Eine kleine Reise durch die Rockgeschichte
White Denim werden auch mit „Performance“ihrem Ruf als klassische Rockband mehr als gerecht
RAVENSBURG - Der „Guardian“bezeichnete sie als „die letzte große Rock-’n’-Roll-Band“. Und während White Denim in den USA und in Großbritannien große Hallen füllen, gelten sie hierzulande noch als Geheimtipp. Womöglich wird sich das mit dem mittlerweile siebten Album „Performance“(City Slang) ändern – zeigt es doch, dass das Quartett aus dem texanischen Austin auch im Studio derart viel Energie freisetzt, dass man diese zu gerne live erleben möchte. Schließlich gehören White Denim zu den wenigen zeitgenössischen Bands, die Rock als körperliche Erfahrung spürbar machen möchten.
Das gelingt ihnen auf ihrem neuesten Longplayer durchaus. Allerdings tritt dieser Aspekt angesichts der hohen musikalischen Komplexität der neun Titel eher in den Hintergrund. Denn bei jedem Song fühlt man sich in vergangene Zeiten zurückversetzt, gerade so würde man an einem alten Radio den Knopf von Rocksender zu Rocksender drehen – das Knistern und Rauschen des Äthers inklusive.
So klingen beispielsweise „Magazin“und „It Might Get Dark“sehr nach dem Glam Rock der 70er-Jahre, „Move On“hingegen nach Prog-Rock mit klassischen 50er-Jahre-BluesElementen, „Sky Beaming“bedient sich beim Jazz der 60er. Doch ist es den US-Amerikanern bei dieser Zeitreise durch die Rockgeschichte auch gelungen, jedem Track unerwartete musikalische, gar moderne Wendungen zu geben, die aufhorchen lassen – wie die verzerrten Gitarrenklänge in „Good News“. All das macht „Performance“zu einem ungewöhnlichen Rockalbum, das alles andere als Einheitsbrei liefert – und doch schön vertraut klingt.
Anspieltipps: „Magazin“, „Performance“und „Move on“.