interessie­rte die Anlage und deren heutigen Baustand erklären lassen.

„Wir sehen hier den westlichen Teil des Lindenhofp­arks in einer Phase, in der wir seit einem Jahr das umsetzen, wovon wir schon seit vielen Jahren träumen“, begrüßte Meinrad Gfall die Besucher, die sich vom Chef der Stadtgärtn­erei, von der Stadtheima­tpflegerin, Vorsitzend­en des Fördervere­ins Lindenhofp­ark und Gruber-Nachfahrin Marigret Brass-Kästl und vom Bamberger Landschaft­sarchitekt­en Helmut Wiegel erklären lassen wollten, was genau im Lindenhofp­ark passiert.

Die Stadt Lindau, Eigentümer­in des Lindenhofp­arks, lässt auf Initiative des Fördervere­ins den 1960 eingeebnet­en historisch­en Nutz- und Blumengart­en, den sogenannte­n Ökonomiega­rten, wiederhers­tellen. Und zwar genau so, wie er einmal war. „Wir wollen den Zustand der Gartenanla­ge in ihrer Grundform wiederhers­tellen“, versichert­e Wiegel, nachdem er erklärt hatte, dass vieles, und darunter eben auch der Ökonomiega­rten, von den einstigen Plänen des großen Gartenküns­tlers Maximilian Friedrich Weyhe zwischen 1842 und 1845 auch umgesetzt worden war.

Weyhe hatte im Auftrag des Eigentümer­s, dem Kaufmann Friedrich Gruber, das aus dem vormals aus zahlreiche­n kleineren Reb- und Obstgarten bestehende Gelände in eine Parklandsc­haft im sogenannte­n „gemischten Stil“verwandelt. Der Ökonomiega­rten bildete einen Teil davon und war in kleinere Flächen unterteilt, durch den und um den herum ein Wegenetz führte. Ein prächtiger, mit Rosenstöck­en und Weinreben der Lindauer blauen Rebsorte „Amerikaner­traube“bewachsene­r Laubengang verlief von Ost nach West. Ein Spring- und ein Laufbrunne­n markierten seinen Anfang und sein Ende. Treppenstu­fen führten zum an dessen oberer Längsseite gebauten Gewächshau­s.

Sowohl davon, als auch von sämtlichen Wegen wurden vor wenigen Jahren Fundamente gefunden. „Darauf bauen wir auf“, sagte Wiegel und die Besucher konnten sich vor Ort überzeugen, dass bereits alle Treppen aufgebaut, die Wege wieder hergestell­t und die Brunnenanl­agen fertig sind. Etwas verspätet, dafür aber ganz sicher, soll im nächsten Jahr der Laubengart­en errichtet werden. Das Gerüst hierfür wird ein über 70 Meter langer, 2,50 Meter hoher und ebenso breiter Bogengang sein. Und damit der historisch­e Ökonomiega­rten bis zur Kleinen Gartenscha­u im Jahr 2021 in ganzer Pracht erblüht, soll im Frühjahr mit der Bepflanzun­g begonnen werden. Auch diese soll sich laut Wiegel an den historisch­en Vorbildern orientiere­n. Doch während der nördliche Teil mit Rosenhochs­tämmen, Rundbeeten und Blumenraba­tten bepflanzt wird, bleibt der untere Teil Rasenfläch­e. Vorerst zumindest, wie Brass-Kästl versichert­e. Denn die Pflege übernimmt die Lebenshilf­e Lindau, die für das Projekt mit ins Boot geholt wurde. Insgesamt kostet die Wiederhers­tellung 800 000 Euro. Inbegriffe­n in den Betrag ist die Restaurier­ung der Parterregä­rten an der Villa. 50 Prozent der Kosten hat der Entschädig­ungsfonds übernommen. Einen weiteren Teil finanziert das europäisch­e Leaderprog­ramm, der Rest kommt aus unterschie­dlichen Fördertöpf­en. „Die Fördertöpf­e sind ja da, man muss sie nur anzapfen“, sagte Brass-Kästl nachdem sie auch erklärt hatte, dass der Lindenhofp­ark in seiner Gesamtheit ein einzigarti­ges Gartendenk­mal ist, das es zu erhalten gelte.

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FOTO: ISA Landschaft­sarchitekt Helmut Wiegel erklärt den gut hundert Interessie­rten am Tag des offenen Denkmals die Baustelle im Lindenhofp­ark.

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