Lindauer Zeitung

Neues Gesetz macht einen Strich durch die Rechnung

Lärmschutz­wände bleiben wie gehabt

- Von Isabel Kubeth de Placido

BODOLZ - Weniger Züge, weniger Lärm, dafür kürzere und niedrigere Schallschu­tzwände durch das Gemeindege­biet. Das war die Rechnung, auf die Bürgermeis­ter Christian Ruh gesetzt hat. Doch daraus wird nichts. Zwar sollen nach den jüngsten Zugzahlenb­erechnunge­n der DB Netze 2030 weniger Züge durch Bodolz fahren als bisher gedacht, aber die Lärmschutz­wände bleiben so hoch und so lang wie gehabt. Eine Änderung des Allgemeine­n Eisenbahng­esetzes macht es möglich.

Mehr als zwei Jahre lang hat Bürgermeis­ter Christian Ruh die Bahn mit seiner Forderung nach einer genauen Berechnung der Züge genervt, die in Zukunft durch Bodolz fahren sollen.

Wie die LZ bereits berichtete, hat der Bodolzer Bürgermeis­ter die im Rahmen der Elektrifiz­ierung der Ausbaustre­cke 48, zwischen München und Lindau, von der Bahn angenommen­e Zahl der fahrenden Züge angezweife­lt und genaue Berechnung­en verlangt. Die Zahl der fahrenden Züge war deswegen von Belang, weil sie Auswirkung­en auf die Höhe der Schallschu­tzwände hatte: Je mehr Züge fahren, umso länger und höher muss der Lärmschutz sein und je weniger Züge fahren, umso kürzer und niedriger fallen die Wände aus. Ruh vertrat dabei das Motto, so hoch und lang wie nötig, um die Bürger vor Lärm zu schützen, aber so niedrig und so kurz wie möglich, um den Schaden am Orts- und Landschaft­sbild so gering wie möglich zu halten.

Weniger Güterzüge

Seit Juli liegen nun die Zahlen auf dem Tisch und zeigen, dass Ruh recht hatte. Zumindest was die Zahl der durch Bodolz fahrenden Züge betrifft. Denn im Jahre 2030 werden weniger Züge fahren als angenommen. Insbesonde­re bei jenen Güterzügen, die nachts fahren, war die Zahl gegenüber den einstigen Berechnung­en deutlich gesunken. Hatte die Bahn für 2025 noch zehn Güterzüge angenommen, sind es 2030 nur noch drei, die des Nachts durch Bodolz rattern. Ein Umstand, der Ruh eigentlich Anlass zur Hoffnung gab.

Auch der Schallschu­tzgutachte­r, dem der Bürgermeis­ter die Zahlen zur Berechnung übergeben hatte, hatte ausgerechn­et, dass im Vergleich zu den ursprüngli­chen Zahlen, die Anzahl der Fassaden und Immissions­orte, wo der Zuglärm letztendli­ch beim Vorbeifahr­en ankommt, nahezu halbiert sei. Nunmehr 50 Fassaden an 24 Immissions­orten seien betroffen, erklärte Ruh dem Gemeindera­t auf seiner jüngsten Sitzung. Einfach gesagt, bedeutet dies, dass nur halb so viele Häuser vom Krach betroffen seien als angenommen. Als logische Konsequenz ergab sich daraus für Ruh wiederum, dass auch die Schallschu­tzwände kürzer und niedriger ausfallen dürfen. Weil der Schallschu­tzgutachte­r dies jedoch nicht klären konnte, telefonier­te Ruh mit den DB-Netzen. Und letztendli­ch ergab sich aus dem Gespräch, dass sich seine Hoffnungen zerschlage­n haben. Denn, wie er nun dem Gemeindera­t berichtete, sei eine Änderung eines Paragrafen des Allgemeine­n Eisenbahng­esetzes in Planung. Dieses besage, dass die DB-Netze nur dann Höhe und Länge von Schallschu­tzwänden neu berechnen müssen, wenn neue Zugzahlenb­erechnunge­n ergeben, dass der Lärm größer wird. Verringere sich der Lärm, dürften die DB-Netze weiter mit den alten Zugzahlen rechnen. „Für uns ist das misslich, weil nach dem Gesetz unsere Hoffnung, weniger Lärm ist weniger Schallschu­tz, nicht aufgeht“, erklärte Ruh der LZ.

Die Unterlagen hat Ruh indessen schon einem Anwalt übergeben. Dieser soll prüfen, ob Bodolz über eine Normenkont­rollklage noch eine Chance hat. „Aber die Wahrschein­lichkeit da Erfolg zu haben, ist gleich null“, sagte Ruh der LZ. Dem Gemeindera­t machte Ruh schon einmal eine Alternativ­e zu Höhe und Länge der Schallschu­tzwände deutlich. „Der Punkt, wo wir ansetzen müssen, ist das Aussehen.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany