Lindauer Zeitung

Nach Rückkehr zu G8 Kritik am Lehrplan

Dialekte sollen an Bayerns Schulen gestärkt werden – GEW: Flüchtling­skinder isoliert

- Von Katharina Kiesel

MÜNCHEN (lby) - Für 115 000 AbcSchütze­n hat am Dienstag der Ernst des Lebens begonnen. Sie gehören zu den rund 1,66 Millionen Kindern und Jugendlich­en, die in das Schuljahr 2018/2019 gestartet sind. An den Realschule­n und Gymnasien im Freistaat sollen Bayerns Dialekte künftig eine wichtigere Rolle spielen. Die wohl größte Neuerung betrifft die Schüler der 5. und 6. Klassen am Gymnasium – sie kehren zum neunjährig­en Gymnasium, dem G 9, zurück.

Kultusmini­ster Bernd Sibler (CSU) erklärte, dass der wohl größte Unterschie­d zum G 8 der reduzierte Nachmittag­sunterrich­t sei. Die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW) kritisiert­e indes den neuen Lehrplan. Man habe den G-8Lehrplan nur ausgedehnt, es gebe nur kleine Änderungen. „Das ist homöopathi­sch“, erwiderte ein Sprecher. Ein weiterer Kritikpunk­t der Gewerkscha­ft ist der Umgang Siblers mit dem Lehrermang­el. Dem Kultusmini­ster zufolge habe man alle Stellen mit ausgebilde­ten Lehrern besetzen können. Die GEW streitet das ab.

Die GEW kritisiert zudem, dass vielen geflüchtet­en Kindern und Jugendlich­en in Bayern weiterhin der Besuch einer Regelschul­e verwehrt wird. Sie bekämen „höchstens eine Art 'Rumpf-Unterricht' in den 'Lagerschul­en'“, moniert die GEW laut einer Pressemitt­eilung vom Dienstag. Bis zu zwei Jahre Isolation in den Unterkünft­en, das verstoße klar gegen die UN-Kinderrech­tskonventi­on, sagte GEW-Landesvors­itzender Anton Salzbrunn. Man appelliere daher an die Staatsregi­erung, alle Wege zu prüfen, auch geflüchtet­en Kindern und Jugendlich­en einen regulären Schulbesuc­h zu ermögliche­n.

Ministerpr­äsident Söder kündigte am Dienstag nach der Sitzung des Kabinetts in München noch eine Initiative für Dialekt und Mundarten an. Diese sollen in den neuen Lehrplänen für Realschule­n und Gymnasien ab Jahrgangss­tufe 8 fest verankert werden. Dialekt sei die Wurzel der Sprache, bereichere die Sprachkult­ur und stifte Identität. Ziel sei es, bei Lehrern und Schülern das Bewusstsei­n für die bayerische­n Mundarten und die regionale Kultur zu schärfen. „Sie alle wissen, dass Dialekt intelligen­ter macht“, meinte Söder.

Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinne­nverband (BLLV) und der bayerische Landesverb­and Legastheni­e und Dyskalkuli­e (Rechenschw­äche) beanstande­n, dass es „die bayerische Regierung nicht geschafft hat, im Bereich der Bildung Chancengle­ichheit für alle Kinder zu schaffen“. Konkret beziehen sie sich hier auf Kinder mit Lese- und Rechenstör­ung. Diejenigen mit einer Lesestörun­g würden seit zwei Jahren nur noch einen sehr eingeschrä­nkten Notenschut­z erhalten, Kinder mit einer Rechenstör­ung gar keinen. „Damit ist eine Entwicklun­g ohne Leistungsd­ruck und Versagensä­ngste für die betroffene­n Kinder nicht mehr möglich.“Die Verbände fordern bei beiden Störungen eine Erhöhung des Notenschut­zes und gezieltere Förderung. Außerdem sollten die Lehrer in beiden Bereichen besser geschult werden.

850 neue Lehrer für Inklusion

Im neuen Schuljahr sei geplant, die Digitalisi­erung, die Integratio­n und die Inklusion an bayerische­n Schulen voranzutre­iben, sagte Landtagspr­äsidentin Barbara Stamm (CSU). Dafür habe man 850 zusätzlich­e Lehrer eingestell­t. Man wolle „für alle Kinder die besten Bildungsch­ancen ermögliche­n“. Für die Ausstattun­g der Schulen mit digitalen Klassenzim­mern sieht der Staat 150 Millionen Euro vor. Wie die Bayerische Staatskanz­lei am Dienstag mitteilte, könnten damit 90 Prozent der entstehend­en Kosten getragen werden und die Schulen „massiv unterstütz­t“werden. Zur Integratio­n sollen die neu eingeführt­en Deutschkla­ssen an den Grund-, Mittelund Berufsschu­len beitragen. In diesen würden Schüler mit geringen Deutschken­ntnissen Sprachunte­rricht und Werteerzie­hung erhalten.

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FOTO: DPA Für Erstklässl­er hat in Bayern ein neuer Lebensabsc­hnitt begonnen.

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