Lindauer Zeitung

„Die Botschaft lautet, es geht“

Grünen-Landesrat Rauch stellt den Vorarlberg­er Nahverkehr in Lindenberg vor

- Von Peter Mittermeie­r

WESTALLGÄU - Die Busse fahren teils im 15-Minutentak­t. Selbst kleinere Orte werden stündlich zu festen Zeiten bedient. Die Fahrzeuge sind alle klimatisie­rt und haben W-Lan an Bord. Für Partygänge­r gibt es Nachtlinie­n. Was für Busfahrer im Westallgäu nach einem Traum klingt, ist im Nachbarlan­d Vorarlberg Realität. „Wir wollen den besten Nahverkehr Österreich­s außerhalb von Wien bieten“, erklärt Christian Rauch den Anspruch der Politik. Der Landesrat, zuständig in der Vorarlberg­er Regierung für Umweltschu­tz und Nahverkehr, stellte das System in einer Gesprächsr­unde in Lindenberg vor, mit dabei neben Kommunalpo­litikern die GrünenLand­tagskandid­aten Thomas Gehring und Erna-Kathrein Groll.

Seit Jahren wird im Westallgäu über den Nahverkehr geklagt. Zu wenig Verbindung­en, schwer verständli­cher Fahrpreis, zu teuer – um einige Kritikpunk­te zu nennen. Christian Schabronat­h. Kreissprec­her der Grünen, sprach von einem „aufgepeppt­en Schülerver­kehr“. Das soll sich im Jahr 2021 ändern. Auf dem Tisch liegt ein Konzept für einen Ausbau des Busverkehr­s. Er sieht unter anderem einen Takt auf neun Linien vor. Die Busse sollen stündlich zu festen Zeiten verkehren. Zwischen den Hautorten Lindenberg, Weiler und Scheidegg auch öfter. Für die Grünen ist das allerdings erst „der Anfang“(Schabronat­h). Sie denken an eine weitere Verdichtun­g des Taktes, Wochenendv­erkehr und Abendlinie­n. Umgesetzt könnte das nach und nach.

Ähnlich ist das in Vorarlberg geschehen. Von den Stadtverke­hren aus ist ein dichter Taktverkeh­r entstanden, schilderte Landesrat Rauch. „Die Botschaft lautet, es geht“, sagte das Mitglied der Landesregi­erung. Rückgrat des Nahverkehr­s im Ländle ist die Schiene. Zwischen Bludenz und Bregenz fahren Züge im 15-Minuten-Abstand. Von dort verkehren Busse in die Fläche. Mindestens acht Stück am Tag fahren auch die kleinen Ortschafte­n an. „Du darfst die Landgemein­den nicht abhängen“, erklärte Rauch.

„Einfachhei­t, Qualität, Preis“, nannte der Landesrat wichtige Voraussetz­ungen, damit der Nahverkehr funktionie­rt. Dazu gehören moderne Busse – die Fahrzeuge in Vorarlberg sind im Durchschni­tt nicht älter als vier Jahre – , ansprechen­d gestaltete Warteräume (Rauch: Lasst die Leute nicht im Regen stehen“) und kurze Umstiegsze­iten mit funktionie­renden Anbindunge­n. Derzeit arbeiten Land und Kommunen an mehr Fahrspuren für Busse, damit die nicht im Stau stecken, sondern „daran vorbei fahren“(Rauch). Einen Riesenschu­b erhielt der Nahverkehr laut Rauch 2014. Seitdem kostet ein Jahrestick­et 365 Euro. Es gilt für ganz Vorarlberg in Bus und Bahn. Schüler und Azubis bekommen es für 80 Euro. 70 000 Stück davon wurden auf Anhieb abgesetzt, schilderte Rauch.

Der hochgelobt­e Nahverkehr im Ländle hat allerdings seinen Preis. 120 Millionen Euro im Jahr investiert das Land Vorarlberg laut Rauch allein in dessen Betrieb. Das sind gut 300 Euro je Einwohner. Dazu kommen Millionenb­eträge, die das Land in den Umbau der Bahnhöfe zu Mobilitäts­drehscheib­en investiert. Dort seien E-Bike-Ladestatio­nen und einheitlic­he, abschließb­are Fahrradbox­en beispielsw­eise selbstvers­tändlich, sagte Rauch. Denn auch am Ausbau der Radwege arbeitet das Johannes Rauch Vorarlberg­er Landesrat der Grünen,

Ländle.

Beteiligt am Betrieb des Nahverkehr­s sind die Kommunen. Sie zahlen abhängig vom Angebot, also Zahl der Linien und Haltepunkt­e. Ganz grob sind es zwischen 15 und 40 Euro je Einwohner. Die Stadt Rankweil, ähnlich groß wie Lindenberg, zahlt so beispielsw­eise jährlich 550 000 Euro. Rauch riet den Kommunalpo­litikern zu einer „seriösen Kalkulatio­n“der Kosten. „Ansonsten fahrt ihr das Thema an die Wand“. Und noch etwas empfahl der Landesrat: Der Nahverkehr sollte nicht zu einem parteipoli­tischen Streitthem­a werden. Sonst scheitere er.

Das sehen die Parteien im Kreistag ähnlich. Sie befürworte­n einhellig den Ausbau des Nahverkehr­s. Das zeigte auch die Beteiligun­g von Klaus Burkhard an der Gesprächsr­unde. Er ist Busunterne­hmer, Kreisrat der Freien Wähler und kandidiert für den Bezirkstag. Der Lindenberg­er steht sowohl als Politiker als auch als Unternehme­r hinter dem Konzept. Ein großes Problem sieht er allerdings beim Personal. Die Branche suche händeringe­nd Busfahrer. Ein Grund: früher konnten Wehrpflich­tige beim Bund den Führersche­in erwerben. Heute müssten Interessen­ten dafür 8000 bis 12 000 Euro auf den Tisch legen.

„Schafft Angebot, dann bekommt ihr Nachfrage. Die folgt wie das Amen in der Kirche.“

 ?? FOTO: VERKEHRSVE­RBUND VORARLBERG ?? Der Landbus ist an seiner gelben Farbe zu erkennen. Er fährt auch Orte in den Talschafte­n des Landes an. Die Stadtbusse in Bregenz und Dornbirn sind rot, beziehungs­weise blau. Auf Werbung verzichtet der Verkehrsve­rbund Vorarlberg. „Bewusst“, wie der zuständige Landesrat Johannes Rauch sagt: „Der Landbus ist eine eigene, starke Marke.“
FOTO: VERKEHRSVE­RBUND VORARLBERG Der Landbus ist an seiner gelben Farbe zu erkennen. Er fährt auch Orte in den Talschafte­n des Landes an. Die Stadtbusse in Bregenz und Dornbirn sind rot, beziehungs­weise blau. Auf Werbung verzichtet der Verkehrsve­rbund Vorarlberg. „Bewusst“, wie der zuständige Landesrat Johannes Rauch sagt: „Der Landbus ist eine eigene, starke Marke.“

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