Digitalisierung, Bildung, Chancengleichheit: „Mischt Euch ein“
FDP spricht mit ihrer Erstwählerparty im Lindenhofbad junge Menschen an – Bayerischem Spitzenkandidat fehlt ein Babysitter
LINDAU-SCHACHEN - Die Lindauer FDP hat zur Erstwählerparty ins Lindenhofbad eingeladen. Das Ziel: jede Menge Jungwähler zu gewinnen. Und so war es denn auch kein Wunder, dass die Direktkandidaten jener Partei, die „frischen Wind in die abgestandene bayerische Politik“bringen will, Themen mit auf die coole 50er-Jahre-Terrasse des angesagten Lindenhofbades mitgebracht haben, die junge Leute ansprechen. Von der Digitalisierung über Bildung und Chancengleichheit bis hin zum öffentlichen Nahverkehr. Eine Rechnung, die zumindest an diesem Abend aufgegangen war. Denn von den rund 25 Interessierten gehörten rund die Hälfte der jüngeren Generation an.
Ein bisschen enttäuscht darüber, dass der bayerische Spitzenkandidat der FDP kurzfristig sein Kom- men abgesagt hat, war der Vorsitzende der Lindauer FDP, Volker Scholz, schon. Weil ihn der Babysitter im Stich gelassen hat, musste die Erstwählerparty auf der Terrasse des Lindenhofbades ohne Martin Hagen stattfinden. Zumindest ohne seine körperliche Präsenz. Denn dank der Technik konnte der Liberale aus München seine Botschaft an die Lindauer via Telefon-Schaltung übermitteln. „Mischt Euch ein! Es ist Eure Zukunft. Tut was“, richtete er sich insbesondere an die jungen Leute und animierte sie, zur Wahl zu gehen. „Man darf das Feld nicht den Extremen überlassen“, erklärte er, sprach damit nicht nur das rechte Lager, sondern auch das linke an und plädierte für die Wahl einer Partei aus der Mitte. „Egal welche.“Mit ihren Forderungen zur Digitalisierung, der Herabsetzung des Wahlalters bei Landtagswahlen auf 16 Jahre, einer soliden und damit generationenverantwortlichen Haushaltspolitik, zu schnellem Internet, dem Stopfen der Funklöcher, der Bildung sowie der Legalisierung von Cannabis sei die FDP jedoch eine junge Partei aus der Mitte.
Kosten: Tablet schlägt Schulbuch
Dass die FDP tatsächlich junge Menschen anspricht, zeigte sich auch, als der 17-jährige Junge Liberale Kimbal Bottke das Wort ergriff. Anhand Erlebtem erklärte der Schüler des VHG, warum Digitalisierung in der Schule notwendig sei, und dass es billiger sei, jedem Schüler ein Tablet mit den Schulbuchinhalten zu stellen, als neun bis 13 Jahre für jeden Schüler Schulbücher bereitzuhalten. Und was die Chancengleichheit in der Bildung betrifft, so zählte für ihn die Erhöhung von Stipendien für Studierende um 50 Prozent ebenso dazu wie ein kostenloser und günstiger getakteter Nahverkehr sowie besser bezahlte Fachkräfte in frühkindlichen Bildungseinrichtungen. Alles Themen, für deren Lösung er gerade bei der FDP Potenzial sehe.
Dass sich die liberale Partei darüber hinaus auch für andere Themen stark macht, das erklärte Michael Käser. Indem er die Positionen der FDP zur Inklusion, zur Pflege sowie zum Heimat- und Naturschutz darstellte und darlegte, dass gerade hier die politischen Steuerungsmöglichkeiten beim Bezirk lägen, spannte der Kandidat für den Bezirkstag den Bogen zur Bezirkstagwahl. Denn diese sei, so machte Käser den Interessierten klar, ebenso wichtig wie die Landtagswahl und „sollte nicht hinten runter fallen“.
„Wer klare Regeln hat, braucht keinen Populismus“, betonte Dominik Spitzer, der Direktkandidat für den Landtag, und vertrat damit die Forderung der FDP nach einem starken Rechtsstaat, in dem ein Einwanderungsgesetz die Zuwanderung regelt. „Dann hätten wir kein Chemnitz erleben müssen und hätten auch keine AfD im Bundestag“, war er überzeugt und wurde etwas deutlicher als seine Vorredner.
„CSU braucht ein Regulativ“
Ganz offen griff er Markus Söders Politik an und warf dem bayerischen Ministerpräsidenten vor, durch dessen Vorstöße beim Pflege- und Familiengeld einen ungerechten Wahlkampf zu betreiben. Nicht nur, dass er diesen dadurch mit den Steuergeldern aller finanziere, sondern auch deswegen, weil er sich mittels seiner Position Vorteile verschaffe, die andere Parteien nicht hätten. „Wir alle zahlen den Wahlkampf von Herrn Söder“, sagte er und schloss: „Deshalb braucht die CSU ein Regulativ. Und dieses Regulativ ist die FDP.“Und das, so ließ Spitzer durchblicken, vielleicht sogar in Form einer Koalition mit den Freien Wählern.