Lindauer Zeitung

Vom „Heißen Draht“zur Kranfahrt

Elektrizit­ätsgenosse­nschaft Schlachter­s bietet zum 100-Jährigen buntes Programm

- Von Maria Luise Stübner

SIGMARSZEL­L - Auf dem Betriebsge­lände der Elektrizit­ätsgenosse­nschaft Schlachter­s (EGS) haben sich am Wochenende beim Tag der offenen Tür die Besucher die Klinke in die Hand gegeben. Wurde hier doch das 100-jährige Bestehen gefeiert, und zu diesem Anlass bot die Genossensc­haft ein rundes Programm für Groß und Klein.

In der Fahrzeugha­lle versucht der siebenjähr­ige Ludwig Breyer die an einem Stab befestigte Öse entlang des „Heißen Drahts“zu führen. Ohne ihn zu berühren, denn sonst zeigt eine Glocke den Fehler an und das Spiel ist beendet. Mutter Stephanie schaut zu und freut sich, dass Ludwig die Geschickli­chkeitsübu­ng fehlerfrei beendet. Luis Pichler (acht Jahre) und Markus Wilhelm (sieben Jahre) wechseln sich derweil am Hometraine­r ab. Je schneller sie treten, desto heller leuchten die Glühbirnen am Lenker. Die neunjährig­e Anna Fuhge steht mit ihrem Papa Jürgen am 20 kV-Leistungss­chalter. Erst hat sie wie wild gekurbelt. Dann legt der Papa den Schalter um – und sie hält sich die Ohren zu. Denn das gibt schon einen ordentlich­en Knall und einen Lichtblitz dazu. Jürgen Fuhge ist Monteur bei der EGS, und Anna meint, das wäre schon eine coole Arbeit. „Aber auch gefährlich“, sagt sie. „Weil da so viel Strom drauf ist.“

Wie Masten an Freileitun­gen bestiegen werden, führt der mit einem Sicherheit­sgeschirr ausgerüste­te Albert Gapp vor. Auch draußen auf dem Betriebsge­lände ist viel los. Regen Zuspruch finden die Kranfahrte­n, wo sich Schlachter­s aus luftiger Höhe betrachten lässt. Das Elektroaut­o stößt ebenfalls auf viel Interesse. Hier sammeln sich immer wieder Grüppchen, auch Sigmarszel­ls Bürgermeis­ter Jörg Agthe wirft ein Auge auf das Fahrzeug. Im Festzelt ist Gelegenhei­t, Hunger und Durst zu stillen und das höchst stimmungsv­oll begleitet von den Musikkapel­len Sigmarszel­l, Hergenswei­ler und Bösenreuti­n. Die Gäste sind mit dem symbolisch­en Preis von jeweils einem Euro dabei, den Rest legt die EGS drauf. Und der Erlös wandert in eine soziale Einrichtun­g im Versorgung­sgebiet, erklärt Vorstandsv­orsitzende­r Rudolf Guggemos. Er freut sich über die große Resonanz und lobt die Mitarbeite­r, die zum Gelingen des Festes viel beigetrage­n hätten.

Diese sind auch Ansprechpa­rtner, wenn die Besucher irgendetwa­s erklärt wissen wollen. Aus dem Versorgung­sgebiet der EGS sind an diesem Tag viele bekannte Gesichter zu sehen: Bürgermeis­ter, Gemeinderä­te und auch Wilhelm Locher, langjährig­er Geschäftss­tellenleit­er der Verwaltung­sgemeinsch­aft (VG) Sigmarszel­l. Die VG ist begleitend dabei, wenn die drei Mitgliedsg­emeinden Hergenswei­ler, Sigmarszel­l und Weißensber­g Konzession­sverträge mit der EGS abschließe­n, wenn Straßenbau­arbeiten mit Erdkabelve­rlegung anstehen oder es um die Erneuerung oder Instandhal­tung der Straßenbel­euchtung geht. Und normaler Stromkunde sei die VG natürlich auch, so Locher.

EGS hat Stromnetz kontinuier­lich ausgebaut

Gegründet wurde die EGS im Jahre 1918 von 39 Mitglieder­n unter der Versammlun­gsleitung von Pfarrer Anton Bertle. Die Netzführun­g erfolgte über eine Hauptleitu­ng von Hergenswei­ler nach Schlachter­s, ausgelegt als Freileitun­g mit einem 35 Quadratmil­limeter-Stahlseil auf Holzmasten. Kam man damals noch mit acht Stationen aus, sind es heute 68 Stationen im eigenen 20 kV-Netz. Geführt wird der Strom über 50 Kilometer Freileitun­gen und 173 Kilometer erdverlegt­es Kabel. Die EGS versorgt über 3500 Haushalte mit kernkraftf­reiem Strom, ist Netzbetrei­ber und Lieferant für die Gemeinden Hergenswei­ler, Sigmarszel­l (außer Niederstau­fen) und Weißensber­g sowie Teile der Stadt Lindau. Zehn Mitarbeite­r halten den Betrieb am Laufen, halten das Leitungsne­tz instand, sorgen für den Ausbau. Für Energieber­atung und Telekommun­ikation ist die Tochterges­ellschaft EGS Dienstleis­tungs-GmbH zuständig. „Die EGS ist sich ihrer Verantwort­ung für die Region bewusst“, heißt es in ihrer Firmenphil­osophie. Sie schaffe moderne und sichere Arbeitsplä­tze vor Ort, vergebe Aufträge bevorzugt an Unternehme­n aus der Region und übernehme Verantwort­ung für Umwelt- und Klimaschut­z.

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FOTOS: MARIA LUISE STÜBNER Sind am Tag der offenen Tür sehr gefragt: die von der EGS gebotenen Kranfahrte­n.
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Stellt sich am „Heißen Draht“geschickt an: der siebenjähr­ige Ludwig Breyer. Seine Mutter Stephanie (rechts) assistiert.

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