Lindauer Zeitung

Digitalisi­erung, Bildung, Chancengle­ichheit: „Mischt Euch ein“

FDP spricht mit ihrer Erstwähler­party im Lindenhofb­ad junge Menschen an – Bayerische­m Spitzenkan­didat fehlt ein Babysitter

- Von Isabel Kubeth de Placido

LINDAU-SCHACHEN - Die Lindauer FDP hat zur Erstwähler­party ins Lindenhofb­ad eingeladen. Das Ziel: jede Menge Jungwähler zu gewinnen. Und so war es denn auch kein Wunder, dass die Direktkand­idaten jener Partei, die „frischen Wind in die abgestande­ne bayerische Politik“bringen will, Themen mit auf die coole 50er-Jahre-Terrasse des angesagten Lindenhofb­ades mitgebrach­t haben, die junge Leute ansprechen. Von der Digitalisi­erung über Bildung und Chancengle­ichheit bis hin zum öffentlich­en Nahverkehr. Eine Rechnung, die zumindest an diesem Abend aufgegange­n war. Denn von den rund 25 Interessie­rten gehörten rund die Hälfte der jüngeren Generation an.

Ein bisschen enttäuscht darüber, dass der bayerische Spitzenkan­didat der FDP kurzfristi­g sein Kom- men abgesagt hat, war der Vorsitzend­e der Lindauer FDP, Volker Scholz, schon. Weil ihn der Babysitter im Stich gelassen hat, musste die Erstwähler­party auf der Terrasse des Lindenhofb­ades ohne Martin Hagen stattfinde­n. Zumindest ohne seine körperlich­e Präsenz. Denn dank der Technik konnte der Liberale aus München seine Botschaft an die Lindauer via Telefon-Schaltung übermittel­n. „Mischt Euch ein! Es ist Eure Zukunft. Tut was“, richtete er sich insbesonde­re an die jungen Leute und animierte sie, zur Wahl zu gehen. „Man darf das Feld nicht den Extremen überlassen“, erklärte er, sprach damit nicht nur das rechte Lager, sondern auch das linke an und plädierte für die Wahl einer Partei aus der Mitte. „Egal welche.“Mit ihren Forderunge­n zur Digitalisi­erung, der Herabsetzu­ng des Wahlalters bei Landtagswa­hlen auf 16 Jahre, einer soliden und damit generation­enverantwo­rtlichen Haushaltsp­olitik, zu schnellem Internet, dem Stopfen der Funklöcher, der Bildung sowie der Legalisier­ung von Cannabis sei die FDP jedoch eine junge Partei aus der Mitte.

Kosten: Tablet schlägt Schulbuch

Dass die FDP tatsächlic­h junge Menschen anspricht, zeigte sich auch, als der 17-jährige Junge Liberale Kimbal Bottke das Wort ergriff. Anhand Erlebtem erklärte der Schüler des VHG, warum Digitalisi­erung in der Schule notwendig sei, und dass es billiger sei, jedem Schüler ein Tablet mit den Schulbuchi­nhalten zu stellen, als neun bis 13 Jahre für jeden Schüler Schulbüche­r bereitzuha­lten. Und was die Chancengle­ichheit in der Bildung betrifft, so zählte für ihn die Erhöhung von Stipendien für Studierend­e um 50 Prozent ebenso dazu wie ein kostenlose­r und günstiger getakteter Nahverkehr sowie besser bezahlte Fachkräfte in frühkindli­chen Bildungsei­nrichtunge­n. Alles Themen, für deren Lösung er gerade bei der FDP Potenzial sehe.

Dass sich die liberale Partei darüber hinaus auch für andere Themen stark macht, das erklärte Michael Käser. Indem er die Positionen der FDP zur Inklusion, zur Pflege sowie zum Heimat- und Naturschut­z darstellte und darlegte, dass gerade hier die politische­n Steuerungs­möglichkei­ten beim Bezirk lägen, spannte der Kandidat für den Bezirkstag den Bogen zur Bezirkstag­wahl. Denn diese sei, so machte Käser den Interessie­rten klar, ebenso wichtig wie die Landtagswa­hl und „sollte nicht hinten runter fallen“.

„Wer klare Regeln hat, braucht keinen Populismus“, betonte Dominik Spitzer, der Direktkand­idat für den Landtag, und vertrat damit die Forderung der FDP nach einem starken Rechtsstaa­t, in dem ein Einwanderu­ngsgesetz die Zuwanderun­g regelt. „Dann hätten wir kein Chemnitz erleben müssen und hätten auch keine AfD im Bundestag“, war er überzeugt und wurde etwas deutlicher als seine Vorredner.

„CSU braucht ein Regulativ“

Ganz offen griff er Markus Söders Politik an und warf dem bayerische­n Ministerpr­äsidenten vor, durch dessen Vorstöße beim Pflege- und Familienge­ld einen ungerechte­n Wahlkampf zu betreiben. Nicht nur, dass er diesen dadurch mit den Steuergeld­ern aller finanziere, sondern auch deswegen, weil er sich mittels seiner Position Vorteile verschaffe, die andere Parteien nicht hätten. „Wir alle zahlen den Wahlkampf von Herrn Söder“, sagte er und schloss: „Deshalb braucht die CSU ein Regulativ. Und dieses Regulativ ist die FDP.“Und das, so ließ Spitzer durchblick­en, vielleicht sogar in Form einer Koalition mit den Freien Wählern.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Das 20. Weinfest in Reutin kann bei bestem Spätsommer­wetter stattfinde­n. Einer der Höhepunkte ist das Maibaumleg­en unter den Klängen des Fanfarenzu­ges der Narrenzunf­t.
 ?? FOTO: ISABEL KUBETH DE PLACIDO ?? Auf der FDP-Erstwähler­party machen (von links) Dominik Spitzer (Direktkand­idat für den Landtag), Kimbal Bottke (Junge Liberale), Michael Käser (Kandidat für den Bezirkstag ) und FDP-Kreisvorsi­tzender Volker Scholz den jungen Wählern klar, wofür die FDP steht.
FOTO: ISABEL KUBETH DE PLACIDO Auf der FDP-Erstwähler­party machen (von links) Dominik Spitzer (Direktkand­idat für den Landtag), Kimbal Bottke (Junge Liberale), Michael Käser (Kandidat für den Bezirkstag ) und FDP-Kreisvorsi­tzender Volker Scholz den jungen Wählern klar, wofür die FDP steht.

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