Lindauer Zeitung

Ungenutzte Chancen

Deutsche laut Studie für Revolution der Arbeitspro­zesse noch nicht gewappnet

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GENF (dpa) - Die Digitalisi­erung revolution­iert die Arbeitspro­zesse, aber in Deutschlan­d sind nach einer WEF-Studie nur 46 Prozent der Mitarbeite­r für die neuen Jobs gewappnet. Die Zeit dränge, heißt es in der Studie „Die Zukunft der Arbeitsplä­tze 2018“des Weltwirtsc­haftsforum­s (WEF). Die Revolution habe längst begonnen.

Schon im Jahr 2025 dürften Maschinen mehr Arbeitsstu­nden erledigen als Menschen. Heute betrage der Anteil erst 29 Prozent. Eine Hiobsbotsc­haft für die Arbeitsmär­kte sei das aber nicht: „Die Roboter-Revolution schafft netto 58 Millionen neue Arbeitsplä­tze in den nächsten fünf Jahren“, schätzt das WEF. Der Fokus der Studie liegt auf Arbeitsplä­tzen bei multinatio­nalen Konzernen. Auch die Bereiche Gesundheit, Pflege und Ausbildung hätten Wachstumsp­otenzial.

Das WEF ist eine Stiftung, die von dem Ravensburg­er Wirtschaft­swissensch­aftler Klaus Schwab gegründet wurde. Sie forscht zu Zukunftsth­emen rund um die Arbeit. Bekannt sind ihre Wirtschaft­skonferenz­en in aller Welt. Die größte ist das Jahrestref­fen jeweils im Januar in Davos. Das WEF hat für diese Studie Personal- und Strategiem­anager von Firmen aus 20 Industrieu­nd Schwellenl­ändern befragt, die zusammen 70 Prozent der globalen Wirtschaft­sleistung repräsenti­eren.

Die Ausbildung­slage wird in Frankreich, der Schweiz, Großbritan­nien und China zwar etwas besser beurteilt. Aber Deutschlan­d steht nicht allein da. Mehr als die Hälfte aller Arbeitnehm­er weltweit müssten weitergebi­ldet werden. In Deutschlan­d wollten 73 Prozent der befragten Unternehme­n die Beschäftig­ten schulen. 54 Prozent rechnen aber auch mit Kündigunge­n von Mitarbeite­rn, die mit den neuen Technologi­en nicht umgehen können.

Auslaufmod­ell Bürojob

Bürojobs wie in der Buchhaltun­g dürften schwinden, heißt es in der Studie. In Bereichen wie Marketing, Verkauf und Innovation wachse der Bedarf. Die wahren Gewinner der Entwicklun­g seien aber Datenanaly­sten, Wissenscha­ftler, Software- und Anwendungs­entwickler sowie Experten für elektronis­chen Handel und Social Media. In Regionen wie Afrika, Nahost, Lateinamer­ika und Südasien seien auch Fabrikarbe­iter weiter gefragt, wenn auch mit besserer Ausbildung als heute. Schätzung des WEF

Schon bis 2022 dürften durch die Entwicklun­g von Maschinen und Algorithme­n, die automatisi­erte Prozesse steuern, 75 Millionen Arbeitsplä­tze wegfallen. Gleichzeit­ig würden aber 133 Millionen neuartige Arbeitsplä­tze geschaffen, so die Studie. 50 Prozent der befragten Unternehme­n wollen ihre Belegschaf­t reduzieren und nur 38 Prozent wollten aufstocken. Allerdings wollen 48 Prozent zusätzlich Spezialist­en zeitweise für bestimmte Aufgaben anheuern. Der lebenslang­e Job bei einer Firma wird immer rarer: Unternehme­r wollten flexiblere Arbeitsver­hältnisse, mehr Subunterne­hmer und Tele-Arbeit.

„Die Unternehme­n müssen Automatisi­erungsplän­e mit Ausbildung­sstrategie­n begleiten, das ist eine moralische und unternehme­rische Verpflicht­ung“, meinte Saadia Zahidi, eine der Autorinnen. Regierunge­n müssten die Schulausbi­ldung anpassen, lebenslang­e Weiterbild­ung ermögliche­n und diejenigen unterstütz­en, die in der automatisi­erten Welt keinen Arbeitspla­tz mehr finden.

„Die Roboterrev­olution schafft netto 58 Millionen neue Arbeitsplä­tze in den nächsten fünf Jahren.“

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FOTO: DPA Roboter bei der Montage von MAN-Fahrerkabi­nen: In Deutschlan­d haben nach einer WEF-Studie nur 46 Prozent der Arbeitskrä­fte das Fachwissen für die Jobs der Zukunft.
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FOTO: AFP Klaus Schwab

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