Lindaus Weg zwischen Tradition und Moderne
Der 40. Bezirksheimattag findet am 21. und 22. September im Alten Rathaus statt
LINDAU (lz) - Seit 1949 veranstalten die Heimatpfleger in BayerischSchwaben den Schwäbischen Heimattag, eine Veranstaltung für alle Bürger und solche, die sich in Kulturund Naturpflege engagieren. Der 40. Heimattag, der heuer in Lindau stattfindet, befasst sich mit der Frage der Stadtentwicklung, dem Ortsbild und der Ortsgestaltung. Interessant ist vor allem der Festvortrag am 21. September.
Denkmalpfleger in Bayern bekommen laut Pressemitteilung des Heimattages immer wieder zu spüren, dass zwischen dem geschützten Einzeldenkmal und dem großflächigen Ensembleschutz eine Lücke klafft: der Schutz des Ortsbilds. Denn Dörfer und Städte seien von Einfamilienhaussiedlungen oder Industrieund Gewerbegebieten umgeben. Örtliche Bautraditionen wurden aufgegeben zugunsten aktueller Bautrends. Die Heimatpfleger beklagen, dass solche Wohngebiete kaum städtebauliche Qualitäten aufwiesen und auch nicht zum Flanieren einlüden. Verantwortliche in Bauämtern und Stadträten würden in Flächennutzungsplänen und Bebauungsplänen viele Fragen nur unter der Leitlinie der Wirtschaftlichkeit abarbeiten. Regionale Baukultur, städtebauliche Qualität, Durchgrünung, Freiraum- und Aufenthaltsqualität würden dagegen vernachlässigt.
Die Stadt Lindau mit ihrem weitgehend intakten historischen Ortskern auf der Insel gilt den Denkmalschützern als beispielhaft für die Erhaltung historischer Strukturen. Als bemerkenswert bezeichnet Bezirksheimatpfleger Dr. Peter Fassl auch das geschützte Ensemble der sogenannten Bayerischen Riviera, den architektonisch vielfältigen Villen am Bodenseeufer, die zwischen 1840 und 1918 entstanden sind und mit ihren teilweise ausgedehnten Parkanlagen eine eigene städtebauliche und ökologische Besonderheit darstellen.
Andererseits sei auch in Lindau die Frage nach der Pflege des Stadtbildes brennend aktuell: Stadtteile auf dem Festland drohten, ihren Charakter zu verlieren, und die Hintere Insel, die einzelne verkehrshistorisch bemerkenswerte Denkmale aufweise, solle „massiv bebaut werden“. Dann drohe ein Zustand, in dem der historische Kontext dieser Denkmale nicht mehr ablesbar sein werde, zudem werde sich die Silhouette der Inselstadt schwerwiegend verändern.
Auf dem Heimattag geht es deshalb um die Stadt- und Landschaftsqualität von Lindau und um Möglichkeiten der Pflege und Weiterentwicklung gemäß heutigen Anforderungen. Im Mittelpunkt steht am Freitag, 21. September, der Vortrag von Privatdozent Dr. Christoph Hölz, den manche Lindauer bereits als der Verfasser des Buches „Weite Blicke“kennen. Hölz ist wissenschaftlicher Leiter des Archivs für Baukunst an der Universität Innsbruck und setzt sich schon lange mit dem Schutz von Stadt- und Ortsbildern auseinander. Hölz stammt aus Wangen im Allgäu, ihm sind also die Gegebenheiten des Bodenseeraums und der Stadt Lindau bekannt.
Die Veranstaltung im Alten Rathaus beginnt am 21. September um 19 Uhr. Hölz wird nach der Begrüßung durch Bezirksheimatpfleger Fassl und Stadtheimatpflegerin Marigret Brass-Kästl sowie Grußworten über den Schutz von Stadt- und Ortsbildern sprechen. Für diese Veranstaltung ist keine Anmeldung nötig, sie steht jedem offen.
Anders ist es für die Stadtführung, die Brass-Kästl bereits um 15 Uhr anbietet. Und auch die Veranstaltungen am Samstag richten sich an jeden Interessierten, der sich aber vorher anmelden muss. Am Samstag, 22. September, beginnen um 9 Uhr im Alten Rathaus verschiedene Vorträge und Diskussionen: Professor Gerd Aufmkolk wird über die Entwicklung der Hinteren Insel sprechen, Lindaus früherer Chefstadtplaner, Christian Herrling, wird die Gestaltungssattzung vorstellen, Werner Berschneider die Instandsetzung des Rainhauses und Brass-Kästl die Lindauer Villenlandschaft.
Fast ausgebucht ist bereits eine Schiffsexkursion am Samstagnachmittag zur Villenlandschaft, die Brass-Kästl und Hölz führen werden.