Der Wal wirbt für die Wahl
Evangelische Christen stimmen im Oktober über ihre Vorstände ab – Dekanat Kempten startet eigenwillige Kampagne
KREIS LINDAU/KEMPTEN (mor) - Im Vorfeld der bayerischen Kirchenwahl am 21. Oktober hat sich das evangelisch-lutherische Dekanat Kempten, zu dem auch der Landkreis Lindau gehört, etwas Besonderes einfallen lassen: Unter dem Motto „Rettet die Wa(h)l“wirbt das Dekanat humorvoll und mit einem Schuss Selbstironie, damit die Gläubigen ihre Stimme für die Kirchenvorstände abgeben. Bei der eigenwilligen Kampagne spielt ein Walkostüm eine große Rolle.
Einer der Gründe für das kuriose Motto: In den vergangenen Jahren war eine gewisse Wahl-Müdigkeit zu spüren. Die Beteiligung lag landesweit bei etwa 20 Prozent. „Wir werden es nicht schaffen, innerhalb einer so kurzen Zeit die Wahlbeteiligung auf 50 Prozent in die Höhe zu treiben, aber wir werden Aufmerksamkeit schaffen“, ist sich Pfarrerin Jutta Martin sicher. „Und das nicht nur im Dekanat, sondern bundesweit – und vielleicht darüber hinaus.“
Die Pfarrerin ist im Dekanat Kempten zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit und immer auf der Suche, „Kirche einmal anders zu zeigen“. Für die jetzige „virale Wa(h)l-Kampagne“bekam sie „grünes Licht“von Dekan Jörg Dittmar und dem Dekanatsgremium. Seit April arbeitet sie dazu intensiv mit dem Kommunikationsdesigner Volker Heim aus Kempten zusammen. Vier Videos gehen in diesen Wochen online, werben humorvoll für die evangelische Kirche und das sonst eigentlich eher trockene Thema Kirchenwahl. „Viral“deshalb, weil sich der „Kirchenwal“wie ein Lauffeuer im Netz verbreiten soll. Dazu seien alle aufgefordert, die Videos weiterzuverbreiten. Auf Facebook und Youtube soll die Aktion die Runde machen. „Es geht darum, mit den Menschen in Dialog zu kommen, eine andere, moderne Art von Aufmerksamkeit zu bekommen“, sagt Martin. Ein Problem schien anfangs allerdings unüberwindbar: „Wo bekommen wir ein Walkostüm her?“, lautete die Frage. Volker Heim rief sogar bei Greenpeace in Hamburg an – aber: Kein Walkostüm war in Sicht. Die Lösung gab es schließlich in Obergünzburg: Schneiderin Johanna Krempl nähte aus fünf Metern grauschwarzem Stoff das Kostüm, verband geschickt Beine und Flossen, sodass die Walflosse auch immer schön im Lauftakt mitschwingt.
Gläubige können das Walkostüm mieten, um in ihrer eigenen Gemeinde zu werben. Bisher gebe es allerdings kaum Nachfragen. Und so gibt es neben dieser Möglichkeit in den Gemeinden natürlich auch die klassische Wahlkampagne mit Flyern des Landeskirchenamtes. Denn: „Entscheidend ist am Ende das Kreuz auf dem Stimmzettel.“