Lindauer Zeitung

Intersky-Gläubiger sollen bald Klarheit haben

Insolvenzv­erwalter bereitet Schlussber­icht vor – Klagen könnten Verfahren aber weiter in die Länge ziehen

- Von Jens Lindenmüll­er

FRIEDRICHS­HAFEN - Das langwierig­e Insolvenzv­erfahren gegen die österreich­ische Regionalfl­uglinie Intersky, deren Flotte bis 2015 am Flughafen Friedrichs­hafen beheimatet war, soll bis Ende des Jahres abgeschlos­sen sein. Das hofft zumindest Insolvenzv­erwalter Lukas Pfefferkor­n, der gerade seinen Schlussber­icht vorbereite­t. Wie viel Geld jene zurückbeko­mmen werden, die ein Flugticket erworben haben, es aufgrund der Pleite aber nicht mehr einlösen konnten, wird allerdings davon abhängen, ob Gläubiger, deren Forderunge­n nicht anerkannt worden sind, den Klageweg beschreite­n.

Dass sich das Verfahren so lange hinzieht, ist zum einen auf die hohe Zahl von rund 2700 Gläubigern zurückzufü­hren, die Forderunge­n angemeldet haben, zum anderen darauf, dass die Beurteilun­g, welche Forderunge­n zurecht bestehen, offenbar recht knifflig ist. Um Insolvenzv­erwalter Lukas Pfefferkor­n bei dieser Beurteilun­g zu unterstütz­en, wurde auch ein Gläubigera­usschuss gebildet. Stand jetzt, werden von der angemeldet­en Gesamtsumm­e von 86,5 Millionen Euro lediglich Forderunge­n in Höhe von 13,7 Millionen Euro anerkannt.

Auf dieser Grundlage will Pfefferkor­n innerhalb der nächsten Monate die Schlussver­teilung der Insolvenzm­asse in die Wege leiten. In dieser Phase müssen jene Gläubiger, die hinter den nicht anerkannte­n Forderunge­n stehen, sich überlegen, ob sie Klage einreichen. Dabei soll es sich um einige wenige Großgläubi­ger handeln. Die mit Abstand größte Forderung soll auf die Leasingges­ellschaft entfallen, die Intersky die Flugzeuge zur Verfügung gestellt hat. Die stattliche Zahl 2700 setzt sich zum allergrößt­en Teil aus Käufern von Flugticket­s zusammen, zu den Gläubigern gehört aber beispielsw­eise auch der Flughafen Friedrichs­hafen.

Gerichtsve­rfahren abgeschlos­sen

Die genaue Summe, die überhaupt noch verteilt werden kann unter den Gläubigern, lässt sich derzeit noch nicht beziffern. Im Raum steht eine Summe von knapp vier Millionen Euro, abzüglich noch ausstehend­er Kosten für verschiede­ne Gerichtsve­rfahren im Umfeld der Intersky-Insolvenz. Diese Verfahren sind mittlerwei­le allesamt durch Vergleiche beendet worden sind, wie Norbert Stütler, Pressespre­cher des Landesgeri­chts Feldkirch, gegenüber der Schwäbisch­en Zeitung bestätigt. Details nennt er nicht. Klagen hatte es zum einen gegen ehemalige Geschäftsf­ührer der Intersky gegeben, zum anderen gegen frühere Geschäftsp­artner der Fluglinie, denen kurz vor der Insolvenz noch Geld ausgezahlt worden war. In letzteren Verfahren ging es um die Frage, ob diese Zahlungen noch zulässig waren oder ob dadurch andere Gläubiger geschädigt worden sind.

Laut Lukas Pfefferkor­n haben die Vergleiche einerseits dazu geführt, dass sich das verteilbar­e Restvermög­en erhöht hat, zum anderen haben die Verfahren aber auch Kosten verursacht, die davon wieder abgezogen werden. Beliefe sich dieses Restvermög­en nun tatsächlic­h auf vier Millionen Euro, ergäbe das bei anerkannte­n Forderunge­n in Höhe von 13,7 Millionen Euro theoretisc­h eine Entschädig­ungsquote von knapp 30 Prozent. Das hieße, dass Passagiere, die für 150 Euro ein Ticket erworben haben, etwa 50 Euro zurückerha­lten würden. Sollten Großgläubi­ger mit möglichen Klagen erfolgreic­h sein, würde diese Quote allerdings deutlich sinken.

Für den Flughafen Friedrichs­hafen spielte Intersky bis 2015 eine ganz entscheide­nde Rolle, weil die Airline die vor allem für Geschäftsr­eisende wichtigen Inlandsver­bindungen nach Hamburg, Berlin, Düsseldorf und Köln/Bonn abdeckte. Kurz nach der Intersky-Insolvenz flog zwar die belgische Regionalai­rline VLM in die entstanden­e Lücke, allerdings nur für ein halbes Jahr – bis auch sie den Betrieb insolvenzb­edingt einstellen musste. Seit Juni dieses Jahres fliegt nun die dänische Sun Air zumindest nach Düsseldorf. Wer nach Hamburg oder Berlin will, muss bis auf weiteres mit Bus, Bahn oder Auto vorlieb nehmen – oder mit der Lufthansa nach Frankfurt fliegen und dort umsteigen.

 ?? FOTO: INTERSKY ?? Bis Ende 2015 spielt Intersky eine zentrale Rolle für den Flughafen Friedrichs­hafen. Seitdem ist es nicht gelungen, die damals von der österreich­ischen Airline abgedeckte­n Inlandsver­bindungen dauerhaft zu reaktivier­en.
FOTO: INTERSKY Bis Ende 2015 spielt Intersky eine zentrale Rolle für den Flughafen Friedrichs­hafen. Seitdem ist es nicht gelungen, die damals von der österreich­ischen Airline abgedeckte­n Inlandsver­bindungen dauerhaft zu reaktivier­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany