37-fache Freude über den Gesellenbrief
Herbstfreisprechungsfeier der Kreishandwerkerschaft Lindau
– Freispruch! So lautete das Urteil für die Hoffnungsträger des Handwerks: Nach Jahren intensiver Ausbildung erhielten 37 Auszubildende aus sieben Innungen der Kreishandwerkerschaft Lindau und Schwaben am Montag auf dem Kulturboden im Hutmuseum Lindenberg ihren Gesellenbrief.
Thomas Bergert – es ist die 26. Freisprechungsfeier, die er moderiert – führte locker und fröhlich durch das Programm des Abends, den die Kreishandwerkerschaft Lindau für die drei Junghandwerkerinnen und die 34 Junghandwerker veranstaltete, und der, so Bergert, „vor allem Ihnen, liebe Junghandwerkerinnen und Junghandwerker, in schöner Erinnerung bleiben soll.“
In kurzen straffen Fragerunden entlockte er der anwesenden lokalpolitischen Prominenz, Vertretern der heimischen Wirtschaft sowie den Vertretern der Handwerkskammer Schwaben Statements und Fürsprache für das Handwerk.
Dabei betonten alle, wie wichtig es sei, nach der Ausbildung nicht stehen zu bleiben, sondern die Möglichkeiten der Weiterbildung und Weiterqualifizierung wahrzunehmen.
Gleich zu Beginn bat er die „Promis“in der ersten Reihe aufzustehen, sich umzudrehen, und für die Junghandwerker zu applaudieren. Dieser Akt der Respektbezeugung hat Tradition bei der Freisprechungsfeier. Ebenso wie die Band „Dirty Five“, die immer zu viert kommt, und zwischen den Gesprächsrunden für „Good Vibrations“sorgte.
Kreishandwerksmeister Uli Kaiser freute sich über die Wertschätzung, die dem Handwerk bei der Freisprechungsfeier entgegengebracht wurde. „Lernen hört nie auf. Dennoch zählen im Handwerk die Leistungen, nicht die Titel“, sagt Robert Plersch, Kreishandwerksmeister aus Memmingen.
Hans-Peter Rauch, Präsident der Handwerkskammer für Schwaben sagte, „der wichtigste Schritt nach dem Gesellenbrief ist der Meister. Es ist wünschenswert, dass viele von Ihnen diesen Weg gehen. Wir brauchen Fachleute in Führungspositionen, die einen Betrieb übernehmen oder neu gründen können. In den nächsten Jahren stehen über 5000 Handwerksbetriebe in Deutschland zur Übergabe an, in denen die Nachfolge noch nicht geregelt ist. Das ist eine riesige Chance für den Nachwuchs.“Er wies außerdem auf die Möglichkeit des Betriebswirtes hin – Meister plus Betriebswirt sei gleichgestellt mit einem Masterstudium. „Sie haben damit deutlich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt und den besten Durchblick, denn Sie haben den Beruf von Grund auf gelernt. Haben auch mal die Brotzeit und den Kaffee geholt und sich ihren Platz erarbeitet. Qualifizieren Sie sich und Sie haben glänzende Chancen für Ihr ganzes Berufsleben.“
Eberhard Rotter, der in seinem Amt als Landtagsabgeordneter bei über 50 Freisprechungsfeiern dabei gewesen ist, hat in seinem Amt die Freisprechung zum letzten Mal besucht. Rotter sagte, an die Hauptpersonen des Abends gerichtet: „Wir werden europaweit um unser duales Ausbildungssystem beneidet. Der Boden des Handwerks ist heute wieder goldener denn je.“Auch Markus Anselment von der IHK Schwaben betonte „gut ausgebildete Fachkräfte sind das Geheimnis jedes wirtschaftlichen Erfolgs. Fachleute sind überall gleichermaßen begehrt und werden gebraucht. Michaela Mattes, Geschäftsstellenleiterin der Kreishandwerkerschaft Lindau rief nun die jungen Leute auf, die aus den Händen ihrer Innungsmeister – oder deren Vertreter – ihre Gesellenbriefe erhielten. Anschließend erhielten sie mit den festlich gesprochenen Worten von Uli Kaiser („Ich spreche Sie frei vom Zwang der Ausbildung“) ihre endgültige Freisprechung. Die sie aber – so der Tenor des ganzen Abends, nicht wörtlich nehmen sollten, sondern weitermachen, und sich qualifizieren.
In einer letzten Fragerunde gelobten Max Strauß, als Vertreter für Lindaus Oberbürgermeister Gerhard Ecker, Landrat Elmar Stegmann sowie Ulrich Pfanner, Bürgermeister der Marktgemeinde Scheidegg das Handwerk im Landkreis Lindau weiter zu unterstützen.
Landrat Elmar Stegmann hatte dazu eine frohe Botschaft im Gepäck: Aktuell sei die Staatliche Berufsschule Lindau als eine von 43 Berufsschulen in das Förderprogramm „Exzellenzzentren an Berufsschulen“aufgenommen worden, wodurch neue Fördergelder in den Landkreis fließen.
Zum Abschluss holte Bergert ganz spontan die drei Junggesellinnen ins Rampenlicht: Jana Ritter erzählte, dass sie schon seit der 5. Klasse wusste, dass sie Malerin werden wolle, weil sie fasziniert war und ist, von der Idee Lebensräume mit Farbe zu gestalten.
Zimmerin Sophia Göppel hatte schon in der Schule Spaß am Werkstoff Holz und das ist bis heute geblieben: „Holz ist einfach toll. Es ist lebendig. Es riecht gut. Und du siehst sehr schnell, was du geleistet hast.“Am liebsten baut die zierliche junge Frau Dächer und beim Tragen der schweren Balken helfen ihre männlichen Kollegen bereitwillig.
Zimmerin Lucia Fechner hat ganz einfach zu einem guten Ausbildungsangebot „ja“gesagt, und findet ihre Entscheidung, mit einem Handwerksberuf ins Berufsleben zu starten „topp!“
„Wir brauchen Fachleute in Führungspositionen, die einen Betrieb übernehmen können.“Hans-Peter Rauch, Präsident der Handwerkskammmer Schwaben „Holz ist einfach toll. Es ist lebendig. Es riecht gut. Und du siehst sehr schnell, was du geleistet hast.“Zimmerin Sophia Göppel hatte schon als Kind Spaß am Handwerk