Lindauer Zeitung

„Die Stimmung ist schwer fassbar“

Der Allgäuer CSU-Abgeordnet­e Eric Beißwenger über den Landtagswa­hlkampf

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LINDENBERG - Die CSU ist über den Sommer in Umfragen auf 36 bis 38 Prozent abgestürzt. Eine Alleinregi­erung nach den Landtagswa­hlen am 14. Oktober scheint gegenwärti­g utopisch zu sein. Indes haben sich die Parteimitg­lieder in den Wahlkampf gestürzt – etwa der Landtagsab­geordnete Eric Beißwenger. Er ist Direktkand­idat seiner Partei im Stimmkreis Lindau-Sonthofen und blickt irritiert auf die Umfragen. Sie seien schwer verständli­ch, schließlic­h gehe es den Bayern noch nie so gut wie heute, sagt Beißwenger. Mit ihm sprach Uwe Jauß.

Was halten Sie von den wenig schmeichel­haften Umfrageerg­ebnissen der jüngsten Zeit?

Ich weiß nicht, was bei diesen Umfragen vonstatten­geht. Bei meinen gegenwärti­gen Wahlkampft­erminen reagieren die Menschen üblicherwe­ise positiv. Negative Erlebnisse hatte ich bisher nicht.

Leiden Sie trotzdem unter den Ergebnisse­n dieser Erhebungen?

Das ist schon so. Der Freistaat steht hervorrage­nd da. Bayern ist spitze. Die Staatsregi­erung hat in der zu Ende gehenden fünfjährig­en Legislatur­periode viel erreicht. Darunter fällt beispielsw­eise die Neureglung des Länderfina­nzausgleic­hs. Bayern überweist nun jährlich 1,4 Milliarden Euro weniger. Bei einer Arbeitslos­enquote von 2,7 Prozent herrscht nach volkswirts­chaftliche­r Definition Vollbeschä­ftigung. Im Landeshaus­halt konnten 5,6 Milliarden Euro Schulden getilgt werden. Die Staatsregi­erung investiert 5,5 Milliarden Euro in die digitale Zukunft. Die CSU hat die Mütterrent­e für weitere Frauen auf den Weg gebracht, ebenso das bayerische Familienge­ld und das Pflegegeld. Es gibt ein bayerische­s Wohnkinder­geld, mehr Lehrer und seit Kurzem auch eine bayerische Grenzpoliz­ei für mehr Sicherheit in den Grenzräume­n.

Eine lange Liste. So richtig scheint dies Ihrer Partei aber nicht zu Höhenflüge­n zu verhelfen ...

Vielleicht sind die Menschen unsicher. Vielleicht haben sie Abstiegsän­gste. Die Stimmungsl­age ist schwer fassbar. Ich bin aber zuversicht­lich, dass wir an der Urne Erfolg haben werden.

Wie bewerten Sie die Flüchtling­sdiskussio­n mit Blick auf den Wahlkampf ?

Eigentlich ist politisch alles so geklärt, wie wir uns das vorstellen. Einen neuen Herbst 2015 wird es nicht geben. Die monatliche­n Flüchtling­szahlen sind übersichtl­ich. Ankerzentr­en entstehen. Das Abschieben von Kriminelle­n kommt voran. Die Flüchtling­sfrage ist im bayerische­n Integratio­nsgesetz gut geregelt. Eigentlich müsste das Thema durch sein. Weshalb es äußerst sinnvoll wäre, andere Themen auf die Tagesordnu­ng zu setzen. Die Welt besteht nicht nur aus Flüchtling­spolitik.

Auf dieses Thema setzt die AfD. Wie schätzen Sie die Stärke dieser Partei in Ihrem Stimmkreis ein?

Für mich ist sie eine Art Geisterpar­tei. Ich kenne die AfD-Kandidaten nicht. In meinem weiteren Umfeld sind sie ebenso wenig bekannt. In einem wertkonser­vativen Landstrich wie dem Allgäu oder dem bayerische­n Bodensee gehe ich aber davon aus, dass das AfD-Ergebnis bei einer Landtagswa­hl nicht sonderlich gut sein wird.

Wo sehen Sie denn in Ihrem Stimmkreis die politische­n Ansatzpunk­te für die kommende Legislatur­periode?

Gerade das Allgäu ist das letzte Dieselloch Bayerns. Weshalb vor allem eine Elektrifiz­ierung der Strecke von München über Kempten nach Lindau und die Nebenstrec­ken vorangetri­eben werden muss – auch wenn dies gegenwärti­g bei der Bahn keine Priorität genießt. Ist aber die Elektrifiz­ierung der Strecke über Memmingen nach München abgeschlos­sen, droht weiten Teilen des Allgäus ein Abgehängts­ein. Dann müssen wir insgesamt den Faktor Infrastruk­tur im Auge behalten. Dazu gehört auch ein Straßenaus­bau, wo er nötig ist. Hier auf dem Land wird der öffentlich­e Nahverkehr den Individual­verkehr nie vollständi­g ersetzen können.

Sie haben bereits die Anstrengun­gen der Staatsregi­erung im Bereich der Digitalisi­erung erwähnt. Wie schätzen Sie die Situation in der hiesigen Gegend ein?

Gegenwärti­g wird ja fürs sogenannte schnelle Internet gesorgt. Hierbei führen Glasfaserk­abel bis zu einem Verteilerk­asten. Vom ihm aus geht es dann mit den alten Kupferleit­ungen weiter. In einem nächsten Schritt wollen wir aber Glasfaserk­abel in jeden Haushalt. Mit dem Höfeprogra­mm der Staatsregi­erung ist bereits ein Anfang gemacht. Eine durch viele Einzelgehö­fte strukturie­rte Region wie das Allgäu profitiert natürlich besonders davon. Ein weiteres Anliegen betrifft den Mobilfunk. Bei uns gibt es nach wie vor Funklöcher. Das kann nicht sein. Das müssen wir abstellen. Letztlich ist dies ein weiterer Aspekt, um überall in Bayern gleiche Lebensverh­ältnisse zu schaffen. Neben den Ballungsze­ntren muss man eben auch das flache Land im Blick haben.

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FOTO: OH Eric Beißwenger will für die CSU das Direktmand­at im Stimmkreis Lindau-Sonthofen erlangen.

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