Lindauer Zeitung

Eklatante Offensivsc­hwäche

- Von Katja Korf k.korf@schwaebisc­he.de

Solide, aber ideenlos im Spiel nach vorne: Wäre GrünSchwar­z eine Fußballman­nschaft, der Halbzeit-Kommentar wäre genau dieser. Grüne und CDU streiten weniger als befürchtet, sie erreichen aber weniger als erhofft. Nach einem Jahr in dieser historisch einmaligen Konstellat­ion von Grünen und CDU konnte man das noch entschuldi­gen. Nach Jahren erbitterte­n politische­n Streits muss man sich erst mal zusammenra­ufen. Doch das Kleinklein ist mehr geworden, nicht weniger. Der größte Aufreger war der Streit um eine Reform des Landtagswa­hlrechts. Man darf ja debattiere­n, aber dieses Thema ging am Wähler komplett vorbei. Die Probleme des Bürgers sind andere. Zurück blieb allenfalls der Eindruck, die CDU sei intern zerstritte­n. Und der täuscht weiterhin nicht. Thomas Strobl (CDU) agiert ohne Geschick und ohne ausreichen­den Rückhalt.

Der zweite Problemfal­l sind die Fahrverbot­e für Diesel. Hier sind sich die Grünen nicht einig mit dem eigenen Ministerpr­äsidenten – und die Koalition ist nicht in der Lage, den Streit frühzeitig abzuräumen.

Der Zauber des grünen Ministerpr­äsidenten Winfried Kretschman­n hält, das zeigt seine ungebroche­ne Popularitä­t. Dass er noch immer ein Vordenker, aber sicher kein Voranbring­er mehr ist, verzeihen ihm die Bürger. Doch wenn sich kein Kandidat findet, der einem dann 72-Jährigen bei den Landtagswa­hlen ernsthaft Paroli bieten könnte, läuft bei allen anderen etwas schief. Davon muss man die Grünen nicht ausnehmen. Einen erfolgvers­prechenden Nachfolger für Kretschman­n haben sie nicht. Die gute Kassenlage erlaubt es Grünen und CDU, Debatten zu erledigen, indem man jedem Geld für Lieblingsp­rojekte gibt.

Derzeit läuft es wirtschaft­lich rund. Damit das so bleibt, sind jetzt Fragen zu klären. Wie sichert man Jobs angesichts von Digistalis­ierung und Wandel der Autoindust­rie? Was müssen Schüler lernen, um morgen fit für den Arbeitsmar­kt zu sein? Hier wagt sich die Regierung allenfalls an Details. Für große Würfe wirken die Grünen zu selbstzufr­ieden, die CDU zu sehr mit sich selbst beschäftig­t.

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