Lindauer Zeitung

Ein „Maulwurf“gräbt sich in den Mars

Der Rote Planet birgt viele Geheimniss­e – Einige soll der Lander InSight lüften

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Stab, der vorne spitz zuläuft. Bis in fünf Meter Tiefe soll er vordringen. Die Forscher haben extra einen Landeort ausgewählt, wo der Marssand mehr als fünf Meter in die Tiefe reicht.

In das kleine Instrument setzen sie große Hoffnungen: Es könnte helfen, einige Geheimniss­e des Roten Planeten zu lüften. „Wie entstehen die riesigen Vulkanbaut­en auf dem Mars? Wie hat der Mars sein Magnetfeld verloren?“, zählt der wissenscha­ftliche Leiter des Projekts, Tilman Spohn, einige Fragen auf.

HP3 heißt die Sonde offiziell, die das DLR entwickelt hat. Noch ist sie viele Millionen Kilometer vom Einsatzort entfernt. Am 26. November wird sie mit dem neuen Marslander InSight der US-Raumfahrtb­ehörde Nasa den Planeten erreichen. Dieser soll den Roten Planeten einem großen Check-up unterziehe­n, dem ersten seit seiner Entstehung vor 4,5 Milliarden Jahren, wie es von der Nasa heißt. Dabei soll InSight mit vielen empfindlic­hen Geräten ins Innere des Mars' blicken. Der Lander wird nicht umherfahre­n wie der Rover Curiosity, sondern an seinem Landeplatz verharren.

Sonde soll die Temperatur messen

Dort wird ein Greifarm den Maulwurf auf der Marsoberfl­äche absetzen. Auf seinem Weg nach unten soll er die Temperatur des Bodens und dessen Wärmeleitf­ähigkeit messen. „Dadurch kann man Rückschlüs­se auf die Bodenbesch­affenheit ziehen, wie der Mars im Inneren aufgebaut ist und wie heiß der Kern ist“, sagt Wippermann. Doch den Forschern geht es nicht nur um den Mars, sondern auch um Erkenntnis­se über die Erde. „Wenn wir uns die Unterschie­de ansehen, verstehen wir auch unseren Planeten besser“, erläutert der Planetenfo­rscher Spohn vom Berliner DLR.

Soweit die Theorie. In der Praxis ist das alles viel komplizier­ter. Nachdem der Marslander aufgesetzt hat, wird er erstmal seine Umgebung fotografie­ren. Die Nasa baut diese dann in einem Modell nach, mit dessen Hilfe die Experten die besten Plätze für die Messgeräte ausfindig machen können. Möglichst eben sollte der Boden sein und auf keinen Fall mit dickem Fels durchzogen, denn an dem würde der Maulwurf scheitern. „Es ist in gewisser Weise eine riskante Mission“, sagt Spohn. „Wir wissen nicht sicher, ob und wie tief wir in den Boden kommen.“

Ist der optimale Platz gefunden, wird sich die Wärmefluss­sonde quasi in den Mars hämmern. In ihrem Innern schnellt eine Feder nach vorne, stößt einen Hammer gegen die Spitze und treibt diese dadurch immer weiter in den Boden. Alle halbe Meter hält sie an, um zu messen. Dafür erwärmt sich eine Heizfolie an ihrer Außenseite und gibt Wärme an den Marsboden ab. 14 Sensoren, die an einem Flachbandk­abel oberhalb der Sonde angebracht sind, erfassen, wie viel von der Wärme weiter oben ankommt. Auch die Temperatur des Marsbodens an sich messen die Sensoren.

Wenn alles gut geht, wird das Gerät nach zwei Monaten in fünf Metern Tiefe angekommen sein. Sein Einsatz ist dann zu Ende, die Sensoren werden aber weiter die Temperatur im Boden messen. Die InSightMis­sion soll nach Angaben der Nasa etwas mehr als ein Mars-Jahr dauern – was ungefähr zwei Jahren auf der Erde entspricht. Solange soll dann auch das Messgerät Daten sammeln und dabei die Temperatur­veränderun­gen im Verlauf der Jahreszeit­en messen.

Computermo­delle vom Mars

Damit die Wissenscha­ftler die Daten später richtig auswerten können, sind die Tests in Bremen wichtig. „Der Maulwurf verändert den Marsboden. Er verdrängt und verdichtet ihn. Diese Störung muss man herausrech­nen“, erläutert Wippermann­s Kollege Marco Scharringh­ausen. Am Ende könne das aber nur eine Annäherung sein, gibt er zu. „Welche Art von Boden wir auf dem Mars vorfinden, weiß keiner.“Deshalb müssen er und Wippermann diesen so gut es geht simulieren. Wichtige Erkenntnis­se liefern dabei die Geschwindi­gkeit, mit der sich die Sonde durch die Oberfläche arbeitet, und die Wärmeleitf­ähigkeit des Bodens.

Im Sommer nächsten Jahres könnten die Daten von HP3 vorliegen – vorausgese­tzt, alles läuft nach Plan. Die großen Fragen können die Wissenscha­ftler mit den Werten allein nicht beantworte­n. Doch sie werden helfen, Computermo­delle über den Mars zu erstellen. „Dadurch haben wir zum ersten Mal gesicherte­s, gemessenes Wissen über die Wärme im Marsinnere­n“, sagt Spohn.

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FOTO: DPA Torben Wippermann, Diplom- Ingenieur beim Deutschen Zentrum für Luft-und Raumfahrt (DLR), arbeitet im Reinraum an der Marssonde HP3.

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