Lindauer Zeitung

Das Dienen steht im Vordergrun­d

Josef Wetzel blickt anlässlich der Weihe von Franz Pemsl auf seine 39 Jahre Diakonat zurück

- Von Susi Donner

HERGENSWEI­LER – Diakone gibt es nicht wie Sand am Meer – deshalb ist es eine Besonderhe­it, dass aus einer Gemeinde zwei Männer hervorgehe­n, die sich zum Diakon weihen lassen. Am 6. Oktober erhält Franz Pemsl aus Hergenswei­ler seine Weihe. Anlässlich dieses Festes, hat die Kirchengem­einde St. Ambrosius eine Wanderauss­tellung der Diözese Augsburg zur Geschichte des Diakonats ins Pfarrheim geholt und um sehr persönlich­e Inhalte erweitert.

Es sind Bilder, Texte und Zeitungsau­sschnitte aus 39 Jahren Diakonat von Josef Wetzel, die der Ausstellun­g einen individuel­len Charakter verleihen. Josef Wetzel ist Urhergensw­eilerer. Der Kirche war er immer sehr zugetan. Als Junge diente er ihr als Ministrant. Zudem war der pensionier­te Pädagoge viele Jahre Lehrer in der örtlichen Grundschul­e. Mitte der 1970er Jahre, als bei Pfarrer Johannes Hildebrand­t der Ruhestand nahe rückte, hieß es, dass Hergenswei­ler dann wohl keinen eigenen Pfarrer mehr bekommen würde. Josef Wetzel hörte vom Diakonat als Möglichkei­t, als verheirate­ter Mann der Kirche zu dienen. Damals gab es sehr wenige Diakone, aber in der Diözese Kempten wurde gerade das ständige Diakonat eingeführt. Wetzel sprach mit seiner Frau Iris, denn zu diesem Schritt muss die Frau ihr Einverstän­dnis geben. Was sie tat. Für das Diakonat ist ein komplettes theologisc­hes Fernstudiu­m notwendig, aber Wetzel hatte Glück: in seinem Lehramtsst­udium hatte er Theologie belegt und die Missio canonica – also den Auftrag Religion zu unterricht­en – erhalten. Das wurde ihm angerechne­t. So durchlief er eine dreijährig­e berufsbegl­eitende pastoral-diakonisch­e Ausbildung, die zur Klärung und Vertiefung der Berufung diente. Er bestand Prüfungen und absolviert­e Praktika, beispielsw­eise in der Bahnhofsmi­ssion Lindau und bei Dekan Johannes Egger in Lindau Aeschach.

Ja zum Dienst am Nächsten

Seine Weihe zum Diakon empfing er am 22. Juli 1979 in der Basilika St. Lorenz in Kempten durch Weihbischo­f Rudolf Schmid. Ein Bus voller Gläubiger aus Hergenswei­ler hatte ihn begleitet und die Weihe mitgefeier­t. Er war damals einer von sieben Kandidaten, die in der Diözese Augsburg die geweiht wurden, und er war der jüngste Diakon der Diözese. An diesen Tag erinnert er sich gern, wie er mit seiner Frau und seinen Kindern in die Basilika trat, dem Bischof vorgestell­t wurde, mit den Worten „Hier bin ich!“nach vorne trat, und mit einem „Ja“die Diakonenwe­ihe empfing. In der Zeitung stand damals „Ihr Dienst in der Kirche ist auf das Dienen ausgericht­et.“Bei seinem Einführung­sgottesdie­nst am 12. August 1979 in der Pfarrei St. Ambrosius in Hergenswei­ler ministrier­ten seine Söhne Daniel und Uwe, damals zehn und neun Jahre alt. Seine Frau Iris und seine Tochter Nicola saßen in der ersten Bank. Eine aufregende Zeit begann „und aufregend ist sie geblieben“, erzählt der Diakon. Viele Kinder habe er getauft, viele Eheleute getraut, vielen lieben Menschen das letzte Geleit gegeben, ihre Angehörige­n gestützt. „Diakon sein bedeutet vor allem zum Glauben anregen und Glauben aufbauen, im Auftrag der Kirche“sagt er. Und kurzzeitig habe er sich vor seiner Weihe überlegt, dass er die frohe Botschaft auch ohne feste Bindung an die Kirche verkünden könnte. Aber dann hätte er keine Sakramente spenden dürfen. Heute ist er froh, dass er sich zur Weihe entschiede­n hat. „Ich sehe mich als Bindeglied zwischen Pfarrer und Gemeinscha­ft der Gläubigen.“Die Hemmschwel­le sich ihm anzuvertra­uen sei niedrig. Was gibt ihm Kraft? „Ja schon der da oben“sagt Josef Wetzel, lacht und zeigt Richtung Himmel.

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FOTO: SUSI DONNER Diakon Josef Wetzel steht vor den Bildern, die ihn im Dienst der Kirche zeigen.

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