„Die Botschaft lautet, es geht“
Grünen-Landesrat Rauch stellt den Vorarlberger Nahverkehr in Lindenberg vor
WESTALLGÄU - Die Busse fahren teils im 15-Minutentakt. Selbst kleinere Orte werden stündlich zu festen Zeiten bedient. Die Fahrzeuge sind alle klimatisiert und haben W-Lan an Bord. Für Partygänger gibt es Nachtlinien. Was für Busfahrer im Westallgäu nach einem Traum klingt, ist im Nachbarland Vorarlberg Realität. „Wir wollen den besten Nahverkehr Österreichs außerhalb von Wien bieten“, erklärt Christian Rauch den Anspruch der Politik. Der Landesrat, zuständig in der Vorarlberger Regierung für Umweltschutz und Nahverkehr, stellte das System in einer Gesprächsrunde in Lindenberg vor, mit dabei neben Kommunalpolitikern die GrünenLandtagskandidaten Thomas Gehring und Erna-Kathrein Groll.
Seit Jahren wird im Westallgäu über den Nahverkehr geklagt. Zu wenig Verbindungen, schwer verständlicher Fahrpreis, zu teuer – um einige Kritikpunkte zu nennen. Christian Schabronath. Kreissprecher der Grünen, sprach von einem „aufgepeppten Schülerverkehr“. Das soll sich im Jahr 2021 ändern. Auf dem Tisch liegt ein Konzept für einen Ausbau des Busverkehrs. Er sieht unter anderem einen Takt auf neun Linien vor. Die Busse sollen stündlich zu festen Zeiten verkehren. Zwischen den Hautorten Lindenberg, Weiler und Scheidegg auch öfter. Für die Grünen ist das allerdings erst „der Anfang“(Schabronath). Sie denken an eine weitere Verdichtung des Taktes, Wochenendverkehr und Abendlinien. Umgesetzt könnte das nach und nach.
Ähnlich ist das in Vorarlberg geschehen. Von den Stadtverkehren aus ist ein dichter Taktverkehr entstanden, schilderte Landesrat Rauch. „Die Botschaft lautet, es geht“, sagte das Mitglied der Landesregierung. Rückgrat des Nahverkehrs im Ländle ist die Schiene. Zwischen Bludenz und Bregenz fahren Züge im 15-Minuten-Abstand. Von dort verkehren Busse in die Fläche. Mindestens acht Stück am Tag fahren auch die kleinen Ortschaften an. „Du darfst die Landgemeinden nicht abhängen“, erklärte Rauch.
„Einfachheit, Qualität, Preis“, nannte der Landesrat wichtige Voraussetzungen, damit der Nahverkehr funktioniert. Dazu gehören moderne Busse – die Fahrzeuge in Vorarlberg sind im Durchschnitt nicht älter als vier Jahre – , ansprechend gestaltete Warteräume (Rauch: Lasst die Leute nicht im Regen stehen“) und kurze Umstiegszeiten mit funktionierenden Anbindungen. Derzeit arbeiten Land und Kommunen an mehr Fahrspuren für Busse, damit die nicht im Stau stecken, sondern „daran vorbei fahren“(Rauch). Einen Riesenschub erhielt der Nahverkehr laut Rauch 2014. Seitdem kostet ein Jahresticket 365 Euro. Es gilt für ganz Vorarlberg in Bus und Bahn. Schüler und Azubis bekommen es für 80 Euro. 70 000 Stück davon wurden auf Anhieb abgesetzt, schilderte Rauch.
Der hochgelobte Nahverkehr im Ländle hat allerdings seinen Preis. 120 Millionen Euro im Jahr investiert das Land Vorarlberg laut Rauch allein in dessen Betrieb. Das sind gut 300 Euro je Einwohner. Dazu kommen Millionenbeträge, die das Land in den Umbau der Bahnhöfe zu Mobilitätsdrehscheiben investiert. Dort seien E-Bike-Ladestationen und einheitliche, abschließbare Fahrradboxen beispielsweise selbstverständlich, sagte Rauch. Denn auch am Ausbau der Radwege arbeitet das Johannes Rauch Vorarlberger Landesrat der Grünen,
Ländle.
Beteiligt am Betrieb des Nahverkehrs sind die Kommunen. Sie zahlen abhängig vom Angebot, also Zahl der Linien und Haltepunkte. Ganz grob sind es zwischen 15 und 40 Euro je Einwohner. Die Stadt Rankweil, ähnlich groß wie Lindenberg, zahlt so beispielsweise jährlich 550 000 Euro. Rauch riet den Kommunalpolitikern zu einer „seriösen Kalkulation“der Kosten. „Ansonsten fahrt ihr das Thema an die Wand“. Und noch etwas empfahl der Landesrat: Der Nahverkehr sollte nicht zu einem parteipolitischen Streitthema werden. Sonst scheitere er.
Das sehen die Parteien im Kreistag ähnlich. Sie befürworten einhellig den Ausbau des Nahverkehrs. Das zeigte auch die Beteiligung von Klaus Burkhard an der Gesprächsrunde. Er ist Busunternehmer, Kreisrat der Freien Wähler und kandidiert für den Bezirkstag. Der Lindenberger steht sowohl als Politiker als auch als Unternehmer hinter dem Konzept. Ein großes Problem sieht er allerdings beim Personal. Die Branche suche händeringend Busfahrer. Ein Grund: früher konnten Wehrpflichtige beim Bund den Führerschein erwerben. Heute müssten Interessenten dafür 8000 bis 12 000 Euro auf den Tisch legen.
„Schafft Angebot, dann bekommt ihr Nachfrage. Die folgt wie das Amen in der Kirche.“