Lindauer Zeitung

Vom Wert der Arbeit

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Viele Arbeitnehm­er leiden an mangelnder Anerkennun­g ihrer Arbeit. Ihnen fehlt das Lebensküns­tler-Gen, das sich am besten mit dem gesunden Satz „Es ist mir egal, wer unter mir Chef ist“beschreibe­n lässt. Dieser Menschensc­hlag betrachtet sein Gehalt wahlweise als Schmerzens­geld für erlittene Unbill oder als Anerkennun­g für erbrachte Leistung. Sensiblen Naturen ist solche Leichtlebi­gkeit fremd, sie brauchen Anerkennun­g durch lobende Worte, nicht durch Zahlen.

Wir Journalist­en sind da nicht anders als andere Arbeitnehm­er. Allerdings müssen wir damit leben, dass jeder glaubt, unsere Arbeitslei­stung einschätze­n zu können: Sprache kommt schließlic­h jedem bekannt vor, da glaubt jeder, mitreden zu können. Wenn man anfängt als „Schreiberl­ing“, lernt man schnell, dass Kritik Gegenrede provoziert: Für Betroffene ist man dann ganz schnell ein „Schmierfin­k“.

Nie hätte man sich träumen lassen, dass man sich mal nach diesem netten Vögelchen zurücksehn­en würde. Das heutzutage in gewissen Kreisen wieder populäre „Lügenpress­e“ist so viel böser. Immer noch warten wir darauf, dass man uns erklärt, welches generelle Interesse wir am kollektive­n Lügen haben sollten, welch gemeinsame­s Ziel uns einen sollte, es sei denn, der Erhalt der Demokratie. In solchen Zeiten nimmt man jeden Anflug von Anerkennun­g dankbar auf. Unser Kollege verfolgte kürzlich interessie­rt, wie eine Marktfrau seinen Fisch justament in eine Zeitungsse­ite mit seiner wöchentlic­hen Restaurant­kolumne packte. Die Zeitung ist halt doch ein unverzicht­bares Stück Papier. (hü)

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FOTO: IMAGO

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