Von wegen Wahrheit im Wein
So sang einst Paul Hörbiger beim Heurigen. Derzeit hätte er allen Grund zum vorfreudigen Schnüffeln. Die Weinlese hat begonnen, und wenn die Anzeichen nicht trügen, so wird uns dieser sonnige Sommer im Nachgang herausragende Tropfen bescheren. Freunde des edlen Rebensafts schnalzen schon mit der Zunge. Was allerdings seltsam ist: Der Niederschlag des Weins in unseren Redensarten ist eher negativ. Weins schnell als Trugschluss erweisen kann: Kurz vor dem Abitur konfrontierten wir unseren verehrten Religionslehrer mit einem lateinischen Studentenjux.
Auf deutsch:
Ob das nicht logisch sei, wollten wir von ihm wissen. Der Schlaf des Bezechten unterscheide sich diametral vom Schlaf des Gerechten, entgegnete er mit feinem Lächeln. So lernt man in der Schule fürs Leben. Damit sind wir beim Kern der Sache. So sehr wir einen feinen Wein auch schätzen, so gut sind wir beraten, stets die möglichen Folgen zu bedenken. Wilhelm Buschs vielzitierter Zweizeiler
klingt für ebensolche alten Knaben zwar durchaus plausibel – man weiß, von was man redet. Aber ein Blick in die Knopp-Trilogie des Witzbolds aus Wiedensahl belehrt uns: Auch hier ist die Sache nicht so süffig wie zunächst gedacht. In besagtem Bordeaux schwimmt Taubenmist ... Diese tierische Note lässt uns noch an einen anderen alten Knaben aus k. u. k-seliger Zeit denken. Frohgemut nuschelte Hans Moser seine Erkenntnis:
Von veganem Wein hatte er noch nie etwas gehört. Veganer Wein? Das ist zurzeit ein ganz großes Thema, aber wir lassen das jetzt. Sprachglossen sollten kein Schlachtfeld sein für Glaubenskriege.