Neun Millionen Euro für bessere Luft
Neue Rauchgasreinigung in Kemptener Anlage geht Anfang Oktober in den Probebetrieb
KEMPTEN - Der Zweckverband für Abfallwirtschaft (ZAK) hat vor Kurzem eine neue Rauchgasreinigung an der Ofenlinie III des Kemptener Müllheizkraftwerks einbauen lassen. In dem Ofen – es gibt nur noch die Linien I und III – wird meistens Altholz verbrannt. In der Kemptener Anlage, der einzigen Müllverbrennung im Allgäu, werden jährlich insgesamt etwa 60 000 Tonnen Restmüll und zusätzlich 37 000 Tonnen Altholz und Forstreste verfeuert.
Die Anlage erzeugt umgerechnet Strom für 20 000 und Fernwärme für 18 000 Haushalte. So werden umgerechnet 31 Millionen Liter Heizöl oder 31 Millionen Kubikmeter Erdgas gespart. Die Ofenlinie war wegen des Einbaus der neuen Rauchgasreinigung von Mai bis August außer Betrieb.
Erste Messungen nach einem Wiederanfahren der Anlage zeigen laut ZAK-Geschäftsführer KarlHeinz Lumer, dass sich die Erwartungen an die Reinigungsleistung voll erfüllen werden. „Gleichzeitig kann aus der Abluft durch einen zusätzlichen Wärmetauscher noch mehr Energie für die Fernwärme gewonnen werden“, sagt Lumer.
Anfang Mai war die Holzverbrennung in dem Ofen heruntergefahren worden. Nach 26 Jahren – einige Teile der Anlage sind sogar schon 33 Jahre alt – stand die Sanierung an.
Noch einmal 20 Jahre
In der Ofenlinie I für den Haus- und Gewerbemüll sind die Filteranlagen so modern, dass die neuen verschärften Grenzwerte laut ZAK mühelos unterschritten werden. Auf die Höhe der Müllgebühren werde sich die Investition von neun Millionen Euro in die neue Rauchgasanlage nicht auswirken, sagte Lumer auf Anfrage. Beim ZAK geht man davon aus, dass das etwa 20 Jahre alte Müllheizkraftwerk noch einmal so lange betrieben werden kann.
Die bis heute andauernde Erfolgsgeschichte des ZAK begann inmitten einer Krise: Als Anfang der 1990er-Jahre im Entsorgungsgebiet der Müllnotstand herrschte und die Verantwortlichen nicht mehr wussten, wohin sie den Müll exportieren sollten.
Unter der Regie des späteren Oberallgäuer Landrats Gebhard Kaiser hatte sich der Verband neu organisiert, die Tochtergesellschaften ZAK Abfallwirtschaft und ZAK Energie GmbH gegründet. 1996 war mit dem Kompaktofen im Kemptener Gewerbegebiet Ursulasried die damals modernste Müllverbrennung in Europa in Betrieb gegangen. Um die Restmüllmenge zu verringern, war 1991 der erste Wertstoffhof im ZAK-Gebiet eröffnet worden.
Vor knapp einem Jahr wurde Kaiser, der 2014 als Landrat in Ruhestand gegangen war, für weitere drei Jahre zum Chef des Kemptener Abfallzweckverbands gewählt. Die ZAK Holding schreibt schwarze Zahlen und verfügt über eine Kapitalrücklage in zweistelliger Millionenhöhe. Das Gebiet des Zweckverbandes für Abfallwirtschaft Kempten besteht aus der Stadt Kempten sowie den Landkreisen Oberallgäu und Lindau.