Lindauer Zeitung

Söder will Pflegeplät­ze gewährleis­ten

Garantie soll für alle Bedürftige­n ab Pflegestuf­e zwei gelten – Kritik von den Grünen

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN - Mit einem sozialpoli­tischen Vorhaben ist die bayerische CSU-Staatsregi­erung in die vier verbleiben­den Wochen vor der Landtagswa­hl gegangen. Gemeinsam mit Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) setzte sich das Kabinett am Dienstag in München zum Ziel, binnen der nächsten fünf Jahre einen „Rechtsansp­ruch auf einen Pflegeplat­z“im Freistaat einzuführe­n. Damit gehe Bayern voran und profiliere sich als „Pflegeland Nummer 1“in Deutschlan­d, so Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU).

Die Garantie soll für alle Pflegebedü­rftigen ab Pflegestuf­e zwei unabhängig vom Alter gelten, erklärte Landesgesu­ndheitsmin­isterin Melanie Huml. Man habe ein „dickes Brett“vor sich, das man mit den kommunalen Spitzenver­bänden bohren wolle. Die Menschen sollten sich keine Sorgen machen müssen, ob sie im Pflegefall versorgt würden, so Huml: „Das ist ein großer Tag für die Pflege.“

Spahn sagte, er sei „sehr dankbar“, dass Bayern mit der Pflegeplat­zgarantie vorangehe. Das gelte auch für die vom bayerische­n Ministerra­t beschlosse­ne Abschaffun­g des Schulgelds für Physiother­apeuten, Ergotherap­euten, Podologen und Logopäden ab dem zweiten Schulhalbj­ahr 2018/2019 (siehe Kasten).

Mehr als 230 000 Menschen haben nach Angaben Söders Anträge für das erstmals vom Freistaat gezahlte Pflegegeld in Höhe von 1000 Euro pro Pflegebedü­rftigem und Jahr gestellt. Als Teil des im vergangene­n April von Söder verkündete­n Pflegepake­ts hat der Ministerra­t außerdem den Ausbau von 1000 Pflegeplät­zen jährlich konkretisi­ert. Gefördert werden Tages-, Nacht- und Kurzzeit- sowie vollstatio­näre Pflegeplät­ze. Das kurz vor der Landtagswa­hl auf den Weg gebrachte Pflegepake­t der Staatsregi­erung sei „erkennbar mit heißer Nadel gestrickt“, erklärte der gesundheit­spolitisch­e Sprecher der Grünen im Landtag, Ulli Leiner. Das „dringendst­e Problem“sei der Mangel an KurzzeitPf­legeplätze­n und der werde nicht angepackt, so der Grünen-Politiker. Nach Erhebungen aus dem Jahr 2017 sei die Zahl der Kurzzeit-Pflegeplät­ze in Bayern rückläufig. Gerade diese Plätze aber seien oft die einzige Möglichkei­t, pflegende Angehörige zu entlasten. Ein Pflegegeld könne dies nicht, so Leiner. Die Pflegeplat­zgarantie stehe „auf ganz wackeligen Füßen“.

Vereinfach­te Visaverfah­ren

Um den Pflegekräf­tebedarf Deutschlan­ds zu decken, plädierte Bundesgesu­ndheitsmin­ister Spahn auch für die Anwerbung ausländisc­her Pflegekräf­te, allerdings nur aus Ländern, die „jung“seien und selbst keinen großen Pflegekräf­tebedarf hätten. Als Beispiele nannte Spahn den Kosovo und die Philippine­n.

Die rechtliche­n Voraussetz­ungen für die Anwerbung solcher Fachkräfte seien im Grunde vorhanden, sagte Spahn. Allerdings dauere das Visaverfah­ren durch die deutschen Botschafte­n im Ausland zu lange. Ideal wären deutsche Pflegeschu­len mit deutschen Trägern im Ausland, die mit dem Zeugnis auch gleich das Visum und die Arbeitserl­aubnis für die Bundesrepu­blik aushändige­n. Es sei bedauerlic­h, dass sich in Deutschlan­d weiterhin viele ausreisepf­lichtige Personen aufhielten, während dringend benötigte Fachkräfte fünf bis zwölf Monate auf ihr Visum warten müssten.

 ?? FOTO: DPA ?? Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (li., CDU), Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (Mitte, CSU) und Landesgesu­ndheitsmin­isterin Melanie Huml (CSU) präsentier­ten die Pläne nach einer gemeinsame­n Kabinettss­itzung in München.
FOTO: DPA Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (li., CDU), Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (Mitte, CSU) und Landesgesu­ndheitsmin­isterin Melanie Huml (CSU) präsentier­ten die Pläne nach einer gemeinsame­n Kabinettss­itzung in München.

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