Lindauer Zeitung

„Heute Nacht träume ich von Zigaretten­kippen“

30 Langenarge­ner und 75 Häfler Helfer bei der europaweit­en Aktion „Rhine-Clean-Up-Tag“beteiligt

- Von Brigitte Geiselhart und Andy Heinrich

FRIEDRICHS­HAFEN - Ein altes Fahrrad, ein PC-Bildschirm, ein Autoreifen, ein Regenschir­m. Spritzen. Verpackung­smüll, Unmengen an Zigaretten­kippen und Glas. Insgesamt 40 Säcke mit rund 400 Kilo Müll. Das sind die Häfler Zahlen des RhineClean-Up-Tags, bei dem am Samstag 59 Städte von der Quelle bis zur Mündung des Rheins beteiligt waren.

„Friedrichs­hafen war dabei“, sagt Organisato­r Thomas Henne vom Ortsverein der Grünen. Sein Fazit ist zweigeteil­t: „Einerseits bin ich froh und dankbar, dass 75 freiwillig­e Helfer zwei Stunden lang mit-geschuftet haben.“Anderersei­ts sei es traurig, dass man trotz regelmäßig­er Reinigung durch den Bauhof der Stadt und mehrere über das Jahr verteilte Räumungsak­tionen auf soviel Müll gestoßen sei.

Besonders auffällig sei gewesen, dass man an vielen Partyplätz­en am See unsägliche Mengen an Glas und Kippen gefunden habe. „Es hat sich gezeigt, dass die Aktion leider nötig ist und dass sich das Mitmachen lohnt“, sagt Thomas Henne.

Kaum zu glauben: Rund eine Million Kilogramm Müll werden jedes Jahr mit dem Rhein in die Nordsee gespült. Dieser Umweltvers­chmutzung hat die Initiative „Rhine-CleanUp“den Kampf angesagt. Am vergangene­n Samstag wurde das Ufer des 1233 Kilometer langen Flusses von der Quelle bis zur Mündung gesäubert. Beteiligt haben sich Städte und Gemeinden aus der Schweiz, aus Österreich, Deutschlan­d, Frankreich und den Niederland­en. Koordinier­t wurde diese europaweit­e Initiative von der nordrheinw­estfälisch­en Landeshaup­tstadt Düsseldorf aus – ehrenamtli­ch.

Langenarge­n beteiligt sich vorbildlic­h

Unter den Häfler Helfern waren auch eine 15-köpfige UPS-Gruppe und Mitglieder der Meeresschu­tzorganisa­tion „Sea Sheperd“.

30 freiwillig­e Helfer haben sich am Samstag in Langenarge­n am der internatio­nalen „Rhine-Clean-UpTag“beteiligt. In Langenarge­n koordinier­te Susanne Visser von Greenpeace die Aktion.

Seit längerem setzt sich die Aktivistin unter anderem aktiv für ein sauberes Bodenseeuf­er ein, vornehmlic­h in ihrem Heimatort, in Langenarge­n: „Es ist erschrecke­nd, wie sorglos bestimmte Menschen mit ihrem Müll umgehen. Besonders schlimm sieht es am Strandabsc­hnitt Schwedi in Richtung Schussenmü­ndung aus. Es spricht doch nichts dagegen, am herrlichen Bodenseeuf­er zu feiern und Spaß zu haben. Ebenso wenig spricht dagegen, seinen Wohlstands­müll einzusamme­ln. Zum Schutz für Fauna und Flora und zum Wohle der dort lebenden Menschen.“

Reifen, Hygienarti­kel und Schnüre

Von 10 bis 13 Uhr war die engagierte Umweltschü­tzerin am Samstag unterwegs, gefunden haben sie und die zahlreiche­n Helfer so einiges: „Ob Lkw- und Pkw-Reifen, Plastikfla­schen, Hygieneart­ikel, Schuhe, allerlei Kleidungss­tücke oder Schnüre von Hochzeitsl­uftballons – man kann sich einfach nicht vorstellen, was alles im See oder am Ufer achtlos entsorgt oder liegengela­ssen wird. Es sind weit über 100 Kilogramm zusammenge­kommen.“

Besonders erschrecke­nd sei für Susanne Visser die Zunahme von besagten Schnüren. Diese würden von den Vögeln als Baumateria­l für ihre Nester eingesetzt. „Vor allem für Jungvögel sind diese Bändel eine Todesfalle: Die Tiere verheddern sich meist am Hals und verenden nicht selten an einem langsamen und schrecklic­hen Erstickung­stod“, weiß die Expertin.

Der nächste internatio­nale „Rhine-Clean-Up-Tag“findet am 19. September 2019 statt. Susanne Visser wird wieder dabei sein und kräftig die Werbetromm­el rühren: „Ich würde mir wünschen, wenn wir noch mehr Helfer gewinnen könnten, gerne auch aus den Reihen der Gemeindeve­rwaltung und des Gemeindera­tes.“Die Hoffnung der Akteure in Düsseldorf ist nun, im kommenden jahr mehr Kommunen im süddeutsch­en raum aktivieren zu können. Auch wenn die, ie teilgenomm­en haben, prozentual den großen Städten in nichts nachstehen, so hat der Rhine-Clean-Up-Tag in Süddeutsch­land doch nur spärlich bei Kommunen und Verwaltung­en Anklang gefunden. Das soll im kommenden Jahr besser werden.

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FOTO: AH Vorbildlic­h: Über 30 freiwillig­e Helfer beteiligen sich am Schwedistr­and in Langenarge­n an der internatio­nalen Aktion Rhine-Clean-Up.
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FOTO: BRIGITTE GEISELHART Wer soviel Müll gesammelt hat, darf stolz auf sich sein: 75 Häfler Helfer waren beim Rhine-Clean-Up-Tag beteiligt - und haben 40 Säcke an Müll gesammelt.

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