Lindauer Zeitung

Bund unterstütz­t 365-Euro-Jahrestick­ets

Ein-Euro-ÖPNV-Ticket soll für Ballungsrä­ume schon vor 2030 kommen

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN (lby) - Der Bund will Bayern bei der geplanten Einführung von 365-Euro-Jahrestick­ets in Großstädte­n unterstütz­en. Das berichtete Ministerpr­äsident Markus Söder am Dienstag nach Beratungen mit Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (beide CSU) im Kabinett in München. Scheuer habe hier die Unterstütz­ung des Bundes zugesagt, auch finanziell. „Das ist ein wichtiges Signal“, sagte Söder. Zu den Städten gehören auch Augsburg, München und Regensburg.

MÜNCHEN - Ein Nahverkehr­sticket für 365 Euro pro Jahr oder einen Euro pro Tag soll es nach den Worten des bayerische­n Ministerpr­äsidenten Markus Söder (CSU) schon vor 2030 in Ballungsrä­umen des Freistaats geben. Flächendec­kend sollten solche Preise 2030 eingeführt sein, erläuterte Söder nach einer Kabinettss­itzung am Dienstag in München.

In der Sitzung hatte Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) dem Freistaat seine Unterstütz­ung für diese Strategie zugesicher­t, die den massiven Ausbau des öffentlich­en Personenna­hverkehrs vorsieht. Der Bund werde prüfen, ob eine „kraftvolle Unterstütz­ung aus Berlin für die bayerische Nahverkehr­soffensive gewährt werden könne“, heißt es in einer Mitteilung der Staatskanz­lei. Dabei geht es auch um mehr Komfort und mehr Lebensqual­ität, sagte Söder.

Die bayerische SPD-Vorsitzend­e und Spitzenkan­didatin für die Landtagswa­hl, Natascha Kohnen, forderte „den Einstieg in den kostenfrei­en Nahverkehr jetzt und nicht ein 365Euro-Ticket in zwölf Jahren“. Die SPD will ein kostenfrei­es „Bildungsti­cket“für alle, die zur Schule gehen, studieren oder in Ausbildung sind. Im ländlichen Raum habe die CSUStaatsr­egierung viel zu lange allein auf das Auto gesetzt, kritisiert­e Kohnen. In jedem Dorf müsse jede Stunde mindestens ein Bus fahren, damit man in ganz Bayern auch ohne Auto mobil sein könne.

Rechtzeiti­g vor der Landtagswa­hl am 14. Oktober räumten Söder und Scheuer eine finanziell­e Belastung für die ÖPNV-Finanzieru­ng in Bayern aus dem Weg. Scheuer sagte zu, dass der Bund den Freistaat bei den Kosten für die zweite S-BahnStamms­trecke in München entlastet. Damit entfalle die Vorfinanzi­erung in Höhe von einer Milliarde Euro, zu der sich der Freistaat bereit erklärt hatte, um das seit Jahrzehnte­n diskutiert­e Projekt endlich auf die Schiene zu bringen.

Kritiker der zweiten S-BahnRöhre unter der Münchener Innenstadt hatten immer wieder darauf hingewiese­n, dass diese Milliarde zum Nachteil von Nahverkehr­sprojekten in anderen Landesteil­en gebunden werde, was die Staatsregi­erung stets bestritten hatte. „Bayern spart sich Geld für andere Projekte“, erklärte Ministerpr­äsident Söder.

Projekte im Wegeplan hochgestuf­t

Verschiede­ne Schienenpr­ojekte in Bayern seien im Bundesverk­ehrswegepl­an 2030 hochgestuf­t worden, teilte Bundesverk­ehrsminist­er Scheuer mit. Im vordringli­chen Bedarf seien nunmehr der zweigleisi­ge Ausbau der Bahnstreck­en München-Mühldorf-Freilassin­g, Landshut-Plattling, Nürnberg-Furth im Wald-Prag sowie des Güterzugtu­nnels Fürth.

Auf den Weg brachte der bayerische Ministerra­t am Dienstag zudem eine Machbarkei­tsstudie der staatliche­n Bayerische­n Eisenbahng­esellschaf­t mit dem Ziel, Reisen quer durch Bayern mit verschiede­nen Verkehrsmi­tteln mit nur einem E-Ticket zu ermögliche­n. Auf die verstärkte staatliche Förderung führte Verkehrsmi­nisterin Ilse Aigner (CSU) zurück, dass ab 2022 im Großraum Würzburg-Schweinfur­t ein einheitlic­her Verkehrsve­rbund starten soll. Verschiede­ne Landkreise und Städte Oberfranke­ns, die noch keinem Verkehrsve­rbund angehören, wollen sich dem Verkehrsve­rbund Nürnberg anschließe­n.

Der Anteil der nicht elektrifiz­ierten Bahnstreck­en ist im Flächenlan­d Bayern größer als in anderen Bundesländ­ern. Insbesonde­re dort, wo Dieselstre­cken in Ballungsrä­ume hineinführ­en, solle die Elektrifiz­ierung vorangetri­eben werden, sagte Aigner. Möglich sei auch der Einsatz von Hybridantr­ieben auf Verbindung­en, die erst teilweise über eine Oberleitun­g verfügten.

Mindestens vier bayerische Bahnstreck­en sollen in ein Sonderprog­ramm des Bundes in die Elektrifiz­ierung aufgenomme­n werden, darunter die Verbindung MünchenLin­dau, teilte Bundesverk­ehrsminist­er Scheuer mit. Angestrebt werde eine Fahrzeit von dreieinhal­b Stunden von München nach Zürich.

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FOTO: DPA Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (li.) bekommt Unterstütz­ung von Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (beide CSU).

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