Lindauer Zeitung

Verantwort­ungsloser Stimmenfan­g

-

Zur Karikatur in der LZ am Samstag, 22. September: Zur Idee von Herrn Kainz, die Stadt soll bei Frau Spangehl betteln gehen, möchte ich auf nachfolgen­den Sachverhal­t hinweisen: Nicht 95 Prozent, aber immerhin 90 Prozent der Straßenbau­kosten an neuen Straßen hätte die Stadt Lindau jahrzehnte­lang an Erschließu­ngsbeiträg­en einnehmen können, wenn sie diese nicht hätte verjähren lassen. Das sind Millionen an Euro! Wer das in einem Wirtschaft­sunternehm­en verantwort­et, fliegt im hohen Bogen.

Am 19. August 2018 habe ich deswegen an OB Ecker geschriebe­n und an die Veröffentl­ichung der Stadt in deren Amtsblatt vom 17. Mai 2014 erinnert, wo es unter anderem heißt: Sollten die Beiträge nicht mehr eingehoben werden können, muss die zivilund strafrecht­liche Seite geprüft werden. So auch der Prüfungsbe­richt vom 21. März 2012 für die Jahre 2005 bis 2010 des Kommunalen Prüfungsve­rbandes.

Meine Frage an OB Ecker lautete: Was ist daraus geworden? Soweit bekannt, ist in der Stadtverwa­ltung für diese Versäumnis­se keiner geflogen. Die noch ausstehend­e Antwort wird wohl ähnlich lauten, wie in der LZ am 28. Dezember 2017 zu lesen war: „Wir nehmen nur ein, was dringend nötig ist.“Dabei hatte der OB in der Ratssitzun­g am 21. Mai 2014 verkündet: „Wir müssen den Sanierungs­stau bei Schulen, Gebäuden und Straßen abbauen. Darüberhin­aus muss die Stadt Eigenmitte­l für die größeren Investitio­nen erwirtscha­ften...“. Ja, wie denn bitte? So wie bisher, geht das jedenfalls nicht.

Zum gleichen Thema titelt die LZ am 14. Mai 2014: „Ecker hat noch nie so schlampige Akten gesehen“, am 17. April 2014: „Stadt hat Hunderttau­sende Euro an Zinsen verschenkt“, am 30. Juli 2016: „Die meisten Straßenabr­echnungen sind verjährt.“

In dieser Sache bewegt sich, jedenfalls in der Öffentlich­keit, seit Jahren nichts! Es ist nicht übertriebe­n: Lindau leistet sich mit staatliche­r Unterstütz­ung aus München seit Jahrzehnte­n ein Schlaraffe­nland aus verschenkt­en Erschließu­ngsbeiträg­en, Straßenrei­nigungsgeb­ühren und Straßenaus­baubeiträg­en. Letztere in Lindau kaum eingeführt, aus populistis­chen Wahlkampfg­ründen nach Kampagnen der CSU und der FW schon wieder rückwirken­d abgeschaff­t. Und seit Neuestem die Erschließu­ngsbeiträg­e gleich mit. Das nennt der Bayerische Gemeindeta­g kommunalfe­indlich. So zu lesen in der LZ am 19. September 2018: „FW plädieren für Ende der Erschließu­ngsbeiträg­e.“Das ist von dem FWChef Aiwanger finanzpoli­tisch verantwort­ungslos! Ähnlich der Stadtrat und Ex-OB Müller am 14. Juli 2018: „Wir freuen uns, dass die Straßenaus­baubeiträg­e der Vergangenh­eit angehören.“

Nur Wähler, die lediglich auf den eigenen Geldbeutel schielen, fallen auf solchen Stimmenfan­g herein.

Dietmar Schmidt,

Lindau

Newspapers in German

Newspapers from Germany