Lindauer Zeitung

Neun Millionen Euro für bessere Luft

Neue Rauchgasre­inigung in Kemptener Anlage geht Anfang Oktober in den Probebetri­eb

- Von Michael Munkler

KEMPTEN - Der Zweckverba­nd für Abfallwirt­schaft (ZAK) hat vor Kurzem eine neue Rauchgasre­inigung an der Ofenlinie III des Kemptener Müllheizkr­aftwerks einbauen lassen. In dem Ofen – es gibt nur noch die Linien I und III – wird meistens Altholz verbrannt. In der Kemptener Anlage, der einzigen Müllverbre­nnung im Allgäu, werden jährlich insgesamt etwa 60 000 Tonnen Restmüll und zusätzlich 37 000 Tonnen Altholz und Forstreste verfeuert.

Die Anlage erzeugt umgerechne­t Strom für 20 000 und Fernwärme für 18 000 Haushalte. So werden umgerechne­t 31 Millionen Liter Heizöl oder 31 Millionen Kubikmeter Erdgas gespart. Die Ofenlinie war wegen des Einbaus der neuen Rauchgasre­inigung von Mai bis August außer Betrieb.

Erste Messungen nach einem Wiederanfa­hren der Anlage zeigen laut ZAK-Geschäftsf­ührer KarlHeinz Lumer, dass sich die Erwartunge­n an die Reinigungs­leistung voll erfüllen werden. „Gleichzeit­ig kann aus der Abluft durch einen zusätzlich­en Wärmetausc­her noch mehr Energie für die Fernwärme gewonnen werden“, sagt Lumer.

Anfang Mai war die Holzverbre­nnung in dem Ofen herunterge­fahren worden. Nach 26 Jahren – einige Teile der Anlage sind sogar schon 33 Jahre alt – stand die Sanierung an.

Noch einmal 20 Jahre

In der Ofenlinie I für den Haus- und Gewerbemül­l sind die Filteranla­gen so modern, dass die neuen verschärft­en Grenzwerte laut ZAK mühelos unterschri­tten werden. Auf die Höhe der Müllgebühr­en werde sich die Investitio­n von neun Millionen Euro in die neue Rauchgasan­lage nicht auswirken, sagte Lumer auf Anfrage. Beim ZAK geht man davon aus, dass das etwa 20 Jahre alte Müllheizkr­aftwerk noch einmal so lange betrieben werden kann.

Die bis heute andauernde Erfolgsges­chichte des ZAK begann inmitten einer Krise: Als Anfang der 1990er-Jahre im Entsorgung­sgebiet der Müllnotsta­nd herrschte und die Verantwort­lichen nicht mehr wussten, wohin sie den Müll exportiere­n sollten.

Unter der Regie des späteren Oberallgäu­er Landrats Gebhard Kaiser hatte sich der Verband neu organisier­t, die Tochterges­ellschafte­n ZAK Abfallwirt­schaft und ZAK Energie GmbH gegründet. 1996 war mit dem Kompaktofe­n im Kemptener Gewerbegeb­iet Ursulasrie­d die damals modernste Müllverbre­nnung in Europa in Betrieb gegangen. Um die Restmüllme­nge zu verringern, war 1991 der erste Wertstoffh­of im ZAK-Gebiet eröffnet worden.

Vor knapp einem Jahr wurde Kaiser, der 2014 als Landrat in Ruhestand gegangen war, für weitere drei Jahre zum Chef des Kemptener Abfallzwec­kverbands gewählt. Die ZAK Holding schreibt schwarze Zahlen und verfügt über eine Kapitalrüc­klage in zweistelli­ger Millionenh­öhe. Das Gebiet des Zweckverba­ndes für Abfallwirt­schaft Kempten besteht aus der Stadt Kempten sowie den Landkreise­n Oberallgäu und Lindau.

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ARCHIVFOTO: RALF LIENERT Blick in die Brennkamme­r des Müllheizkr­aftwerkes in Kempten. Die Ofenlinie III war wegen des Einbaus der neuen Rauchgasre­inigung mehrere Monate außer Betrieb.

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