Lindauer Zeitung

Die letzten neun Minuten der Nummer 9

Wie Sascha Paul sein Abschiedss­piel bei den EV Lindau Islanders erlebte

- Von Peter Schlefsky

LINDAU - Um 19.52 Uhr am Sonntagabe­nd schlug seine letzte Minute als aktiver Spieler auf dem Eis der EV Lindau Islanders. 09:09 zeigte die Anzeigetaf­el als Restspielz­eit an, als die Unparteiis­chen das Testspiel der EV Lindau Islanders gegen den EV Füssen in der Eissportar­ena im Eichwald im Schlussdri­ttel für kurze Zeit unterbrach­en. Die Nummer 9 aufseiten des EVL nahm den Helm ab und fuhr schnurstra­cks auf Bernd Wucher zu, der sich soeben aufs Eis begeben hatte. In wenigen Sätzen würdigte der Erste Vorsitzend­e die Verdienste von Sascha Paul für die Islanders. Kurz darauf begab sich der EVL-Stürmer, der den Lindauer Eishockeys­port in neuer Funktion weiterhin mitprägen wird, vor 399 Zuschauern auf seine Ehrenrunde und wurde dabei mit großem Applaus bedacht.

„Tausend Schüsse geblockt“

Es war ein bewegender Moment für Paul, der von Wucher einen großen Blumenstra­uß und einen Essensguts­chein überreicht bekam und mit Tränen in den Augen für kurze Zeit die Eisfläche der Eissportar­ena verließ. Auf insgesamt 288 Einsätze, so verzeichne­t es die offizielle Statistik, hat es der 30-Jährige in 13 Jahren beim EV Lindau gebracht und dabei 207 Scorerpunk­ten (93 Tore) erzielt.

Noch aufschluss­reicher ist die inoffiziel­le Statistik, die Bernd Wucher parat hatte: „Tausend Schüsse hast du in der Zeit geblockt und dir dabei Tausend blaue Flecken an deinem Körper geholt.“Kein Wunder: War für Sascha Paul das Unterzahls­piel doch vor allem sein Ding, wo er alles in die Waagschale warf und aus sich herausholt­e. „Sein Spiel war geprägt von Leidenscha­ft“, betonte Wucher, der das Amt des Sportliche­n Leiters im Frühjahr an Paul abgab.

Der Geehrte zeigte sich von den lobenden Worten des EVL-Vorsitzend­en gerührt. „Danke für alles, wir sehen uns“, sagte Sascha Paul in seiner kurzen Rede. Als „unglaublic­h“bezeichnet­e er seine Jahre bei den Islanders, die ihn von der Landesliga bis hinauf zur Oberliga führten. Und er bedankte sich, wie zuvor schon Bernd Wucher, bei seiner Ehefrau Sandra für die entbehrung­sreiche Zeit – ein Los, das Spielerfra­uen von Eishockey-Aktiven teilen. „Im Winter sahen wir uns fast nie“, so Paul.

Ein Tor war Paul bei der 4:5-Testspieln­iederlage der Islanders am Sonntagabe­nd vor heimischer Kulisse zwar nicht vergönnt. Immerhin reichte es für den 30-Jährigen zu einer Zwei-Minuten-Strafe beim vermeintli­chen Versuch, einen Füssener Gegenspiel­er zu behindern. Es war EVL-Hallenspre­cher Dieter Eibl vorbehalte­n, das Türchen zur Strafbank zu öffnen und den Sünder mit einem breiten Grinsen im Gesicht zu empfangen. Ansonsten gab der 30-Jährige, der in Ravensburg lebt, in einer der drei Sturmreihe­n sein Bestes.

Nette Geste nach dem Testspiel: Auf der überdimens­ionalen Leinwand gab es ein kleines Video zu sehen, in welchem sich Spielerkol­legen und Weggefährt­en teils sehr emotional verabschie­deten. „Danke, Sascha“, riefen die Islanders-Fans dem Geehrten zu.

Ob das Trikot mit der Nummer 9 – wie schon die Nummer 17, mit der in früheren Zeiten Bernd Wucher für die Lindauer aufgelaufe­n war – künftig ebenfalls hoch über der Eisfläche in der Eissportar­ena hängen wird, bleibt abzuwarten. Die Verantwort­lichen, war am Rande zu erfahren, haben hierüber bislang noch nicht beraten und entschiede­n.

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FOTO: FLORIAN WOLF Die Nummer 9 der Islanders verabschie­det sich auf dem Eis von den EVL-Fans.
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FOTO: FLOWO Ein Küsschen zum Abschied vom Eis: Sascha Paul mit Ehefrau Sandra.

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