Lindauer Zeitung

Deutschstu­nde

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Bundeskanz­lerin Angela Merkel hat zum Auftakt ihres AlgerienBe­suches am Montag eine deutsch-algerische Partnersch­aftsschule besucht. Merkel nahm am Montag in Algier im Mädchengym­nasium Aicha Oum El-Mouminin unter anderem an einer Deutschstu­nde (Foto: dpa) teil. Nach den Gesprächen mit Staatspräs­ident Abdelaziz Bouteflika und Regierungs­chef Ahmed Ouyahia lobte die CDUPolitik­erin Fortschrit­te bei der Rückführun­g abgelehnte­r Asylbewerb­er. Es gebe eine „sehr konstrukti­ve Zusammenar­beit“.

Der Mann, der Bundeskanz­lerin Angela Merkel am Montagaben­d empfangen hat, sitzt nach mehreren Schlaganfä­llen im Rollstuhl. Richtig sprechen kann er nicht mehr. Aber er ist ein wichtiger Partner. Denn Algeriens Präsident Abdelaziz Bouteflika gilt im unruhigen Nordafrika als Stabilität­sfaktor.

Merkel ging es bei dem Treffen vor allem um das Thema Migration. Zum einen, weil die Bundesregi­erung Algerien zu einem sicheren Herkunftsl­and machen möchte. Zusicherun­gen Bouteflika­s, die Kritiker des Konzepts daheim besänftige­n könnten, kämen Merkel gelegen – öffentlich wurde dazu aber nichts gesagt. Zum anderen ist Algerien als Transitlan­d von Flüchtling­en ein wichtiger Verbündete­r im Kampf gegen kriminelle Schlepper.

Der „arabische Frühling“und die darauf folgenden Verwerfung­en in der arabischen Welt haben Algerien nur gestreift; Bouteflika, der seit 19 Jahren an der Macht ist, überdauert­e alle Proteste mit einer Mischung aus Repression und ein wenig Entgegenko­mmen. Die Demonstrat­ionen fielen wohl auch deswegen schwächer aus als anderswo, weil Algerien schon in den 1990er-Jahren einen schweren Bürgerkrie­g zwischen Militärapp­arat und Islamisten mit 100 000 Opfern erlebt hatte.

Bouteflika kam damals mit Unterstütz­ung der Armee ins Amt, sein Anspruch war es, die gespaltene algerische Gesellscha­ft zu versöhnen. Kritiker wie der Schriftste­ller Boualem Sansal machen ihn hingegen für die Korruption und den Verfall der demokratis­chen Kultur in seiner Heimat verantwort­lich.

Einen Anspruch auf Asyl erhält indes kaum ein Algerier, der nach Deutschlan­d kommt. Die Zahl der Rückführun­gen abgelehnte­r Asylbewerb­er nach Algerien ist zuletzt stark gestiegen. Am Montag vereinbart­en beide Länder, die Zusammenar­beit auf diesem Feld weiter auszubauen.

Im Bundeskanz­leramt wäre man nicht unglücklic­h, wenn Bouteflika bei der nächsten Präsidents­chaftswahl in Algerien 2019 wieder antreten würde; es wäre dann die fünfte Amtszeit des heute 81-Jährigen. Bouteflika, heißt es, denkt gerade darüber nach. (ume/dpa/epd)

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FOTO: IMAGO Algeriens Präsident Abdelaziz Bouteflika ist gesundheit­lich schwer angeschlag­en.

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