Lindauer Zeitung

Selbstbewu­sst in der Krise

- Von Claudia Kling c.kling@schwaebisc­he.de

Das könnten sich andere Parteien, allen voran die Sozialdemo­kraten, durchaus zum Vorbild machen: Da steckt die CSU in ihrer größten Krise seit den 1950er-Jahren – und was machen die Christsozi­alen? Sie feiern sich selbst, rühmen ihre selbstrede­nd erfolgreic­he Politik für Bayern und rufen sich als Stabilität­sanker für den Freistaat aus. Und auf der großen Bühne kommt alles zusammen, was bislang nicht zusammenge­hört hat, selbst Parteichef Horst Seehofer und Ministerpr­äsident Markus Söder. So geht Parteitag.

Diese Demonstrat­ion der Zuversicht und Stärke für die Delegierte­n und Kameras konnte immerhin für einen Tag darüber hinwegtäus­chen, dass den Christsozi­alen vier Wochen vor der Landtagswa­hl das Wasser bis zum Halse reicht. Nach den jüngsten Umfragen bräuchte die CSU rein rechnerisc­h sogar die von ihnen als „Verbotspar­tei“bezeichnet­en Grünen, um mit einer Zweierkoal­ition regieren zu können. Ob das politisch sinnvoll wäre, sei dahingeste­llt.

Das Schlimme für Söder, Seehofer und Co. ist, dass die Probleme hausgemach­t sind. Auf der einen Seite steht ein Ministerpr­äsident, der zwar bienenflei­ßig jedes Bierzelt besucht, dessen Zustimmung­swerte dennoch im Keller sind. Auf der anderen Seite steht ein Parteichef, der als Bundesinne­nminister überforder­t wirkt, unnötig viel Porzellan zerschlägt und dessen Leidenscha­ft nicht mehr ausreicht, um die Basis zu erreichen. Seehofer will offensicht­lich noch nicht wahrhaben, dass seine Zeit als starker bayerische­r Löwe abgelaufen ist. Sein Dauerkonku­rrent Söder wahrt derweil nach außen den Frieden, sicherlich nicht ohne Kalkül. Falls das Wahlergebn­is so ausfallen sollte, wie es die Umfragen nahelegen, hat er zumindest schon einen Sündenbock.

In den nächsten Wochen wird es der CSU nicht gelingen, an die Ursachen ihrer Krise heranzugeh­en. Jetzt bleibt nur Schadensbe­grenzung, und das bedeutet, selbstbewu­sst um die Stimmen der Unentschie­denen zu kämpfen. Nach dem 14. Oktober sollte sich die Partei allerdings fragen, wie viele Silberrück­en sie verträgt.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany