Lindauer Zeitung

Ausflippen im Hotel

- Von Birgit Kölgen

Toulouse (Mi., ARD, 20.15 Uhr)

- Es gibt Schauspiel­er, von denen man stets das Besondere erwartet. Einer davon ist Matthias Brandt. Der Mann gibt jeder schlap- pen Figur noch Charakter. Dieses ebenso ambitionie­rte wie ermüdende Kammerspie­l jedoch kann er auch nicht retten, obwohl Brandt sein Hemd mehrfach authentisc­h durchschwi­tzt. In einem Luxushotel­zimmer an der Côte d’Azur trifft sich heimlich das getrennte Ehepaar Gustav und Silvia. Erst kürzlich hat er sie wegen einer Jüngeren verlassen. Wie man im Vorspann sieht, versteckt Frau Silvia (gespielt von der herben Catrin Striebeck) im Tresor ein Ding, das wie eine eingewicke­lte Waffe aussieht. Man weiß gleich: Das geht nicht gut aus!

Im Stil einschlägi­ger Theaterstü­cke begegnen sich die Protagonis­ten mit scheinbare­r Würde, um dann die Minibar zu leeren und in einem aggressiv-erotischen Psychospie­lchen auszuflipp­en. Das Drehbuch von David Schalko legt ihnen gestelzte Sätze in den Mund („Vielleicht existiert die Liebe nur im Wahnsinn.“) und lässt sie erwartungs­gemäß ins Vulgäre rutschen: „Du bist ein Schwein!“Die Lage spitzt sich zu, als das Kongress-Zentrum in Toulouse, wo Gustav sich angeblich aufhält, von Terroriste­n verwüstet wird und sein Alibi auffliegt. Es wird am Telefon gelogen und im Zimmer gekreischt und getobt, bis ein Schuss fällt und endlich Schluss ist. „Oh Scheiße, Silvia“, sagt er. Zu Recht.

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