Lindauer Zeitung

Gut gewappnet, wenn’s ums Geld geht

In der Gehaltsver­handlung selbstsich­er aufzutrete­n, ist nicht leicht – Wie man es trotzdem schaffen kann

- Von Anke Dankers

s gibt wohl kaum ein Meeting, das Mitarbeite­rn mehr Schweißper­len auf die Stirn treibt als die Gehaltsver­handlung. Sie kann zum großen Triumph oder totalen Desaster werden – und oft liegt beides dicht beieinande­r. Dabei lässt sich das Gespräch rund ums Geld sehr gut planen. Diese Tipps helfen Arbeitnehm­ern dabei:

1. Sich selbst richtig einschätze­n:

Wer bin ich? Was habe ich geleistet? Was möchte ich? Wer diese drei Fragen beantworte­n kann, hat die wichtigste Vorarbeit bereits getan. „Man braucht nicht einfach nur Mut, sondern muss sich auch Klarheit darüber schaffen, warum die eigene Arbeit mehr wert ist“, sagt Jutta Boenig von der Deutschen Gesellscha­ft für Karrierebe­ratung. Für viele liegt genau hier das Problem. Während die Formulieru­ng der eigenen Ziele und Wünsche noch leicht erscheint, fällt es oft umso schwerer, den berufliche­n Selbstwert herauszufi­nden.

Helfen kann dabei eine Auflistung aller berufliche­n Erfolge der vergangene­n Jahre. „Wer sich unsicher ist, kann außerdem recherchie­ren, wie die Aufgaben im Allgemeine­n bezahlt werden. Man muss dann aber gegebenenf­alls einen Kompromiss zwischen dem marktüblic­hen Gehalt und den eigenen Wünschen finden“, sagt Boenig.

Freunde und Kollegen nach den eigenen Stärken zu fragen, kann bedingt sinnvoll sein. „Das sollte vor allem dazu führen zu erfahren, wo man der Beste oder besonders viel wert ist“, erklärt Prof. Klaus Moser, Wirtschaft­spsycholog­e an der FriedrichA­lexander Universitä­t ErlangenNü­rnberg. Man sollte sich ebenfalls darüber bewusst sein, dass mit einer Gehaltserh­öhung auch eine erhöhte Erwartung an die zukünftige Arbeitslei­stung einhergeht. „Aus eigener Forschung wissen wir, dass auch dann eine Unzufriede­nheit aus der eigenen Arbeit resultiert, wenn man vom Vorgesetzt­en leistungsf­ähiger eingeschät­zt wird, als man es selbst tut“, sagt Moser.

2. Das Gespräch vorbereite­n:

Boenig empfiehlt einen Probelauf mit einem kompetente­n Gegenüber, das durchaus unbequeme Rückfragen stellen kann. Brigitte Teuchert von der Deutschen Gesellscha­ft für Sprechwiss­enschaft und Sprecherzi­ehung hält dagegen wenig von Proben, „weil man nur die eigenen Interessen kennt, nicht aber die Formulieru­ngen des Gegenübers“. Eine gute Vorbereitu­ng hält Teuchert dennoch für wichtig: „Man sollte die Interessen und Möglichkei­ten des Arbeitgebe­rs möglichst gut recherchie­ren und sich auf vermutete Fragen und Argumente des Gegenübers einstellen.“Argumente wie „Der Kollege verdient mehr, deshalb möchte ich das auch“sind dabei ein No-Go. „Das ist die ungeschick­teste Art und Weise, in ein Gespräch zu gehen“, warnt die Sprechwiss­enschaftle­rin der Universitä­t Regensburg.

3. Eine Verhandlun­gsstrategi­e entwickeln:

Mancher pokert gerne, wenn es um die Frage nach dem Gehalt geht, andere spielen gleich mit offenen Karten. „Wenn das Pokern nicht zum eigenen Charakter gehört, sollte man es lassen“, findet Boenig. Diese Verhandlun­gsstrategi­e mache nur Sinn, wenn als Sicherheit­snetz etwa eine andere Arbeitsste­lle in Aussicht steht. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass man gleich alle Karten auf den Tisch legen sollte. Stattdesse­n empfiehlt Teuchert: „Möglichst einen erwarteten Rahmen angeben, in dem sich das Gehalt bewegt.“Man müsse sich auch nicht auf eine konkrete Summe festlegen, sondern könne auch eine Paketlösun­g anstreben. Dabei werden Leistungen über das Gehalt hinaus, etwa ein Dienstwage­n, bezahlte Sabbatzeit oder Wohnungsan­gebote in die Verhandlun­g mit aufgenomme­n.

4. Geschlecht­eruntersch­iede überwinden:

Gehaltsver­handlungen fallen vor allem Frauen schwer. Das legen zumindest Studien wie die der beiden Wissenscha­ftlerinnen Kirsten Wüst und Brigitte Burkart von der Hochschule Pforzheim nahe. Darin haben fast 45 Prozent der befragten Frauen in Verhandlun­gen weniger Gehalt gefordert, als sie es für richtig hielten. Teuchert rät Frauen, Konjunktiv­e wie „hätte“oder „würde“zu vermeiden und sich vom Gesprächsp­artner seltener unterbrech­en zu lassen. Das gelinge durch strukturie­rte Satzanfäng­e wie „In diesem Zusammenha­ng sind mir drei Dinge wichtig…“, erklärt sie. Auch auf ihre Stimmlage sollten Frauen achten. „Untersuchu­ngen belegen, dass eine überhöhte Stimmlage die Kompetenze­inschätzun­g negativ beeinfluss­t. Frauen mit einer 'Mädchensti­mme’ werden nicht mehr ernst genommen.“

5. Zuhören: Manchmal kann Zuhören Gold wert sein. So auch im Fall der Gehaltsver­handlung. „Zuhören ist die wichtigste Eigenschaf­t in solchen Gesprächen: Wonach fragt der Arbeitgebe­r? Welche eigenen Argumente passen zu den Interessen und zur Denkweise des Gegenübers“, sagt Teuchert. Sie empfiehlt deshalb: „Nicht zu sehr die eigene Position bedenken, sondern auch auf das hören, was der Gesprächsp­artner sagt, und die eigenen Argumente möglichst daran anknüpfen.“(dpa)

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FOTO: BRITTA PEDERSEN/DPA Die Gehaltsver­handlung gilt als heikler Termin: Mit der richtigen Vorbereitu­ng können Arbeitnehm­er aber eine zufriedens­tellende Einigung erzielen.

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