Damit Kinder auf dem Fahrrad sicher sind
Bei der Mobilitätswoche lernen Kinder im Bikepark Zech das Radfahren in schwierigem Gelände
LINDAU - In der Mobilitätswoche sollen nicht nur die Erwachsenen, sondern auch die Kinder mehr über nachhaltige Mobilität erfahren. Deshalb bot der DAV Lindau im Bikepark Zech am Montagabend eine kostenlose Trainingseinheit an. Dabei lernten die Kinder aber viel mehr, als nur den richtigen Umgang mit dem Rad.
Felix legt zwei Finger unter den Riemen seines Fahrradhelmes und zieht die Schlaufe fest. Dann stellt er die Füße auf die Pedale seines Rades. Sein Oberkörper ist nach vorne gebeugt, während er beide Hände fest um den Lenker schließt. Dann stoßt er sich ab und rauscht den ersten Hang hinunter. Er winkelt die Ellbogen an und stemmt sein ganzes Gewicht gegen den Lenker des Rades. Kurz nach der Senke reißt Felix ihn nach oben. Ohne in die Pendale zu treten, fährt er über die Hügel des sandigen Pfades, der mit Steinen und hohem Gras eingesäumt ist. Seine Finger liegen die ganze Zeit über auf der Bremse. Zur Sicherheit. Dann wird Felix immer kleiner, bis er nur noch an seinem hellgrünen Helm mit schwarzen Sprenkeln zu erkennen ist.
Eine Stunde zuvor steht Felix zusammen mit fünf anderen Kindern auf dem Rasen neben dem Gelände. Sie kontrollieren ihre Räder. „Sind die Griffe fest?“, fragen die Trainer Gloria Wöhre und Raphael Preis in die Runde. Nachdem alle Kinder ihre Pedale überprüft und mit den Fingern in die Reifen ihrer Fahrräder gedrückt haben, können sie mit den ersten Übungen beginnen. „Ein Gefühl für das Rad zu bekommen, ist das Wichtigste“, sagt Wöhre, als die Kinder ihre ersten Bremsversuche im Rasen machen. Erst müssen sie schnell bremsen, dann üben sie langsamer stehen zu bleiben. Wie auf dem Bikepark-Gelände oder im Straßenverkehr. Dieses Fahrtraining könne den Kindern in allen Fahrsituationen helfen, meint Wöhre. „Wenn sie ihr Rad kennen, können sie sich mehr auf das konzentrieren, was um sie herum passiert.“Als die Kinder in einem großen Kreis hintereinander herfahren, ruft Preis plötzlich „Stopp!“. Sofort stoßen einige Reifen aneinander. Doch im Laufe der Übung greifen die sechs Hände immer schneller an die Bremse und kommen rechtzeitig zum Stehen.
Grundlagen müssen „sitzen“
Um auf dem „Pumptrack“fahren zu können, müssen die Kinder aber nicht nur das Bremsen, sondern auch das Lenken beherrschen. „Gerade bei einem Sport, den man sich irgendwie auch selber beibringen kann, ist es wichtig, am Anfang die Grundlagen richtig zu lernen“, meint Wöhre. Auf dem grünen Rasen stehen sechs orange leuchtende Hütchen. In immer kleiner werdenden Kreisen umrunden die Kinder das Hindernis. Hin und wieder fahren sie aber eher Wellenlinien, straucheln oder müssen sich mit einem Bein auf dem Boden abstützen. „Da muss man Geduld mit sich haben“, sagt Wöhre.
Felix ist heute das erste Mal im Bikepark. Zwar hat er den erfahrenen Bikern schon oft zugeschaut, wenn sie ihre Kunststücke präsentieren, selbst gefahren ist er aber noch nie. Als sich alle Kinder auf dem Ausgangshügel in der Mitte des Geländes versammeln, blickt er mit großen Augen auf das vor ihm liegende Auf und Ab des sandigen Pfades. Dann setzt er sich aufs Rad und fixiert mit seinen Augen den vor ihm liegenden Hang. Bei der ersten Abfahrt hatte der Neunjährige kurz Angst vom Rad zu fallen. „Dann hab ich mal kurz gebremst und weiter gings“, erzählt er. Immer wieder fährt Felix die Strecke ab und versucht, die Tipps der Trainer umzusetzen, bis er zum Abschluss für einige Sekunden sogar durch die Luft fliegt. Felix Lächeln wird immer breiter, als er von diesem Erlebnis erzählt: „Ich habe mich da oben so frei und leicht gefühlt.“
Als die Sonne schon fast untergegangen ist, schieben die Kinder ihre Räder ein letztes Mal zum Ausgangshügel und schnaufen vor sich hin. Doch in allen Gesichtern liegt ein Lächeln. Auch Wöhre ist mit dem heutigen Training sehr zufrieden. „Manchmal traut man den Kleinen gar nicht zu, dass sie alle Anweisungen verstehen. Doch dann setzen sie es perfekt um.“Für Felix steht fest: Er will wiederkommen. Mit dem Finger zeigt er auf eine Bahn mit steilen Hügeln und flachen Ebenen. Dort will Felix noch in 2018 fahren: „Dazu muss ich mich nur noch trauen.“